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außer der hebräischen Bibel auch die Septuaginta gelesen habe, und daß die Eigenart der Zitate aus dem Alten Testament bei den Evangelisten, die teils den hebräischen Tert, teils die Septuaginta zitieren, sprachlich genaue Wiedergabe der Reden JEsu sei. Schon Tredner hat in seiner „Einleitung in das Neue Testament“ 1836 darauf hingewiesen, daß JEsus sich bei seinen Gesprächen mit den römischen Beamten nie eines Dolmetschers bediente, und müht sich ab zu zeigen, daß gerade die Kreise, in denen JEsus verkehrte, die Zöllner und Fischer, Griechisch sprechen mußten, wogegen Franz Delißsch dafürhielt, daß „der semitische Einschlag des neutestamentlichen Hellenismus hebräisch, nicht aramäisch sei; unser HErr und seine Apostel dachten und sprachen großenteils Hebräisch“. Die ganze Frage ist ausführlich behandelt in Arnold Meyers „JEsu Muttersprache“, Freiburg und Leipzig, 1896. — Bekanntlich zitiert Paulus den zilizischen Dichter Aratus in seinen Worten auf dem Areopag: „Wir sind seines Geschlechts." Daß auch die vorhergehenden Worte: „Denn in ihm leben, weben und sind wir“ ein Zitat aus einem griechischen Schriftsteller, Maranidus (Epimenides), darstellen, ist das interessante Resultat der Forschungen, die Dr. Rendell Harris über das Wort Tit. 1, 12 von den Kretern: „Kreter sind immer Lügner, böse Tiere und faule Bäuche" angestellt hat. Weshalb ist dieser Vorwurf der Lügenhaftigkeit der Kreter ihnen von einem ihrer eigenen „Propheten“ gemacht worden? Dr. Harris findet die Beantwortung dieser Frage in gewissen syrischen Schriften, vor allem in dem nestorianischen Kommentar über die Heilige Schrift „Garten der Freuden“, die wiederum auf Theodor von Mopsvestia als Gewährsmann zurückgehen. In dem syrischen Kommentar finden sich einige griechische Verse, die beide eben genannten Aussprüche enthalten. In der übersehung lauten diese Verse, wie folgt: "Für dich ist ein Grab errichtet, o Göttin über alle. Die Kreter find Lügner, böse Tiere, faule Bäuche. Gott, du bist nicht gestorben, du lebst und bestehst immerdar. Denn in dir leben, bewegen wir uns, und haben wir unser Wesen.“ Und weshalb nun dieser Vorwurf der Verlogenheit? Das sagt derselbe syrische Verfasser in seinem Kommentar über Titus. Der Dichter, heißt es da, sei Maranidus (Verstümmelung von Epimenides) gewesen, nach andern aber Minos, Sohn des Zeus. Während nun einige sagten, daß Zeus in den Himmel eingegangen und höher als alle Götter geworden sei, behaupteten die Kreter allein, daß er ein Sterblicher gewesen sei, und wiesen als Beweis dafür auf sein Grab hin, das auf ihrer Insel sei. „Daher", lauten nun die Worte des syrischen Kommentars, „sagte Minos, sie seien Lügner und hielten an Meinungen fest, die sonst niemand anerkenne; daß sie zerstörende Tiere seien, bestrebt, die Schriften ihrer Poeten zu fälschen. Also hat auch der Apostel, da er sie in seinem Umgang mit ihnen als Lügner kennen gelernt hatte, dieses Wort auf sie angewandt, ohne damit aber" (was nämlich die Aussage jenes Dichters über Zeus anbelangt) „ihren Dichter bestätigen oder seine Meinung annehmen oder gutheißen zu wollen.“ Ob der syrische Ausleger den Sinn der aus Theodor von Mopsvestia angeführten (übrigens nicht im griechischen Original vorhandenen) Verse getroffen hat, muß dahingestellt bleiben. Doch scheint sich in denselben das Original sowohl der Worte auf dem Marshügel: In ihm leben“ usw., wie auch des Ausspruchs über die Kreter erhalten zu haben. G.

