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betreffen, zerflossen sind wie Nebel vor der Sonne. 3. Unter den mancherlei hirnverbrannten Einfällen, die der moderne Kritizismus gehabt hat, um den Ursprung des Christentums zu erklären, ist wohl nächst dem Panbabylonismus die apokalyptische Entstehungstheorie, die in obskuren Werken wie „Aufnahme des Moses“, „Buch der Jubiläen“, „Buch Henochs“, „Geheimnisse Henochs“, „Apokalypse des Baruch“ und „Zweiter Esdras" den Ursprung der christlichen Religion und die Quelle der neutestamentlichen Lehre finden will, eine der unsinnigsten, die aber, in gravitätischen, mit syrischen, hebräischen und griechischen Zitaten reich verbrämten Artikeln vorgetragen, zu dem Ansehen einer wissenschaftlichen Hypothese gelangt ist. Nun hat eine Frau, Mrs. Walther Maunder, diese Schriften zum Gegenstand besonderer Studien gemacht und das Resultat ihrer Forschung dem Victoria Institute in London im vergangenen April mitgeteilt. Der kurze Sinn ihrer Ausführungen ist, daß die Kritik wieder eine ihrer Theorien fallen lassen muß; denn es ist ganz unmöglich, daß JEsus und seine Apostel aus diesen Schriften ihre Lehre geschöpft haben. Nicht in Palästina, sondern in Persien sind diese apokryphischen Bücher entstanden. Sie tragen ganz unzweifelhaft Spuren persischer Astrologie, geben, wie die Magier im Vendidad und Bundahesch, die Zahl der Tage im Jahr als 364 an, teilen den Norden in drei Teile und den Tag in achtzehn, statt in zwölf oder vierundzwanzig Stunden. Die Zeit der Verabfassung dieser Schriften verlegt Frau Maunder in die Mitte des ersten christlichen Jahrhunderts, also in eine Zeit, zu der die christliche Lehre schon an vielen Orten in und außerhalb Palästinas Fuß gefaßt hatte. — 4. Einen Beitrag zu besserem Verständnis des Gleichnisses vom verlornen Sohn will Prof. Clay (Yale) in einer babylonischen Tontafel gefunden haben. Die Inschrift ist sumerisch, stammt also aus der babylonischen Urzeit, und der bedeutsame Abschnitt lautet, wie folgt: „Wenn ein Sohn zu seinem Vater und zu seiner Mutter sagt: (,Du bist) nicht mein Vater, nicht meine Mutter, so soll er von dem Hause, dem Felde, der Pflanzung, den Die= nern, dem Eigentum, den Tieren sich entfernen, und sein Vater soll ihm den vollen Betrag seines Vermögensanteils geben. Sein Vater und seine Mutter sollen sagen: Nicht unser Sohn. Von der Nachbarschaft des Hauses soll er gehen." Hierzu bemerkt Prof. Clay in einem Vortrag: "This legal banishment was for prudential reasons. The son could make no further demands, and it annulled the law of inheritance, which provided a patrimony for him. It was also a wise provision in the interests of the other children. In this respect this law, from the oldest known code, seems to be an advance upon the present-day law; for if a father during his life gives a son his portion and does not leave a will, the law of inheritance will give him another share. The tenacity of custom among Oriental peoples makes it reasonable that the parable of the prodigal son was based upon legal grounds. After the son had received his portion, which he had demanded, he took his departure. And when he was in dire extremity, he knew he could only ask his father to make him a hired servant. Upon his return his brother, who is usually condemned, quite naturally was anxious to know what his father intended him to do. Whereupon his father told him that all that he had belonged to him, but that they would rejoice at his return, not as a legal heir, but as a real son." Das ist ja alles interessant; nur will uns nicht einleuchten, daß durch diesen Fund irgendwie ein beachtenswerter Beitrag für das Ver

