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fangen, sondern ein jeder fängt seinen Tag klein an, indem er sich vor dem Heiligen demütigt, sich als Sünder bekennt und die Gnade JEsu Christi in sein Herz und Leben aufnehmen läßt.“

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G.

Sowohl dem Aberglauben wie auch dem Fanatismus der Römischen wird reichlich Nahrung zugeführt durch die katholischen Sonntagsblätter. Die Wundersucht des katholischen Volkes, krankhafte Frömmigkeit, Visionen, der Unfug, der mit Gebetszetteln getrieben wird, wunderbare Heilungen und ähnliche Torheiten in katholischen Kreisen haben eine Hauptquelle in diesen Blättern, die zum großen Teil eben in den blindesten, fanatischsten und unkritischsten Kreisen der Anhänger gelesen werden. Der Fanatismus wird unterstüßt durch eine widerwärtige, mit äußerster Roheit geführte Polemik gegen den Protestantismus. Das „Neue Jahrhundert“, eine reformkatholische Zeitschrift, bezeichnet diese Sonntagsblätter als Zeitschriften, die „in der Mehrzahl die Intelligenz ganz verabschiedet haben“ (nicht so übel!), und die gehorsame Dienerinnen trüber Masseninstinkte“ seien. Das „Neue Jahrhundert“ fährt fort: „Was beispielsweise blinder Haß an Zeugnissen gegen Luthers Lebenswandel im Laufe der Jahrhunderte zusammengescharrt hat, findet in dieser Presse immer noch Wiederkäuer. Luthers sittliche Lebensführung wird nach jeder Richtung schlecht gemacht; wir hören beispielsweise, seine Lehre über die Keuschheit und die Ehe sei grob, unsittlich, abscheulich und unflätig. Er habe in Verzweiflung Selbstmord verübt. Neben dem Reformator ist es unter den Gegnern der Vergangenheit ganz besonders Ulrich von Hutten, der von den Sonntagsblättern dem katholischen Volke als moralisch verkommener, roher und grausamer Mensch geschildert wird. Der Leo', ein Erzeugnis der Paderborner Bonifazius-Druckerei, die Deutschland zur Beschämung in vollem Ernst mit der überseßung der ‚Drei-PunkteBrüder des Schwindlers Leon Taril beschenkte, tut sich da besonders hervor, ohne mittelalterliche Zustände zu bedenken. Der Leo' spricht von satanischer Wut und höllischer Schlechtigkeit, mit der die katholische Kirche geschmäht, gelästert, verleumdet und verspottet wird. Unsere heiligen Sakramente und kirchlichen Einrichtungen beschimpft, verzerrt, verhöhnt und begeifert man mit geradezu bübischer Schlechtigkeit und hündisch-gemeiner Schamlosigkeit.“ Das genüge als Pröbchen der Sprache dieser frommen Blätter." Aus dem weiteren Inhalt dieses sehr lehrreichen Auffazes registrieren wir nur noch einige Proben katholischen Aberglaubens, wie er in diesen „Erbauungsblättern" sein Wesen treibt. So war in der katholischen Monatsschrift „Bethlehem", Organ des Missionshauses Bethlehem, zu lesen, daß jemand nach Einsendung von 5 Mark die Missionare ersucht habe, zum heiligen Antonius zu beten, damit er von einem Magenübel und von seiner Schwerhörigkeit geheilt werde. Im Falle seiner Genesung werde er noch 100 Mark senden. Nach Jahresfrist schickte er nur 50 Mark, da „nur das Magenübel“ verschwunden war; die Schwerhörigkeit war geblieben. Einem andern machte der heilige Antonius seine Kuh gesund, wofür die Insassen des Missionshauses Bethlehem 2 Francs in Briefmarken erhielten. Eine große Rolle spielt in dieser Literatur auch der „Teufelsspuk“, so z. B. in einer „Monatsschrift für Töchter katholischer Familien“, die in München erscheint und sich Der Marienbote" nennt. Da wird z. B. erzählt, wie der Teufel in einem Pensionat Wachskerzen vom Altar verschwinden ließ, die Kopfkissen mit Wasser füllte, mit unsichtbaren Händen Chrfeigen austeilte, und was der

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gleichen Liebenswürdigkeiten mehr sind. „Nach viel Gebet und Segnungen sowie Entfernung einer Kandidatin, die aus einer Freimaurerfamilie stammte und selbst vielleicht nicht fest im Glauben stand, kam wieder Friede in die geängstigte Gemeinde." Bedenkt man, daß diese Blätter in Millionen von Exemplaren ausgehen, so wird der nachteilige Einfluß derselben auf das Geistesleben der katholischen Massen kaum in Abrede gestellt werden können. G.