Lehre und Wehre.

Jahrgang 61.

November 1915.

Nr. 11.

Luther ein treuer Bekenner seines Heilandes.

Alle Menschen kann man einteilen in solche, die nichts von Christo wissen und ihn darum auch nicht zu bekennen vermögen; in solche, die zwar von Christo, den Sünderheilande, gehört haben, ihn aber verwerfen und verleugnen; und in solche, die von Herzen an Christum glauben und darum auch fähig und willig sind, ihn vor den Menschen zu bekennen. Und solch Bekenntnis Christi vor Menschen, das, im Grunde genommen, nichts anderes ist als Predigt des Evangeliums, ist aller Christen heiliger Beruf und herrliches Vorrecht. bekennet vor den Menschen“, spricht der Heiland, „den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater." (Matth. 10, 32. 33.) Hiernach ist es also der klare und unverkennbare Wille Gottes, daß Christen sich nicht damit zufrieden geben sollen, Christum mit ihrem Verstande kennen zu lernen, mit ihren Herzen an ihn zu glauben und im Gebet im Kämmerlein ihn vor Gott als ihren Heiland anzuerkennen, sondern sie sollen ihn und sein Evangelium auch mit ihrem Munde und Wandel bekennen vor den Menschen in der Welt, die sie umgibt. Auch gilt dies nicht bloß von den Aposteln und den Jüngern der ersten Kirche, sondern von allen. Christen aller Zeiten und Orte. Allen legt der HErr diese herrliche Pflicht, diese große Aufgabe ans Herz, und zwar mit ebenso freundlich lockenden wie ernstlich warnenden Worten. Warum? Weil der HErr weiß, welch hohen Mut es erfordert, vor einer feindlichen Welt als seine Bekenner aufzutreten, insonderheit in Zeiten der Verachtung und Verfolgung. Rechter christlicher Mut, o wie rar ist er selbst unter wahren Christen! Aber der Heilige Geist selber befähigt die Christen und treibt sie, auch das fröhlich zu tun, wovor ihr Fleisch und Blut zurückschricht. Ja, wann immer und woimmer sie nötig waren, da hat Gott seiner Kirche auch große, gewaltige, furchtlose Zeugen und mutige Bekenner gegeben. Man denke nur an die Apostel, insonderheit Petrus

und Paulus, an die Märtyrer des heidnischen und pavistischen Nom und viele andere heldenhafte Zeugen JEsu bis auf den heutigen Tag! Der Mann aber, welcher Christum bekannt hat wie wenige vor und niemand nach ihm, ist lein anderer als D. Martin Luther, dessen Gedächtnis wir alle Jahre am Reformationsfeste feiern mit Lov und Dank gegen Gott, der Luther zu dem gemacht hat, was er war, der ihn gesegnet und zum Segen gesezt hat für Millionen. Fragt man, was denn Luther getan habe, daß wir sein Gedächtnis immer noch feiern, so gibt es keine bessere Antwort als die, welche das eben zitierte Wort Christi an die Hand gibt: Luther hat seinen Heiland bekannt vor Menschen; er war ein treuer und mutiger Zeuge Christi. Und das ist keine bloße Behauptung, sondern klärlich bezeugt durch die Tatsachen der Reformationsgeschichte.

Wo hat Luther Christum bekannt?

