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aus Vergil herauszukonstruieren man würde ja mit demselben Recht das moderne Weltbild aus Goethes „Faust“ mit der „tönenden“ Sonne, den auf Besenstielen reitenden Heren usw. konstruieren können, so ist jenes antike Weltbild ein Phantasiegebilde der modernen Apologeten, aber keine Wirklichkeit. Ein Bedürfnis, die Bibel darum zu verteidigen, existiert also gar nicht; sie spricht sehr selbstverständlich in der Sprache der scheinbaren Beobachtung, wie wir uns heute noch derselben bedienen, wenn wir nicht ein Lehrbuch über kosmische Physik schreiben wollen, sondern das Verhältnis Gottes zu den Menschen besprechen. Wer aber von dem „antiken Weltbild" wie jene oben bezeichneten Schriftsteller redet, beweist nur, daß er die Antike nicht kennt.

So weit Dr. Hoppe, der jedenfalls so viel bewiesen hat, daß der krasse Lokalismus vom dreistödigen Universum mit Satan und seinen Geistern der Finsternis unten, Gott und den Engeln des Lichts hoch oben in den Himmeln und der Erde samt den Menschen als dazwischenliegendem Kampfgebiet für beide keine Tatsache der antiken allgemeinen Weltanschauung ist, sondern eine moderne Fiktion. Damit bricht denn auch schon die Behauptung, daß der christliche Glaube nach Analogie eines besseren modernen Weltbildes umgemodelt werden müßte, in sich selber zusammen. Wenn irgendwo, so findet der alte biblische Glaube seinen adäquaten Ausdruck in den lutherischen Symbolen. Daß aber die lutherische Theologie von jedem Lokalismus völlig frei ist, davon Legen insonderheit die beiden Artikel der Konkordienformel vom Abendmahl und von der Person Christi Zeugnis ab. Wer gelesen hat, was dort gesagt wird von Gottes Allgegenwart, von der rechten Hand Gottes, von der Allgegenwart Christi nach seiner menschlichen Natur und von der Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im Abendmahl, der muß zugeben, daß die lutherische Theologie nichts zu schaffen hat mit dem krassen antiken Weltbild" der Apologeten" vom dreistöckigen Weltgebäude, geschweige denn, daß sie davon in ihren Glaubenslehren abhängig oder durch dasselbe beeinflußt und entstellt wäre.

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Von der Theologie anderer Kirchengemeinschaften, z. B. der reformierten, kann man freilich nicht dasselbe rühmen. Wie überhaupt die Vernunft mit ihren Anschauungen, so spielt in ihr auch der Lokalismus eine bedeutende Rolle. Gleich Zwingli wollte in der Erklärung der christlichen Glaubenslehren die philosophische Beweisführung durch Vernunftschlüsse“ nicht vernachlässigt haben. Und zum Inhalt dieser Vernunft und Philosophie, nach deren Analogie sich auch die Glaubenslehren zu richten hätten, rechnete Zwingli auch seine eigenen physischen, astronomischen und ähnliche Ansichten. Nach allerlei recht fraglichen Anschauungen über natürliche Dinge, die Zwingli sich selber gebildet oder von andern angenommen hatte, „erklärte“ er die Schrift und ihre Lehren, insonderheit die Lehre vom Abendmahl und von der Person Christi. Und bis zum heutigen Tag haben sich die Reformierten von

diesem Rationalismus nicht zu befreien vermocht. Nach ihrem eigenen Weltbild, nach ihren philosophischen Ansichten vom Raum und vom physischen Universum usw., korrigieren und gestalten sie die Schriftlehren von der Auferstehung Christi, von seinen Erscheinungen nach der Auferstehung, von seiner Himmelfahrt, von der Rechten Gottes, vom Eigen zur Rechten Gottes, von der Gegenwart Christi auf Erden und im heiligen Abendmahl usw. Im vorigen Jahre veröffentlichte der reformierte Theolog Gäbelein eine Schrift, betitelt: "The Work of Christ", in welcher die Himmelfahrt also beschrieben wird: "He ascended on high. And the Man Christ Jesus passed upward through the territory which is still the domain of Satan. The glorified Man passed on, upward, higher and higher. Through the second heaven He passed, where the wonderful stars describe their orbits around their fiery suns. At last a place was reached where every angel had to halt. Even the archangel had to cover his face and cry, 'Holy! Holy Yonder is the third heaven, and there stands the glorious throne of God. The glorified Man advances alone; He ascended on high into the immediate presence of His God and our God, His Father and our Father. The welcoming voice of God Himself bade Him to take His seat on His own right hand until His enemies are made His footstool. There He is now the Man in the Glory. Once more let me state it, the Lord Jesus Christ is corporeally present in the highest heaven." Mit solch einem Vokalismus hat die lutherische Theologie nichts gemein; entnommen ist er auch nicht der Schrift, sondern von reformierter Phantasie aus einer falschen Philosophie in die Schrift hineingetragen. F. B.

