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Die beiden Straßen, die ron Nivelles und von Genappe herkommen, vereinigen sich beim Dorfe Mont St. Jean und führen von hier als Hauptstraße nach Brüssel; vor dem Dorfe zieht sich ein langgestreckter Höhenrand mit sanften Abfällen hin, der sich von selbst dem ersten Treffen der verbün deten Armee zur Aufstellung bot. Weiter rückwärts senkt sich das Terrain wellenförmig und gestattet, Reserven und Reiterei so aufzustellen, daß sie dem Auge des Feindes entzogen bleiben. In dieser Position durfte Wel lington wohl hoffen, auch gegen einen stärkeren Feind sich so lange zu halten bis die preußische Hülfe kam.

Auf dem äußersten rechten Flügel, der zugleich die Verbindung mit den westwärts detachirten Corps unterhielt, beim Orte Braine La Leud, standen zwölf Bataillone Niederländer unter General Chaffé; ihm zunächst einige britische von der Brigade Mitchell und die Division Clinton, zu welcher eine leichte Brigade Briten, die Brigade Du Plat von der deutschen Legion und die von Oberst Halkett commandirten vier Landwehrbataillone Bremervörde, Osnabrück, Quakenbrück und Salzgitter gehörten. In zweiter Linie hinter diesen Truppen war das braunschweigische Corps aufgestellt. Im Centrum zwischen den beiden Straßen von Nivelles und Genappe hielten die briti schen Garderegimenter, an die sich die Division Alten reihte, erst Colin Halketts britische Brigade, hierauf Kielmannsegge mit den hannöverschen Feld. bataillonen Bremen, Verden, York, Lüneburg, Grubenhagen und dem Feld jägercorps, dann die Brigade Ompteda von der deutschen Legion. Als zweites Treffen und als Reserve schloß sich daran das naffauische Contingent. Jen seit der Genapper Straße folgten Picton mit den britischen Brigaden Kempt und Pack und fünf Bataillone Niederländer. Daran reihten sich als linker Flügel die hannöverfchen Brigaden Best und Vincke mit den Landwehrbataillonen Verden, Lüneburg, Osterode, Münden, Hameln, Gifhorn, Hildes. heim und Peine. Den äußersten linken Flügel bildeten drei Regimenter Reiterei unter Vivian, theils Briten, theils von der deutschen Legion. Im zweiten Treffen war die Masse der Reiterei aufgestellt; rechts die Brigaden Grant, Dörnberg, Arentschildt, aus Briten und aus Cavallerie der deutschen Legion gebildet, dann Lord Edward Somerset mit der englischen Leibgarde und Ponsonby mit den Königsdragonern, den „schottischen Grauen“ und den irischen Dragonern. Eben dort hielt auch die niederländische Reiter-Division Collaert, die mit dem braunschweigischen Corps und einer eben erst ange langten Brigade unter Lambert die Reserve bildete.

Vor der Front des Centrums, zwischen den beiden Heerstraßen, lag das Schloß Hougomont, das mit seinen massiven Gebäuden, Gärten und Gehölz sich trefflich zum Stüßpunkt des Widerstandes eignete. Während der Nacht zur Vertheidigung eingerichtet und von einigen Compagnien britischer Garde, einem Bataillon Nassauer und einer Abtheilung Hannoveraner beseßt, bat dieser Punkt einen bedeutsamen Antheil an den Ereignissen der Schlacht ge

wonnen, theils durch die wüthenden Angriffe der Franzosen, theils durch den heroischen Widerstand, womit dieselben abgeschlagen worden sind. Weiter links und näher vor der Front der Alliirten lag das Vorwerk la Haye Sainte, durch ein Bataillon von der deutschen Legion besetzt; vor dem äußersten linken Flügel die Gehöfte Papelotte und la Haye, deren Vertheidigung der naffauischen Brigade unter Herzog Bernhard, die in niederländischem Solde stand, anvertraut war.

Es waren im Ganzen 49,600 Mann Infanterie, 12,400 Reiter und 150 Geschüße, die der Herzog auf dem Schlachtfelde beisammen hatte; mit der Artillerie eine Maffe von 67,600 Mann, darunter nahezu 24,000 Briten 30,000 Deutsche und 13-14,00 Niederländer.")