Luther hat Christum bekannt, wo er ging und stand, privatim und öffentlich, vor hoch und niedrig, vor Freund und Feind, vor Kaiser und Bettler, vor Päpsten und Mönchen, vor einzelnen und großzen Menschenmengen. Bekannt hat Luther den Heiland im eigenen Hause vor seinem Weibe, seinen Hindern, seinem Gesinde und insonderheit in den täglichen Tischreden vor den zahlreichen Gästen an seiner Tafel. Bekannt hat Luther feinen Heiland vor Tausenden von Studenten aus schier allen Ländern Europas in seinen mehr als dreißigjährigen VorLesungen auf dem theologischen Stuhl zu Wittenberg. Bekannt hat Luther seinen Heiland auf zahlreichen Hanzeln in Sachsen und andern Ländern, insonderheit in den beiden Kirchen Wittenbergs. Bekannt hat er Christum vor dem gewöhnlichen Volk, vor Studenten, gelehrten Professoren und Doktoren, vor Bürgermeistern, Fürsten, Kurfürsten und Königen. Luther hat Christum bekannt in zahllosen Briefen, in ungezählten Predigten und Vorlesungen. Bekannt hat er seinen Heiland in seinen lateinischen Schriften vor Theologen und Gelehrten und vor den Professoren an den europäischen Universitäten; in seinen deutschen Schriften, in seinen herrlichen Liedern und insonderheit durch seine übersehung der Bibel vor der ganzen deutschen Nation; ja, vor ganz Europa (Frankreich, Spanien, Italien, Holland, Dänemark, Norwegen, Schweden, England und Schottland) in übersehungen seiner Bücher und Schriften und durch zahlreiche Schüler aus der Universität in Wittenberg. Luther war ein Bekenner Christi wie nach ihm kein

Zweiter!

Wann hat Luther Christum bekannt?

Von dem Tage an, da die seligmachende Wahrheit des Evange= liums: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben“ in ihm zu dämmern begann, bis zu seinem leyten Gebet in Eisleben: „Du hast mich erlöst, du getreuer Gott!" hat Luther ununterbrochen seinen Heiland verherrlicht. In seinem wundervollen Leben gibt es aber viele große Bekennt

nistage, die wie Alpenspißen kühn zum Himmel emporragen. Ein erstes gewaltiges Bekenntnis, das bald in ganz Europa widerhallte, war es, als Luther am 31. Oktober 1517 die 95 Thefen an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlug. Ein mutiges Bekenntnis seines Heilandes war es ferner, als Luther 1517 und abermals 1518 vor den päpstlichen Legaten sich feierlich weigerte, seine Lehre zu widerrufen und die Wahrheit, die er vorgetragen, zu verleugnen. Ein kräftiges Bekenntnis war es auch, als Luther 1519 in der Disputation mit D. Eck mit erschütternder Offenheit und Kühnheit erklärte, daß er weder dem Papst noch den Konzilien noch den Vätern glaube, sondern einzig und allein dem inspirierten Worte Gottes. Von seltenem Bekennermut zeugte es ferner, als Luther 1521 auf seinem Wege nach Worms troß aller Warnungen und Bitten, doch nach Wittenberg zurückzukehren, erklärte, daß er in Worms seinen Heiland bekennen werde, selbst wenn es dort so viele Teufel gäbe wie Ziegel auf den Dächern. Und als Luther an jenem ewig denkwürdigen 18. April 1521 auf dem Reichstag zu Worms vor Kaiser Karl V. und den weltlichen und geistlichen Würdenträgern seines großen Reiches stand und seine feierliche Weigerung, zu widerrufen und Christum und seine Wahrheit zu verleugnen, schloß mit den Worten: „Hie stehe ich; ich kann nicht anders; Gott helfe mir. Amen!“ da hatte Luther die Alpenhöhe christlichen Bekenntnisses und Bekennermutes vor Menschen erreicht. Und viele andere bedeutungsvolle Tage edlen Zeugenmutes (3. B. 1520 seine Verbrennung der päpstlichen Vannbulle in Wittenberg, 1529 sein Zeugnis vom heiligen Abendmahl in Marburg, 1530 seine Anfeuerung der Zeugen in Augsburg, 1537 sein Bekenntnis zu Schmalkalden wider den Antichristen) zieren das Leben Luthers, der fürwahr ein großer Bekenner und mutiger Zeuge JEsu Christi war.

Was hat Luther von Christo bekannt?