Der Bericht der Berliner Stadtmission, welcher am 38. Jahresfeft derselben erstattet wurde, gewährt bemerkenswerte Einblicke in die Licht- und Schattenseiten des Großstadtlebens, wie es sich unter dem Einfluß des Strieges gestaltet hat. Zunächst wird uns ein düsteres Bild enthüllt: „Was ist alle die Not des Leibes gegen die Not der Seelen, die sich verschmachtend an uns wandten, oder denen wir nachgehen mußzten, weil sie flohen. Besonders schmerzlich war die Not der verlornen Mädchen, die in ihrer Sorge um das tägliche Brot frecher als je zuvor Warnung und Rat zurückstießen, der bodenlose Leichtsinn, der spöttisch hervorstieß: Wir haben gelebt und geliebt und gelacht; daß so was käme, hat keiner gedacht. Die Abgründe von Weh und Herzeleid, die sich in den Worten der Frauen eingezogener Trinker offenbarten: Es ist gut, daß der Söffel fort ist! Nun haben wir doch Ruhe und Geld! Möchte der Krieg nur recht lange dauern! Oder: „Ich fühle mich jetzt wie im Himmel; mein Gebet ist, daß der Kerl nie wiederkommt! Viele Frauen haben es jezt in der Tat besser, als solange ihr Mann noch zu Hause war. Die weitgehende Unterstützung ist für viele nicht ohne Gefahr gewesen. Einer Frau mußten ihre Kinder genommen und in das Waisenhaus gebracht werden, weil sie die ganze Kriegsunterstüßung vertrank. Eine andere stand, Zigaretten rauchend, vor der Tür; sie brauche jezt nicht mehr zu arbeiten. Andere haben ein leichtsinniges Leben begonnen. Es gibt ein Unglück, wenn der Mann zurückkommt!' Auch der Haß gegen Gott und der Spott sind noch nicht ganz verstummt. Ein Kaufmann sagte höhnisch: Man soll den lieben Gott nicht mit Beten bemühen; er hat jezt genug damit zu tun, die Gefallenen zu begrüßen.“ Eine Mutter, deren Sohn im Felde steht, höhnte noch jezt: Wer ist denn der alte Mann? Den hat noch keiner gesehen. Wenn wir nicht arbeiten, haben wir nichts zu essen; der gibt uns nichts! Weinend erzählte eine fromme Ostpreußin, sie könne den Spott ihrer Verwandten, bei denen sie Aufnahme fand, nicht länger ertragen: Du warst ja immer die heilige Elisabeth. Wir haben keine Zeit für solchen Lurus. Was hat dir denn nun dein Gewinsel genügt? Du hast alles verloren, wir haben es gut!' Selbst aus dem Felde haben wir vereinzelt Abweisungen erfahren: Verschonen Sie mich mit den Blättern! Hier lernt man etwas anderes als Gottvertrauen. Ich verlasse mich auf meine Flintel' Oder: Ich habe heilige Schriften bekommen; aber ich will mich nicht ändern, wenn mir's auch noch so schlecht geht. . . . Einen der schlimmsten Schäden nennt ein Bruder: Der schlimmste Feind, der mehr Opfer fordert als das Schlachtfeld, ist der Alkohol. Rußland hat ihn seit Ausbruch des Krieges verboten, und Deutschland?“ Diesen Mißständen gegenüber hat die Stadtmission mit aller Glaubensfreudigkeit ihre Arbeit getrieben und nicht vergebens. Davon heißt es in dem Vericht: „Es war doch etwas Großes, daß wieder Vaterlandslieder und Choräle laut erklingen durften auf unsern Straßen! Als die Kurrende sang: Befiehl du deine Wege', stand ein Mann neben

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dem Leiter, und die Tränen liefen in seinen Bart: Das Lied hat meine Mutter so oft gesungen. Damals habe ich darüber gelacht! Jeßi? Ich habe zwei Söhne draußen im Feldel Und wie oft stimmten alle Hörer ein in das „Harre, meine Seele und,So nimm denn meine Hände'! Die Frau eines Droschkenkutschers erzählte strahlend vor Freude: Zwölf Jahre hat mein Mann keine Kirche betreten; jezt geht er mit mir in die kriegsbetstundel Eine andere erzählte vom Gebet ihres Kindes für ihren Mann: Ja, in solcher Zeit lerr man noch mal von den Kindern glaubenk Auf der Stube eines einzige. Stadtmissionars empfingen 44 Kinder die nachgeholte Taufe. Eine Frau sagte traurig von ihrem Manne: Er will nichts von Gott wissen! Vald darauf kommt sie freudig: Vater schreibt, ich soll unsere drei Kinder taufen lassen! Gewiß, Gott hat in vielen Herzen eine Erneuerung gewirkt. Vielen sind die Augen aufgegangen über ihr bisheriges Leben ohne Gott und über ihre Verführer. Viele haben sich Gott wieder zugewandt.“ (Der alte Glaube.)