Das Bekenntnis Hiobs: Hiob 19, 25-27.
(Von L. Aug. Heer both.)

(Schluß.)

V. 26: „Und danach wird man mit meiner Haut umgeben dieses [sc. diesen Leib], und aus meinem Fleische werde ich schauen Gott." Wir haben erkannt, daß Hiob in V. 25 seinen auf den lebendigen ErLöser gegründeten Glauben einer endlichen, am Jüngsten Tage erfolgenden Erlösung vom Tode, das ist, Auferweckung und Seligmachung, deutlich bekennt. Diesen Gedanken seßt er nun fort und führt ihn weiter aus, indem er die Art und Weise dieser lehten Erlösung oder das, was dann mit ihm geschehen wird, beschreibt, V. 26. 27. Die erste Vershälfte lautet: nsrapp? "iy 08. Das 1 nehmen wir in seinem einfach aneinanderreihenden Sinn; denn es widerspricht der Psychologie, daß Hiob im Zustande des freudigen Bekenners erst noch reflerive Begründungen vorbringen sollte. Das Wort ne fann an sich die Be

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deutung eines Adverbs, einer Präposition oder einer Konjunktion haben; man kann es überseßen: „Danach“ oder „nach“ oder „nachdem". Die präpositionale Bedeutung müssen wir schon wegen des folgenden Substantivs hier ausschalten; denn nach meiner Haut", wenn es auch gedeutet würde nach Verlust meiner Haut", wäre zum wenigsten eine ungeschickte, gesuchte und schwerfällige Weise des Ausdrucks, die in sich selbst den Charakter der Unwahrscheinlichkeit trüge; auch kann sie wohl kaum belegt werden. Wir können daher übersehen: „Nachdem man mit“ usw. oder: „Danach wird man mit meiner Haut dieses umgeben.“ Diese lettere Fassung ist der Einfachheit der Sprache wie auch den beiden 1, mit denen sowohl in V. 25 als in V. 26 die beiden Vershälften beginnen, am angemessensten: Bei der übersehung mit „nachdem" würde das in der ersten Vershälfte Gesagte (das Umgebenwerden mit der Haut) als dem in der zweiten Vershälfte Gesagten vorausgehend dargestellt; bei der adverbiellen Fassung und danach" wird die Aussage dieser ersten Vershälfte zu den in V. 25 zum Ausdruc gebrachten Wahrheiten in Beziehung gesetzt und als deren nächste Folge bezeichnet. Wir ziehen diese lettere Fassung als die einfachste und den Fortschritt der Gedanken aufs natürlichste darstellend vor.15)