Luther hat vor allem die Wahrheit bezeugt, daß Christus unser alleiniger und vollkommener Heiland ist. Die Römischen forderten die Leute auf, sich selber zu erretten, selber Gott zu versöhnen und seine Gunst und Vergebung zu erwerben durch eigene Gebete, Werke und Büßungen, und damit verherrlichten sie den Menschen und verleugneten Christum und sein Heil. Luther aber verwarf dies alles als heidnisch und predigte das Evangelium von der freien Gnade, die alleinseligmachende Wahrheit von der bereits geschehenen Versöhnung mit Gott, von der längst erworbenen und uns voll geschenkten Vergebung der Sünden, von der längst proklamierten Gerechterklärung der ganzen Welt und somit das Evangelium von der völligen Gerechtigkeit und Seligkeit nicht aus eigenen Werken, sondern aus Gnaden und durch den Glauben allein; und indem Luther also predigte, bekannte er die Wahrheit, daß allein Christus uns das volle Heil gebracht hat. Die Römischen überredeten das Volk, sich auf das von geweihten Priestern

dargebrachte Meßopfer, auf die Fürbitten der Heiligen und den päpst= lichen Ablaß zu verlassen; und so verherrlichten sie den Papst, seine Priester und ihr Werk und verleugneten Christum und sein vollgültiges Opfer. Luther aber verdammte dies alles als gotteslästerlich und lehrte und ermahnte die Leute, sich einzig und allein zu verlassen auf den vollkommenen Gehorsam Christi und das heilige Sühnopfer auf Golgatha; und sieghaft verkündigte und bekannte er damit, daß Christus unser alleiniger Hoherpriester ist und sein Tod das alleinige Opfer für die Sünde der Welt. Die Römischen zwangen die Leute, blindlings dem Papst zu glauben und der Hierarchie zu gehorchen; und damit rebellierten und wüteten sie wider den HErrn und seinen Gesalbten und seßten an seine Stelle und beteten an den großen Antichristen. Luther aber verurteilte dies alles als antichristischen Gößendienst und lehrte und ermahnte die Christenheit, auf die Stimme Gottes im Evangelium zu hören und dem inspirierten Wort der Heiligen Schrift allein zu folgen; und triumphierend bekannte er so vor aller Welt, daß Christus allein unser Haupt und Meister, unser alleiniger Prophet und König ist. Freilich brüsteten sich auch die Römischen, wie jetzt noch Millionen von falschen Christen, mit dem Namen Christi und mit dem heiligen Kreuze; aber sie entehrten, verwarfen, verdammten und kreuzigten den Christus des Evangeliums. Luther aber bekannte und verherrlichte den wahren Christus, nicht Christum den neuen Gescßgeber, nicht Christum den gestrengen Richter, nicht Christum den weisen jüdischen Rabbi, nicht Christum den sozialen Reformer, nicht Christum den großen Heiler und Wundermann, nicht Christum den Pazifisten, Chiliasten und Kulturisten, sondern den wirklichen Christus, den Christus der Bibel und des Evangeliums, den Christus, der infolge unserer Sünden gestorben und infolge unserer Rechtfertigung von Gott wieder auferweckt ist, den Christus, der Gott zu unserm lieben Vater gemacht und ihn bewogen hat, seine Liebe, Gnade und Vergebung auszuschütten über eine Welt von gottlosen, verlornen, verdammten und hilflofen Sündern. Ja, Luther war ein treuer Zeuge Christi. Vor einer Welt von Feinden hat er ihn bekannt und gerühmt als den alleinigen Heiland, als unsern einzigen Priester, Propheten und König.

Welche andern Wahrheiten hat Luther bekannt?

Nur etliche seien hier noch genannt. Protestiert hat Luther gegen die römische Anmaßung, daß der Papst das Haupt der Kirche sei; bekannt hat er dagegen die Wahrheit: „Einer ist euer Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder." (Matth. 23, 8.) Protestiert hat Luther gegen das knechtische Joch von Menschensaßungen, das die römische Hierarchie den Laien aufgeladen hatte; laut verkündigt hat er dagegen die geistliche Freiheit und alle Christen ermahnt: „So bestehet nun in der Freiheit, damit uns Christus befreiet hat, und laßt euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen.“ (Gal. 5, 1.) Protestiert

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