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E. D. Morel in der African Mail, einem südafrikanischen Blatte, aus. „In würdigster Weise hat Europa seinen Beruf zur Zivilisation' Afrikas dargetan, indem es das mühsam alldort durch Kämpfe und Arbeit des letzten Vierteljahrhunderts errichtete Gebäude in ein weites Chaos von Ruchlosigkeit verwandelte. Wir bringen unser sogenanntes Christentum den afrikanischen Heiden, wir versuchen die Ausbreitung des Islams einzudämmen, und wir zeigen uns selbst barbarischer, blinder, hartherziger als die zurückgebliebensten Völker Afrikas, die zu regieren wir auszogen. Aber die Regenten Europas können in noch niedrigere Tiefen fallen, wenn sie einmal am Werke sind. Sie können ihre afrikanischen Truppen auf dem Boden des tropischen Afrika gegeneinander loslassen und in Afrika die Greuel verdoppeln, die sie für ihre Untertanen in Europa vorbereiten. Wollen sie wirklich bis zu diesem äußersten Grade der Entartung fortschreiten oder noch vor ihr haltmachen?“ Zur Verteidigung Deutschlands bemerkt hierzu die „Wartburg“ (zwar nicht in bester Stimmung): „Nicht wir haben die Kongoakte gebrochen und den Krieg auf die Kolonien übertragen; nicht wir haben Inder, Turkos, Senegalesen gegen Europäer auf den Schlachtfeldern Frankreichs losgelassen. Möge also Herr Morel seine Mahnungen an England und Frankreich richten! Und wenn er für die Schwarzen so zärtlich besorgt ist, so wäre noch mehr ein Wort der Entrüstung gegen die Verschleppung afrikanischer Greuel nach Europa angebracht gewesen. Aber daran scheint er gar nicht gedacht zu haben.“

G.

Alle Gebiete der Leipziger Mission in Afrika und Asien sind den Kriegsgefahren ausgefeßt. Das älteste von diesen liegt im südlichen Hindostan. Nach dem eben veröffentlichten Bericht der Leipziger Missionsgesellschaft zählen die Gemeinden dort 22,033 Seelen. Den lezten Nachrichten zufolge hat der Leiter der Arbeit in Indien, Propst Mehner, vom englischen Gouverneur das Versprechen aller Hilfe erhalten, soweit sie die strengen Militärgeseße erlauben. So ist auch der militärpflichtige Missionar Wagner, der als Kriegsgefangener nach dem Inneren Ceylons gebracht worden war, seit Ende August v. J. wieder freigelassen. Um so dankbarer wird dieses begrüßt, als diese Missionare nur in eingeschränkter Weise aus der Heimat unterstüßt werden können. Durch die Auswanderlust der Tamulenchristen sind in Hinterindien Gemeinden in Rangun und Penang mit 1224 Seelen entstanden. Unter ihnen ist ein Missionar in Tätigkeit. So ruht die Arbeit in Indien nicht gänzlich. Seit Ausbruch des Krieges fehlt jede Nachricht über die ostafrikanischen Felder. In Britisch-Ostafrika erstrebt man eine United Native Church; ihr gegenüber wird sich das Häuflein lutherischer Balamba nicht halten können. Ganz anders ist es in Deutsch-Ostafrika. Dort dringen in Scharen die Heiden herbei, so daß sie zu fortwährenden baulichen Erweiterungen der Versammlungshäuser veranlassen. 9500 Eingeborne, vielfach noch Heiden, besuchen durchschnittlich jeden Sonntag die Gottesdienste, die auf 13 Hauptstationen und in 70 Schulkapellen der Außenorte gehalten werden. In den Schulen finden sich 8643 Knaben und Mädchen ein, in der Mehrzahl Heiden. Was mögen nun diese jungen Christen denken und reden, wenn sie Zeugen sein sollten, wie die christlichen Engländer die christlichen Deutschen mit blutigem Kriege überziehen wie einst die raubgierigen Masai sie? Und wenn nun gar die Boten des Christentums sich gegen die Feinde ihres Vaterlandes wehren müssen? Wie aber werden sich zu beiden die Bekenner des Islams stellen, der seither ein ge

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fährliches Hemmnis der Mission war? Der Aufruf zum heiligen Kriege" könnte eine kaum zu entwirrende Verwirrung anrichten.

G.