(עיר) עור

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über "iy ist man sich ziemlich einig, daß es als „meine Haut“ zu übersehen sei. Aber auch wenn man diy als Infinitiv des Verbums „erwachen“ fassen wollte, so würde dadurch der Sinn nicht im geringsten verändert. Es würde dann heißen: „Und nach ́meinem Erwachen wird man umgeben dieses“; nur daß dann der Materie oder des Mittels, womit dieses umgeben werden soll", keine Erwähnung geschähe. Sowohl wegen dieses eintretenden Mangels als auch darum, weil in der zweiten Vershälfte als Parallele erscheint, müssen wir iy im Sinne von Haut" nehmen. Die Verbindung iy, da sie das Mittel anzeigt, überseßen wir als acc. instr.: mit meiner Haut". Bei der Auslegung dieser Worte Hiobs war es stets die größte crux, wie man das Dp verstehen solle. Es gibt im Hebräischen (wie ja auch im Arabischen und äthiopischen; cf. Ges. -Buhls Wörterb.) zwei Wurzeln p, von denen die eine „zerschlagen, herunterschlagen, abHauen“ und die andere umkreisen, umringen, umgeben" bedeutet. Fast alle neueren überseßer (z. B. Leander v. Eß, Dächsel, Kautsch), die englische Bibel, ja auch ältere und neuere Ausleger der lutherischen Kirche nehmen hier für p die Bedeutung „abschlagen, zerstören“. Unter den mannigfachen ungelenken und daher unnatürlichen überfebungen, die man in diesem Sinne geliefert hat, wäre die erträglichste diefe: Und nachdem man meine Haut in solcher Weise zerschlagen hat, werde ich ohne mein Fleisch Gott schauen." Warum aber Hiob eine solche Aussage machen sollte, in der doch, da er von der Erlösung

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15) Zu dieser Vershälfte vgl. Ps. 73, 24 b: 18. Da finden wir genau dieselbe Wortstellung und Syntar: „Und hernach mit Ehren nimmst du mich an.”

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am Jüngsten Tage redet, eine Auferstehung des Fleisches, die er V. 27 deutlich bekennt, geleugnet würde, und was er überhaupt mit solchen Worten in diesem Zusammenhang sagen wollte, ist schlechterdings unerfindlich. Solche übersehungen fallen bei genauer Erwägung des Skopus der ganzen Aussage in sich selbst als unhaltbar zusammen; daher gibt es auch so viele verschiedene übersehungen dieser Stelle. Bei der mit dem Unglauben gepaarten modernen Theologie sind solche übersetzungen weiter nicht verwunderlich; da greift man nach allen möglichen Mitteln Konjekturen, Tertverbesserungen usw. -, um hier nur nicht das „Umgebenwerden mit der Haut", die Auferstehung des Fleisches, gelehrt zu finden. Da geht man von der aus Not aufgestellten Hypothese aus, daß Hiob unmöglich von einer Auferstehung, von einem Jüngsten Tage, habe reden können woher sollte er auch so etwas gewußt haben? Wie aber kommt es, daß ältere rechtgläubige Ausleger (Calov, Gerhard u. a.) hier die Sache unentschieden lassen und beiderlei Auffassung (zerstören“ und „umgeben") für möglich halten? Das läßt sich leicht erklären, wenn man bedenkt, daß man zu ihrer Zeit betreffs Dp? zwei nicht einander gleichlautende Wurzeln annahm: p in der Bedeutung umkreisen, umgeben" und p in der Bedeutung „zerschlagen, zerstören“. Wenn sie nun hier Dp? lasen, so konnten sie in dieser Form nicht ein Piel, sondern nur das Niphal von Яp finden, mußten also das Wort passiv übersehen, und das gab natürlich eine unerträgliche übersehung: mit meiner Haut werden umgeben werden dieses“, daher man auch gewöhnlich hier einen andern Numerus (Plural statt Singular oder umgekehrt) im Verbum oder im Pronomen sezte. Da empfahl sich natürlich die übersehung mit „zerstören“ (Dp? als Piel von p♪): „nachdem man meine Haut zerstört hat", wobei aber das Pronomen net wieder Schwierigkeiten bereitete. Heute ist es allbekannt, daß die Wurzeln beider Verba gleichlauten, und daß der Form nach sowohl Niphal als Piel sein kann. Welches die richtige übersehung sei, muß der Kontert entscheiden.

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Um nun zu einer exegetischen Gewißheit zu gelangen, in welchem Sinne Dp hier zu nehmen sei, find wir genötigt, ausführlicher darauf einzugehen und die Gründe für und gegen beide Fassungen genau, aber vorurteilsfrei zu erwägen. Wie schon gesagt, kommt das Verbum pi in der Schrift in zwei verschiedenen Bedeutungen vor und wird daher auch im Lexikon zweimal aufgeführt, einmal als „abschlagen, umhauen" und das andere Mal als umringen, umkreisen, umgeben". p? im Sinn von herunterschlagen, umhauen" kommt nur an einer einzigen. Stelle vor, Jef. 10, 34: „Der HErr wird umhauen das Dickicht des Waldes mit Eisen." Hier steht das Piel perf., P. (Dann fügt Gesenius als zweite Stelle freilich noch Hiob 19, 26 an, wo es die Bedeutung von abreißen“ haben soll; aber er erklärt selbst, daß hier der Tert „dunkel“ sei.) Als Derivat von diesem p findet sich noch das Wort p, das „Abschlagen" der Oliven bezeichnend, Jes. 17, 6