ständnis des Gleichnisses gewonnen ist. Es müßte erst bewiesen werden, daß zur Zeit Christi ein solches Geseß, wie es auf diesem Bruchstück eines vorabrahamischen Gesetzeskoderes enthalten ist, in Palästina bestand. Denn nur wenn es sich um mehr als einen Volksbrauch, wenn es sich tatsächlich um eine Bestimmung, die als Landesgesetz Geltung hatte, handelt, würde der Sinn des Gleichnisses, und auch dann nur in einem sehr nebensächlichen Moment, berührt. Daß der jüngere Sohn nach der Sitte des Volkes, vielleicht auch nach bestehendem Eigentumsrecht, einen Teil seines Erbes fordern durfte, ist jedem Leser des Gleichnisses ohnehin klar. Mehr als eine interessante Parallele aus der Urzeit läßt sich in dem Funde Prof. Clays nicht erkennen. 5. Sumerische Terte, die eine Erinnerung an die noachische Flut enthalten, hat Prof. Arno Pöbel auf den Nippurtafeln der Universität von Pennsylvania entziffert. Von den bisher bekannten Sintflutterten weichen diese Tafeln in folgenden Punkten ab: Die Geschichte von der Flut wird im Zusammenhang mit dem Schöpfungsbericht erzählt, also ähnlich wie in dem mosaischen Bericht. Der sumerische Noah, Ziugiddu, wird beschrieben als ein Mann, der „täglich und beständig vor dem Angesicht seiner Götter“ stand, wiederum an den frommen Wandel des biblischen Noah erinnernd. Bezeichnend ist, daß in den späteren, babylonischen Versionen des Sintflutberichts dieser Zug fehlt. Es ist also über allen Zweifel gewiß, was die keilschriftliche Forschung bisher beharrlich bestritt, daß nämlich der biblische Sintflutbericht älter ist als die von Smith entdeckten Izdubartafeln. Höchst bedeutsam ist auch, daß die von Prof. Pöbel entzifferten Terte Anlehnungen enthalten an die biblischen Berichte über das hohe Lebensalter der Epigonen Adams. In den Regentenlisten werden Könige der ersten und zweiten Dynastie aufgeführt mit Regierungszeiten von je 100 bis 1200 Jahren. Man fängt jezt an, davon zu reden, daß die überlieferungen im fünften Kapitel der Genesis sogar bis in die einzelnen Namen hinein in einem ganz direkten Verhältnis zu der babylonischen Tradition stehen. Man wird vielleicht noch den durchaus historischen Charakter dieser Berichte anerkennen müssen, wie man sich zu der Historizität des Amraphel und des Arioch bequemen mußte. 6. In der asiatischen Türkei, in der Nachbarschaft von Mardin und Diabekir, ist während eines schweren Regengusses eine Quantität kleiner Kugeln, etwa von der Größe des Milletsamens, niedergegangen. Man glaubt, daß diese Substanz eins ist mit dem biblischen Manna. Außen waren die Kügelchen gelblich, innen weiß, und sie sollen sehr schmackhaft und mehlig gewesen sein. Ein Pariser Chemiker untersuchte einige Proben analytisch und erklärte, es handle sich um eine Klasse Moossamen, lecanora esculenta. Im Jahre 1828 brachte der Reisende Parrot eine Quantität derselben Substanz aus Persien, wo sie ebenfalls nach einem Regenguß auf dem Boden aufgelesen wurde. Man glaubt, daß die Masse durch Wasserhosen vom Erdboden aufgesogen und in der Luft weggeführt worden ist, bis sie mit dem Regen wieder zur Erde fiel. (Vgl. 2 Mof. 4, 14.)

G.

Entschiedene und doch zweideutige Aussagen über den Modernismus enthält das erste Rundschreiben Papst Benedikts XV. Einesteils wird der Modernismus in ungemessenen Ausdrücken verurteilt. Es heißt da: „Unser Vorgänger hat ganz richtig den Modernismus als Synthese aller Keßereien bezeichnet und ihn feierlich verurteilt. Solches Urteil erneuern wir in seinem ganzen Umfang, und da diese Pestilenz noch nicht ganz ausgerottet ist,