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Napoleons Infanterie war an Stärke den Gegnern beinahe gleich (48,950 Mann); aber er war an Reiterei und Artillerie überlegen. Von ersterer hatte er 15,700 bei sich, die Masse seiner Geschüße belief sich auf 246. Er führte im Ganzen 71,900 Mann und dazu beinahe hundert Ge schüße mehr als der Feind gegen die Höhen von Mont St. Jean heran. Sein äußerster rechter Flügel, aus Reiterei bestehend, berührte das Schloß Frischermont; daran reihte sich bis zum Pachthof La Belle Alliance," wo ungefähr die Mitte seiner Linie war, die Infanterie des Erlon'schen Armeecorps in zwei Treffen. Westlich davon stand der größte Theil des Corps von Reille. Hinter dem rechten Flügel waren Milhauds Kürassiere und die leichte Gardereiterei, hinter dem linken Flügel Kellermanns schwere Cavallerie. Hinter dem Centrum hielt gleichfalls Reiterei und was von Lobau's Corps anwesend war; eine Strecke weiter rückwärts standen die Garden zu Fuß und ihre schwere Cavallerie.

Nach einer regnerischen und gewitterreichen Nacht schien der Morgen des 18. Juni sich klären zu wollen; aber der Boden war noch aufgeweicht und für Geschüß wie Reiterei schwer gangbar. Das mag wohl auch die Hauptursache gewesen sein, weshalb Napoleon erst spät seine Truppen in Linie

*) Diese Berechnung beruht auf den detaillirten Tabellen, die Siborne I. 327-334. 371-374 gibt. Die 30,000 Deutschen vertheilen sich so: deutsche Legion 5824 M., Hannoveraner 11,220, Braunschweiger 5962, Nassauer 7100 Mann. Die letzteren haben wir natürlich zu den Deutschen gezählt, obwohl 4300 davon im niederländischen Solde standen und auch in den Listen als „2. Brigade der Division Perponcher" aufgeführt werden. Vergleicht man mit diesen Angaben den ursprünglichen Bestand des Heeres, wie ihn die britischen Quellen angeben, so wird Alles zusammenstimmen. Es ist dabei nur der Verlust vom 16. und 17. abzuzählen und das, was von der Armee detachirt war. Die siebente britische Division und das hannöversche Reservecorps standen entfernt; die britische Brigade Johnstone, die hannöversche Brigade Lyon und die niederländische Division Stedmann sammt zwei Drittheilen der hannöverschen Reiterbrigade Estorff waren am Tage vorher westlich gegen Hal detahhirt worden.

treten ließ und, was Viele tadeln,*) den ganzen Morgen damit hinbrachte, eine Schlachtordnung zu bilden, die durch ihre Einfachheit den Gegnern im ponirte und deren prachtvoller Aufmarsch nach britischem Zeugniß die Alliirten auf den Höhen selber mit Bewunderung erfüllte. Sein Plan war, den Hauptangriff nach dem linken Flügel Wellingtons zu richten, eine Attake auf das Centrum und namentlich auf Hougomont sollte diese Bewegung maskiren und einen Theil der feindlichen Kräfte dorthin ziehen.

Es war fünfundzwanzig Minuten vor Mittag, als eine Division von Reille's Armeecorps (unter Jerome Bonaparte) die Schlacht begann. Ven ihr warf sich eine Colonne auf das Schloß Hougomont, suchte es zu erstürmen, ward aber zurückgeworfen. Ein erneuerter Angriff führte die franzősischen Tirailleurs bis in das Gehölz und in die Nähe des Gartens; dort mußten sie aber abermals weichen. Es war der Anfang eines Kampfes, der in gleicher Weise den größten Theil des Tages hindurch fortgedauert hat. An die Truppen Jerome's schloß sich bald die Division Foy, später noch an dere Abtheilungen, während auch die Besaßung von Hougomont durch den größten Theil der britischen Garden und ein braunschweiger Bataillon verstärkt ward. Die Angriffe waren ebenso heftig, wie die Vertheidigung hartnäckig. Das Schloß selber zu nehmen, obwol ein Theil der Gebäude in Flammen stand, wollte allen Anstrengungen nicht gelingen; es brach sich dert jedes Mal der Angriff, auch wenn er bis an die Mauer des Gartens und der Gehöfte vorgedrungen war.