Die Vorgänge in Ostasien erfüllen den Missionsfreund mit wachsender Besorgnis. Japan schickt sich an, die Oberherrschaft über den Often anzutreten. Die maßlosen Forderungen, die es an China gestellt hat, zeigen, daß es mit brutaler Rücksichtslosigkeit die günstige Stunde auskauft. Damit bahnt sich eine Machtverteilung auf der Erde an, die auch die Missionen in ihren Strudel ziehen wird. Neben vielen andern tiefgreifenden Ansprüchen an China verlangt Japan dieselben Vorrechte wie andere Nationen für Errichtung von Missionen und zum Bau von Schulen und Kultusstellen zur Förderung des Buddhismus. Japan wirft sich also zum Beschüßer und Vorkämpfer des Buddhismus in Ostasien auf und plant offenbar einen energischen Vorstoß der buddhistischen Propaganda in China. Bei seinem zielbewußten Streben, alle europäischen Einwirkungen auf das Reich der Mitte auszuschalten, kann diese Ankündigung buddhistischer Prepaganda eine Kriegserklärung gegen die christliche Mission bedeuten. Das gäbe neben andern Gefahren wieder eine bedenkliche Verquickung von religiösen und politischen Bestrebungen, ein übel, an dem die religiöse Beeinflussung Cstasiens zum Schaden des Christentums bereits schwer gelitten hat. Es ist ein kluger Zug, der Eroberungspolitik noch einen religiösen Anstrich zu geben und sich als Vormacht des Buddhismus aufzuwerfen. Noch zitternd an allen Gliedern von den Stürmen der kaum überstandenen Revolution und schwer leidend unter ihren Nachwehen, wird das arme China aufs neue in Verwirrung und Aufregung geworfen. Das sind trübe Aussichten für die evangelische Mission. Und was wird es erst werden, wenn es Japan wirklich gelingen sollte, China zu seinem Vasallenstaate zu machen, vielleicht noch weiter in der Südsee und Hinterindien sich zum Herrscher aufzuschwingen! Wunderliche Wege führt Gott seine Kirche.

(Allgem. Missionszeitschrift.)

Aus Rußland ist die „Gesellschaft zur freien Verteilung des Wortes Gottes" in London um überlassung von einer Million Evangelien gebeten worden. Es soll in Rußland zurzeit ein großer Hunger nach dem Worte Gottes bestehen. Verwundete Soldaten, die in den Lazaretten liegen, sagen zu denen, die ihnen Zeitungen und Traktate anbieten: „Diese möchten wir nicht, wir möchten Gottes Wort." Seit dem zehnten und elften Jahrhundert soll in Rußland kein solcher Hunger nach dem Worte Gottes bestanden haben wie jest. Verschiedene russische Rote Kreuz-Hilfsvereine schließen in die

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Gaben an die Truppen Bibeln und Testamente ein, und da der Vorrat der Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft dadurch erschöpft wurde, hat die Heilige Synode“ (oberster Kirchenrat) es unternommen, neue Auflagen drucken zu lassen. In der Theorie hat die russische Kirche ihren Kindern immer das Bibellesen frei gestattet, in der Praxis hat ihr System durch die Nährung des Aberglaubens und der Unwissenheit die Bibel und den Bibelunterricht aus dem Leben des Volkes herausgedrät. G.

Die russischen Mennoniten haben schwer untec den Verhältnissen, die der Krieg herbeigeführt hat, zu leiden. Alle Deutschen, die innerhalb fiebzig Meilen vom Schwarzen Meere wohnen, sind vertrieben worden. Sie erhielten etwa einen Dollar pro Acker für ihr Land, das sonst etwa $70 per Acker im Preise steht. Ihre Zeitschriften, „Der Botschafter“ und „Der Friedensbote“, sind schon seit einem Jahre unterdrückt. Die Mennoniten haben eine Gesandtschaft nach Petersburg geschickt, um der Regierung vorzustellen, die russischen Mennoniten seien nicht deutscher, sondern holländischer Abkunft. Die holländische Sprache war bis Mitte des achtzehnten Jahrhunderts unter den russischen Mennoniten im Gebrauch.

G.