sondern sich noch hie und da regt, ermahnen wir alle, sich ja nicht der An= steckungsgefahr auszusehen. Nicht nur die Irrlehren der Modernisten, sondern auch die modernistische Tendenz, den sogenannten,modernistischen Geist', sollen Katholiken verwerfen, da dieser Geist einen Ekel hat vor allem, was alt heißt, und immer neue Dinge sucht." Nun hat das Wort „Modernismus“ eine sehr dehnbare Bedeutung. Es heißen Modernisten allerdings im eigentlichen Sinne die Vertreter der naturalistischen Philosophie (Entwicklungstheorie), die sich vor einigen Jahren in nicht unbedeutender Zahl unter den Fakultäten katholischer Anstalten fanden. Dieser Modernismus ist durch die Hirtenbriefe Pius' X., wie auch die oben angeführten Säße besagen, bis auf geringe Reste ausgerottet worden. Sodann gab es in Italien eine Partei sozialdemokratischer Modernisten, die aber nicht gedeihen konnten, als die römische Klerisei ihnen ihre Unterstüßung entzog. Sodann gibt es eine Gruppe Modernisten, die eine Reformbewegung in der katholischen Kirche durch Rückkehr zur Einfachheit des Kultus und der Organisation sowie zu einem geistlicheren Kirchentum anbahnen möchten, dabei aber vielfach bedenkliche, schwärmerischen und sozialistischen Einfluß verratende Reden führen. Die Organisation trägt den Namen „Die Union für religiöse Reform“, und ihr Hauptorgan heißt „Die neue Reformation“. Diese Union steht in keiner Beziehung zu irgendwelchen Parteien, sondern sucht mit ihrem Geist überall einzudringen, wo sie Aufnahme findet. Sie ist einfach eine Vereinigung gleichgesinnter Personen. Die Freiheit der Mitglieder wird in keinerlei Weise gebunden. Sie verpflichten sich jedoch, moralische Propaganda für die Sache zu machen, vornehmlich dadurch, daß sie ein echtes christliches Leben führen, da das Erempel die allergreifbarste und wirksamste Methode ist, um unter den Massen Propaganda zu machen. Die Namen der Anhänger werden geheim gehalten. Priester werden nicht um Angabe ihrer Namen gebeten. Das praktische Programm der Union, wie es durch ein Referendam angenommen worden ist, fordert: 1. Freiheit der wissenschaftlichen Forschung und Abschaffung des Index Expurgatorius in seiner gegenwärtigen Form; 2. die Wiederherstellung jener früheren Schranken des Gehorsams, wie sie gemäß der alten Tradition von Kardinal Newman so klar auseinandergesezt worden sind. Absoluten Gehorsam schuldet man allein Gott, weil das menschliche Gewissen nur mit Gott nicht in Konflikt treten darf. Wenn Konflikte zwischen dem eigenen Gewissen und dem [kirchlichen] Vorgeseßten entstehen, selbst wenn dieser der Papst sein sollte, so muß man dem Gewissen den ersten Gehorsam leisten. Wenn einmal solche Schranken aufgestellt worden sind, dann wird auch der despotischen Macht kirchlicher Autorität, besonders den Priestern gegenüber, ein Riegel vorgeschoben. Auf diese Weise wird sowohl für die Geistlichkeit als für das Volk jene Freiheit des Geistes wiedererlangt werden, welche Christus proklamierte, nämlich die Freiheit der Kinder Gottes; 3. Trennung zwischen Kirche und Staat, damit die bevorzugte Stellung der Kirche, welche sich als eine fruchtbare Quelle der Korruption und der Abweichung von ihrer geistlichen Mission erwiesen hat, aufhören mag. Denn jede politische und diplomatische Funktion des Papsttums steht im Widerspruch mit der Mission der Kirche und mit dem lauteren Geist, den Christus fordert; 4. Wiederherstellung aller bürgerlichen Rechte für den Klerus, eine allmähliche Beschränkung der Zahl der Priester, welche vom Altar leben, und ihre Zulassung zu den Berufszweigen, die sich mit dem Priesteramt wohl vertragen, indem das Wort Priesteramt in dem