Indessen war die große Bewegung gegen die Mitte und den linken Flügel der Alliirten begonnen worden. Ueber siebzig Geschüße eröffneten ihr gewaltiges Feuer, unter deffen Schuße Ney mit dem Erlon'schen Armeecorps und einem Theil von Kellermanns Reiterei sich in Marsch seßte, um die Vorwerke La Haye Sainte und Mont St. Jean wegzunehmen, das feind. liche Centrum zu durchbrechen und den linken Flügel zu umgehen. Der Angriff hatte früher beginnen sollen; aber in dem Augenblick, wo Ney vorgehen wollte, glaubte Napoleon zur Rechten, zwar noch in weiter Ferne, den Anmarsch neuer Colonnen zu bemerken; eine aufgefangene Depesche gab gleich darauf die Gewißheit, daß es Bülows Corps war, dessen erste Spißen sich von Wavre her anfingen zu nähern. Der unerwartete Zwischenfall verschob den Angriff, aber eine ganz genügende Vorsorge gegen die Bedrohung der Flanke von dieser Seite ward nicht getroffen.

Gegen zwei Uhr griff Ney an; die vier Divisionen des Erlon'schen Corps segten sich in vier Colonnen gegen die Stellungen von La Haye Sainte bis Smouhen in Bewegung.") Das erste Vordringen verhieß Er

*) Namentlich Clausewitz VIII. 118, 127, 145.

**) Nach Charras S. 263. 264 woren die Colonnen zum Angriff nicht gut vertheilt und ihre taktische Aufstellung fehlerhaft.

folg. Die Division Durutte nahm Smouhen und Papelotte, ohne freilich dies lezte halten zu können; die Division Donzelot nahm die Gärten bei La Haye Sainte und als ein hannöversches Bataillon zu Hülfe eilte, wurde es mitten in der Entwicklung von der Reiterei zersprengt; weiter rechts hatten die niederländischen Bataillone durch das gewaltige Geschüßfeuer die Haltung verloren und gaben bei den ersten Salven des Fußvolkes in eiliger Flucht ihre Stellungen preis. Jezt hielt aber Picton das weitere Vordringen des Feindes auf; der heldenmüthige Mann, der schon bei Quatrebras das Beste gethan und dort eine Wunde davongetragen, die er im Kampfeseifer verbarg, führte die beiden Brigaden Kempt und Pack, die zwei Tage vorher so wacker gefochten, aber auch so stark gelichtet worden waren, zum Angriff gegen die schon die Höhe herankommenden Franzosen entgegen und warf sie in kurzem glänzenden Gefecht den Anhang hinunter. Der Erfolg ward freilich theuer erkauft; Picton selber war durch eine feindliche Kugel niedergestreckt worden. Indessen hatte der Führer der Cavallerie, Lord Urbridge, gleich beim ersten Vorgehen des Feindes die beiden Reiterbrigaden unter Somerset und Ponsonby, die rückwärts standen, vorrücken lassen; es waren die Garden, die Königsdragoner, die „schottischen Grauen," die irischen „Inniskilling," also das Auserlesenste, was das britische Heer an Reitern zählte. Der Angriff war so, wie er sich von solchen Truppen erwarten ließ. Somersets Garden warfen in einem furchtbaren Handgemenge die feindlichen Kürassiere, welche die Höhen heraufgedrungen waren, vor sich nieder; die schottischen Grauen und die Irländer brachten das Fußvolk in Verwirrung, während die Königsdragoner die Spiße der Division Alix über den Haufen warfen. Nur waren die tapferen Reiter selbst völlig aus einander gekommen und sprengten in aller Haft und Tollkühnheit des Sieges bis unter die feindliche Linie hinein. Somersets Garden stürmten auf die französischen Positionen bei Belle Alliance, Ponsonbys Schwadronen richteten erst unter der weichenden Infanterie große Verheerungen an, drängten sich bis in die Batterien des Feindes und hieben die Mannschaft nieder, bis sie von frischer Reiterei, Kürassieren und Lanciers, in der Front und Flanke attaquirt und schon aufgelöst, wie sie waren, mit großem Verlust zurückgehen mußten. Ponsonby selbst und eine Menge höherer Officiere sind dabei gefallen. Aber weit vorzudringen gelang doch auch den Franzosen nicht; es warf sich ihnen. Vandeleurs Brigade entgegen und hemmte die fernere Verfolgung.