Ein Schlaglicht auf die Christian Science wird durch eine Verhandlung geworfen, die in Braunschweig vor der Strafkammer des Landgerichts geführt wurde. Bei einer Diphtheritisepidemie in einem nahen Dorfe wurden alle vom Arzt behandelten Kinder mit Ausnahme eines einzigen gerettet, während drei Kinder eines Landwirts, der sich verleiten ließ, sie der Behandlung durch die Führerin der Scientistengemeinde, Frl Fricke, zuzuführen, gestorben sind. Infolgedessen wurde gegen diese sowie gegen den Vater und den Mittelsmann, der ihn zu dieser Kur beredet hatte, Anklage wegen fahrlässiger Tötung erhoben. In der Behandlung wurde festgestellt, daß Frl. Fricke als Gebetsheilerin zur Gewerbesteuer veranlagt ist, und daß ihr steuerpflichtiges Jahreseinkommen sich auf 11,000 Mark beläuft. Sie erklärte, daß ihre „mentale Behandlung“, die nicht in direktem Gebet, sondern in geistiger Konzentration bestehe, auch bei Beinbrüchen und gegen schnell wirkendes Gift helfe, lehnte aber eine Probe an sich selbst in dieser Beziehung ab, weil das „Gott versuchen“ heißen würde. Sie mußte auch zugeben, daß ärztliche Hilfe unter Umständen bedeutend schneller eine Heilwirkung herbeiführe als ihre Behandlung. Durchschnittlich würden aber durch die Scientisten 72 Prozent der von den Ärzten aufgegebenen Patienten geheilt. Ein Dr. Löwenthal aus Berlin suchte als Verteidiger die Science als leßte Konsequenz des Christentums mit seiner Lehre von der göttlichen Allmacht in Verbindung mit der Verheißung Christi Joh. 14, 12 hinzustellen. Die Forderung, das Wesen ihrer Heilmethode darzulegen, lehnte die Angeklagte ab mit der Begründung, daß ein eingehendes Studium nötig sei zu ihrem Verständnis. Und auf die Frage, wie sie sich „mentale“ Behandlung bei einem anderthalbjährigen Kinde vorstelle, wurde erwidert, daß da die Eltern für das Kind einträten! Schließlich erfolgte die Freisprechung mit der Begründung, es könne nicht mit absoluter Sicherheit festgestellt werden, daß das Kind am Leben geblieben wäre, wenn es anders behandelt wäre. Wird man das jemals „mit absoluter Sicherheit“ feststellen können? Der im vorigen Jahre gemachte Versuch der Scientisten, als Religionsgesellschaft anerkannt zu werden, nachdem sie sich eine Kirche gebaut haben, ist übrigens gescheitert. (A. E. L. K.)

Lehre und Wehre.

Jahrgang 61.

Dezember 1915.

Nr. 12.

Bibel und Morallehre in den öffentlichen Schulen.

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Die Frage: Soll das Lesen der Bibel und ein Unterricht in der Moral, oft auch wohl gerade gesagt in christlicher Moral", in den öffentlichen Schulen eingeführt werden? wird in lezter Zeit wieder viel ventiliert. Man nimmt eben mit Schrecken die Früchte einer religionslosen Erziehung wahr und sinnt auf Abhilfe. Und der erste Gedanke, der den Leuten dabei kommt, ist nicht der (was das Richtige wäre): Wie kann die Kirche eifriger und energischer das Evangelium in Schwang bringen, daß die Leute dadurch bekehrt und gläubig und durch die Wirkung des Heiligen Geistes geheiligt, wahrhaft sittlich verneuert werden? Wie kann die Kirche so recht die Massen mit diesem Evangelium erreichen? Wie kann die Kirche durch christlichen Unterricht der Jugend, durch christliche Erziehung, durch christliche Schulen ein gläubiges, frommes und wahrhaft sittliches Geschlecht heranziehen? sondern der erste Gedanke ist: Was könnte der Staat, was könnte die Staatsschule in der Hinsicht tun? Was könnte man in der Hinsicht vom Staate erwarten, fordern, oder wieviel darf man ihm in dieser Sache einräumen und zugestehen? Es bewegt sich diese Frage auf dem Gebiet der weiteren Frage des Verhältnisses von Kirche und Staat, der Scheidung der beiden voneinander. Die genannte Schulfrage, besonders die von dem bloßen Lesen der Bibel, fällt nicht gerade in das Zentrum der Frage von Trennung von Kirche und Staat, sondern mehr in die Peripherie der= felben und wird deswegen auch von Leuten, die das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat gewahrt wissen wollen, wie so manche andere ähnliche Fragen, z. B. die Anstellung von Kaplänen seitens der Regierung, Proklamationen von Buß- und Danktagen seitens obrig= keitlicher Personen, in utramque partem disputiert. Die einen meinen: die Einführung des Bibellesens und der Morallehre, auch wohl ein ausgesprochener, aber sehr allgemein gehaltener christlicher Unterricht, vertrage sich wohl mit der bestehenden Einrichtung der Trennung von Kirche und Staat; andere stellen dies alles sogar als eine Forderung

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