höchsten und wahrsten Sinne eines Apostolats des Guten und Wahren aufgefaßt wird. Auf diese Weise würde die übermäßige und eigennüßige Bevormundung des Laienstandes durch den Klerus aufhören ebensowohl wie der Kult des Aberglaubens und der Gelderwerb durch den Verkauf von heiligen Gegenständen. Desgleichen sollte auch die besondere Tracht der Priester abgeschafft werden; 5. eine Reform in der Form des Gottesdienstes, das heißt, eine Rückkehr zu der ehemaligen Einfachheit, Wahrheit und Schönheit des öffentlichen Gottesdienstes, eine Rückkehr zu der Verehrung der Heiligen in dem ursprünglichen Sinne, damit der jezige widergöttliche Kultus aufhören mag; ferner eine Wiederherstellung der primitiven Auffassung von der Bedeutung der Sakramente, damit die Theorie von der magischen Kraft des Priesters aufhören mag; eine Reform des Beichtstuhls, die Einschärfung der moralischen Verpflichtung des Christen, seine Sünden mit zerknirschtem Herzen häufig vor Gott zu bekennen, und eine Auflösung jeder Verpflichtung zur Ohrenbeichte, wobei jedoch jedem genügende Gelegenheit gegeben werden soll, sich um Rat und Trost an die Ältesten der Kirche zu wenden als zu Freunden und Männern von Gelehrsamkeit und heiligem Lebenswandel. 6. An Stelle der großen Menge von Andachtsbüchern sollen dem Volke die Evangelien als Lesestoff in die Hände gegeben werden. 7. Abschaffung der lateinischen Liturgie. 8. Wiederherstellung der Rechte der Laien in der Kirche, nicht allein in der Verwaltung derselben, sondern auch in der Auswahl der Pastoren, deren Amt wieder mehr als das Amt eines Dieners und nicht eines Herrschers angesehen werden soll. 9. Die allgemeine Zustimmung zu den sozialistischen Programmen der Gegenwart mit dem Zwecke, dem christlichen Ideal einer allseitigen Hebung der Menschheit näher zu kommen. 10. Eine gegenseitige Annäherung evangelischer und katholischer Christen. 11. Das Kardinalskollegium, wenn dasselbe fortbestehen soll, sollte die universale Kirche und nicht bloß eine einzelne Nation repräsentieren.“ Schon der eine Sah, welcher die „Wiederherstellung der ursprünglichen Bedeutung der Sakramente und Aufhebung der Theorie von der magischen Kraft des Priesters" fordert, bedeutet den Zusammenbruch des ganzen römischen Systems; denn eben auf der Lehre von den Sakramenten, die seit vielen Jahrhunderten im Papsttum Geltung hat, ist dieses aufgebaut. Wenn nun Benedikt XV. auch gegen den modernistischen „Geist“, ja gegen diesen vor allem, fulminiert, wen kann er damit meinen als diese Bewegung der „Union für religiöse Reform“ und ähnliche Erscheinungen? An einer andern Stelle derselben Enzyklika heißt es: „Wir wünschen, daß unser (das heißt, das katholische] Volk sich aller in jüngster Vergangenheit gebrauchten Bezeichnungen enthält, die Katholiken von Katholiken unterscheiden [das heißt, Unterschiede unter den Katholiken aufrichten). Unser Volk soll solche Bezeichnungen ganz vermeiden, weil sie sowohl unheilige (profane] neue Wortbildungen im Widerspruch mit Wahrheit und Gerechtigkeit sind, als auch weil sie Anlaß zu schlimmer Aufregung und großer Verwirrung den Katholiken geben." Allgemeine Annahme ist, daß der Papst mit dem Ausdruck „in jüngster Vergangenheit gebrauchte Bezeichnungen“ sich auf eben diesen Ausdruck „Modernismus“ bezieht. Die Meinung wäre dann, daß hinfort nicht mehr von bestehenden Differenzen innerhalb der katholischen Kirche, von Richtungen oder Parteiungen innerhalb derselben geredet werden soll, damit sie der Welt ein geschlossenes äußeres biete. Nicht nur das Wesen, auch der Name dieser gefährlichen Tendenz soll aus dem Leibe der Kirche verschwinden. G.

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Nr. 7.

Nun erhebt sich die Frage: Ist der Inhalt des Buches geschichtlich oder nicht? Wir sagen mit Keil: „Sein Inhalt ist weder reine Dichtung, Allegorie oder Mythus noch eine zu moralisch-didaktischem Zwecke dichterisch bearbeitete, ins Wunderbare ausgeschmückte und mit mythischen Bestandteilen verseßte Prophetensage, sondern mit allen seinen Wundern für wahre Geschichte von tiefer prophetisch-symbolischer und typischer Bedeutsamkeit zu halten." (Einl., S. 319.) Zur Geschichte der Behandlung dieses Buches bemerkt Bleek: Sehr verschieden sind die Ansichten, besonders in neuerer Zeit, über den Ursprung des Buches, seinen geschichtlichen Gehalt und Zweck. Die in früherer Zeit gewöhnliche Ansicht war die, daß das Buch einen rein geschichtlichen Bericht über Begebenheiten aus Jonas' prophetischer Wirksamkeit enthalte und auch von diesem Propheten verfaßt sei. Diese Ansicht ist in beiderlei Beziehung auch neuerdings noch von mehreren Gelehrten geltend ge= macht worden.“ Er nennt als solche Hävernick, Delißsch, Baumgarten und Keil. „Andere haben sich auch ohne Rücksicht auf Verfasser und Abfassungszeit für den rein geschichtlichen Charakter des Buches ausgesprochen." Seine eigene Ansicht spricht er in den Worten aus: „Aber als rein geschichtlich betrachtet, bietet der Inhalt des Buches Jona unüberwindliche Schwierigkeiten dar." (Einl., S. 400 f.) Ausführlicher stellt Hävernick die Sicherheit und die Einmütigkeit ins Licht, mit der die jüdische Kirche und die christliche Kirche bis ins 18. Jahrhundert das Buch für Jonas' Buch und für einen wahren, geschichtlichen Bericht hielt, und wie der Umschwung mit dem Rationalismus kam, dessen Unglauben und Wunderscheu. Aus der jüdischen Kirche fehlt es nicht an schon wörtlichen Zeugnissen, die nicht bloß eine streng historische Auffassung der Erzählung unsers Buches zeigen, sondern auch die hohe Achtung beurkunden, welche man für dieselbe hegte. (Tob. 14, 4. 8; 3 Matt. 6, 8.) Dasselbe gilt von Josephus (Archäol. 9, 10), der diese

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