Dieses ganze wilde Drängen hatte nicht viel über eine Stunde gedauert. Der große Angriff der Franzosen auf die feindliche Mitte und Linke war fruchtlos gewesen; nur das Schlachtfeld zeigte allenthalben die fürchterlichen Spuren des Kampfes. Beide Theile zogen sich in ihre Stellungen zurück und suchten die Lücken auszufüllen, die der Kampf gelassen. Die tapfere Schaar Pictons und die Reiterei waren stark gelichtet; Somersets und Pon. sonbys Schwadronen hatten beinahe die Hälfte verloren, von 2407 nicht we

niger als 1058 Mann. Aber es war dem Feinde auch eine gewaltige Attake
mißglückt; von Erlons Corps blieben gegen 3000 Mann in Gefangenschaft,
eine Anzahl Geschüße waren zum Schweigen gebracht, weil die Bedienung
niedergehauen war.") Und bei Hougemont waren alle Versuche glücklich abge-
schlagen worden.

Es begann nun wieder eine furchtbare Kanonade, während die Franzosen
die Kräfte zu einem neuen Angriffe sammelten. Die Reiterei sollte diesmal
den Hauptschlag führen; Milhauds Corps und ein Theil der Garde, im Gan-
zen 40 Schwadronen, sollten sich gegen die feindliche Mitte und Rechte wen
den, um zwischen Hougemont und La Haye Sainte durchzubrechen, indeffen
zur Seite die Infanterie ihre Angriffe auf die Vorwerke und Gehöfte erneu
erte. Es war ein Anblick imposantester Pracht, als die Masse bepanzerter
Kürassiere, denen die Lanzenreiter und die Chasseurs von der Garde folgten,
sich dem Rande der Anhöhe näherten und von dem Kartätschenhagel uner
schüttert ihn erstiegen. Früherer Weisung gemäß hatte die Bedienung der bri
tischen Geschüße, als die Cavallerie sie erreicht, sich in die nächsten Quarrés
zurückgezogen; so fanden die feindlichen Reiter die Geschüße ungedeckt und
stürmten unter Triumphgeschrei vorwärts. Aber auf dem inneren Abhange
stand schachbretförmig in Quarrés gebildet die verbündete Infanterie; schwei-
gend erwartete sie den Feind und erst als der Reiterschwarm heranbrauste,
gab sie auf dreißig Schritte Feuer. Die Reiter geriethen in Verwirrung,
einzelne Schwärme jagten durch die Zwischenräume durch bis zur verbündeten
Cavallerie, die dann in Ordnung vorging und den Feind den Abhang hin-
unterwarf. Jeßt eilten auch die Artilleristen zu ihren Kanonen zurück und
fandten dem weichenden Feinde ihre verheerenden Gefchoffe nach.

Nach kurzer Pause ward der Angriff wiederholt; wieder gelangten die
Reiter bis auf die Höhen, unter die Geschüße und die Quarrés, abermals
entspann sich ein hißiges Gefecht zwischen der Cavallerie beider Heere, wobei
wie vorher die bescheidene Macht einiger britischer und braunschweigischer Rei-
terregimenter und der Dragoner von der Legion glanzvoll Stand hielt gegen
den viel zahlreicheren Feind; der Erfolg war nicht günstiger, als das erste
Mal. Jezt verstärkten sich die Franzosen durch Kellermanns schwere Reiterei
und den Rest der Garde; es soll eine Masse von 77 Schwadronen gewesen
sein, die glänzend und bewegt der wegenden See gleich von Neuem auf den
Rand der Höhen anstürmte. Mit troßiger Verwegenheit warfen sich die
Franzosen abermals auf die Vierecke, aber diese boten unerschrocken Troy, die
jungen Braunschweiger mit gleicher Tapferkeit wie die britischen Veteranen.
So ward auch dieser Reitersturm abgeschlagen.

Indessen hatte die Infanterie den Kampf mit neuer Energie wieder aufge

*) In britischen Quellen ist ihre Zahl auf 30-40 angegeben, die Franzosen be-
Haupten, es seien nur 15 gewesen. S. die Bemerkung von Charras S. 270.

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