und 24, 13. Nach diesem biblischen Gebrauch des Wortes sind wir genötigt anzunehmen, daß p (wie im Arabischen) ein gewaltsames Schlagen", und zwar mit einem Werkzeug, Art oder Stange, als Grundbedeutung hat. Da aber diese Bedeutung bei der „Haut“ des Hiob keine rechte Anwendung finden kann, so ist es kein Wunder, wenn Gesenius den Text für dunkel erklärt. Wir notieren hier, daß p in der augenscheinlich richtigen Bedeutung herunterschlagen, umhauen" nur bei Jesaias gebraucht wird; aber auch in der Jesaiasstelle wird diese Bedeutung angefochten (Ebeling, „Der Menschheit Zukunft"); jedoch der parallelismus membrorum spricht Jef. 10, 34 dafür.

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p im Sinn von „kreisen, umgeben" (so im Hiphil im Neuhebräischen und Jüdisch-Aramäischen; im Syrischen „nahe sein, anhangen"; zu vergleichen die arabische Wurzel und das äthiopische Wort für Armband") findet sich a. im Kal Jes. 29, 1 vom Kreislauf der Feste; b. im Hiphil Hiob 1, 5: „einen Kreis bilden"; Hiob 19, 6: ,,umgeben, einschließen mit etwas" (ähnlich Klagl. 3, 5); Jos. 6, 3. 11; Pf. 48, 13: um etwas herumwandeln"; 1 Kön. 7, 24; 2 Kön. 11, 8; Jes. 15, 8; Pf. 22, 17; 2 Chron. 4, 3; 23, 7; 6, 14; Ps. 17, 9; 88, 18: umringen, umgeben"; Lev. 19, 27: „kreisförmig abscheren". Dies Verbum kann mit by oder mit dem Akkusativ konstruiert werden. Als Derivat von diesem sp kommt noch ne?? bor (Jes. 3, 24): „ein Strick, der den Leib umgibt“. Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich, daß ħpɔ fast stets in der Bedeutung „umkreisen oder umgeben" gebraucht wird. Nur eins vermissen wir: das Piel in dieser Bedeutung (wenn wir nämlich von unserer Stelle, wo diese Bedeutung erst erwiesen werden muß, absehen); das Wort wurde fast immer im Hiphil gebraucht. Da jedoch das Piel mitunter im Sinn des Hiphils verwandt wird, so fällt dieser Umstand nicht ins Gewicht; vielmehr, wie dies Wort nur einmal im Kal (Jes. 29, 1) gebraucht wird, ebensowohl kann es auch einmal (an unserer Stelle) im Piel gebraucht worden sein. Die Entscheidung muß sich auf andere Gründe stüßen.

Wir gehen jest dazu über, die einzelnen wirklich stichhaltigen Gründe für und wider unsere übersehung (P = umgeben) eingehend zu erwägen. Gegen die Bedeutung umgeben" kann man eigentlich nur dies geltend machen, daß das Piel von P nirgends in diesem Sinne vorkommt; immer (mit der einen Ausnahme Jef. 29, 1, wo aber das Kal gebraucht ist) steht das Hiphil. Darauf erwidern wir, daß das Piel oftmals im Sinn des Hiphil gebraucht wird (z. B. bei Sva, Sra, boy, new, non et al.). Wenn nun sogar das Kal (Jef. 29, 1) in ähnlicher Bedeutung wie das Hiphil verwandt werden kann, dann gewiß auch das Piel, das oft Kausativbedeutung annimmt. So zeigt also der Gebrauch des Piel bei andern Verben, daß es wohl möglich ist, daß es auch hier in der Bedeutung des Hiphil gebraucht sei. Sodann könnte noch der Einwand erhoben werden, daß alte überseher

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