über den Fortschritt der buddhistischen Propaganda in Deutschland verbreiteten sich kürzlich die Theologischen Zeitblätter" (Straßburg). zutage", lesen wir da, „findet bei uns in Deutschland buddhistische Propaganda statt durch buddhistische Vereine. In Dölau bei Halle befindet sich eine Villa, vor der ein kleines Bauwerk steht, ähnlich den Heiligenhäuschen, die man in katholischen Gegenden an Straßen bei Wegkreuzungen usw. sieht. In diesem Heiligenhäuschen thront oben in einer Nische nicht etwa ein katholisches Heiligenbild, sondern eine Buddhastatue. Der Besißer dieser Villa ist Dr. Wolfg. Bohn, Vorsitzender des Bundes für buddhistisches Leben und Bibliothekar der Deutschen Pali-Gesellschaft. Diese zwei eng miteinander verbundenen Vereinigungen betreiben gegenwärtig eine lebhafte Propaganda für buddhistische Ideen in Deutschland. Sie haben die Arbeit so untereinander geteilt, daß die deutsche Pali-Gesellschaft, 1909 in Breslau gegründet, mehr theoretisch die Kenntnis der Pali-Literatur (das heißt, der in Pali, einem Sanskritdialekt, geschriebenen Quellen des südlichen Buddhismus) und das Verständnis für das System des Pali-Buddhismus zu fördern und zu verbreiten sucht, der Bund für buddhistisches Leben diejenigen sammelt, die ihr Leben nach buddhistischen Ideen zu führen gewillt sind. Diese Leute wollen die religiöse Regeneration oder Erneuerung des Abendlandes zustande bringen. Sie versichern, daß nicht ‚auch nur im entferntesten beabsichtigt sei, irgendeine Religionsgesellschaft anzugreifen oder zu bekämpfen. Mit diesem Grundsatz will es freilich schlecht stimmen, wenn in einer deutschen Broschüre die Christen als die im tiefsten Abgrund religiöser Unwissenheit versunkenen Barbaren und Heiden des Westens bezeichnet wurden, oder dem Christentum, das ja vorwiegend mit Zöllnern und Sündern zu tun haben wolle, seine Heidenmission als internationale Lumpensammlerarbeit gern überlassen wird!" Aus einem Buche Paul Gennrichs über die Tätigkeit der buddhistischen Vereine in Deutschland wird dann folgende an die christliche Theologie gestellte Forderung einer Revision der Lehre zugunsten des buddhistischen Lehrfazes von der Seelenwanderung angeführt: „Mir ist es unzweifelhaft, daß die evangelische Theologie den eschatologischen Teil der christlichen Glaubenslehre sorgfältiger wird ausgestalten und ihm ein Lehrstück wird einfügen müssen, das der katholischen Lehre vom Fegfeuer entspricht, gereinigt von allen abergläubischen, sinnlichen und geseßlich-verdienstlichen Gedanken!“ G.

Der Tod Dr. August Weismanns, des berühmten Biologen, wird aus Freiburg gemeldet. Weismann hat besonders auf dem Gebiete der Erblichteit geforscht und ist am besten bekannt als der Urheber des Sazes, daß angeeignete Charakteristika nicht vererbt werden können (acquired traits are not inherited). Durch Weismanns Theorie, daß das Keimplasma unverändert von einer Generation auf die nächste vererbt wird, ist der darwinistischen Entwicklungslehre, die gerade auf der Vererblichkeit von Zügen, die sich das Lebewesen angeeignet hat, basiert, das Fundament entzogen worden. Die biologische Wissenschaft hat sich, wenigstens in Europa, rückhaltlos zu dem Saße Weismanns bekannt. Dem allgemeinen Publikum find die Forschungen Weismanns zugänglich gemacht worden in einer Reihe von Auffäßen, die auch in englischer Sprache von der Clarendon Press, Orford (Essays upon Heredity and Kindred Biological Problems; zwei Bände, $2.00 und $1.30), herausgegeben worden sind.

G.

Lehre und Wehre.

Jahrgang 61.

März 1915.

Nr. 3.

Lehrstellung der Forenede Kirke und der Haugesynode.

Man hat sich in bezug auf die Vereinigungsthesen vom Jahre 1912 (Madisoner Säße, „Opgjör“) des Ausdruckes bedient, daß in diesen Säben die drei am Unionswerk beteiligten norwegischen Synoden eine Vereinigungs basis gefunden hätten. Das ist insofern richtig, als man damit nur sagen will, daß auf Grund dieser Thesen die Forenede Kirke, die Norwegische Synode und die Haugesynode1) durch Synodalbeschluß, zum Teil auch durch Abstimmung in den Gemeinden erklärt haben, daß die Differenz im Artikel von der Gnadenwahl und Bekehrung aus dem Wege geräumt sei. Daß diese Säße jedoch tatsächlich, das

1) Es bestehen zurzeit in den Vereinigten Staaten fünf norwegisch-lutherische Körperschaften. Unter diesen ist die größte die Forenede Kirke (Vereinigte Kirche) mit etwa 600 Pastoren, 1600 Gemeinden und 170,000 tommunizierenden Gliedern. Gegründet wurde die Forenede Kirke im Jahre 1890 aus Elementen, die im Gnadenwahlsstreit von der Norwegischen Synode ausgegangen waren, der sogenannten antimissourischen Brüderschaft, die sich mit mehreren kleineren Körperschaften zu einer Synode (daher Forenede Kirke“) verband. Die Norwegische Synode besteht aus etwa 1000 Gemeinden mit etwa 400 Pastoren und 96,000 kommunizierenden Gliedern. Die Haugesynode (169 Pastoren, 364 Gemeinden, 40,000 kommunizierende Glieder) trägt den Namen des Hans Nielsen Hauge, der in einer Erweckungszeit in Norwegen vor etwa hundert Jahren als Laien prediger eine bedeutende Rolle spielte. Seine Nachfolger gründeten die sogenannte Haugesynode in den vierziger Jahren des lezten Jahrhunderts. Aus der Forenede Kirke traten im Jahre 1897 eine Anzahl Pastoren und Gemeinden aus, die sich die „Freie Kirche“ (Frikirke) nennen. Die Frikirke besteht zurzeit aus 172 Pastoren, 371 Gemeinden und 23,000 fon= firmierten Gliedern. Außerdem besteht eine kleine Körperschaft, Eielsenssynode oder die Ellingianer, die etwa 1100 konfirmierte Personen zählt, und die sich rühmt, den Geist der Haugeschen Frömmigkeit in Reinkultur bewahrt zu haben. In einem offiziellen Schreiben an die Forenede Kirke vom Jahre 1913 wird mit allem Ernst darauf hingewiesen, daß sie wohl meistens Ellingianer genannt würden, daß aber ihr offizieller Name sei: Die Ev.-Luth. Kirche in Amerika!

heißt, nach ihrem Inhalt, eine Lehre von der Wahl und der Bekehrung darstellen, auf die man sich geeinigt hätte, steht, ganz abgesehen auch von der Differenz, die innerhalb der Norwegischen Synode in der Beurteilung dieser Säße zutage getreten ist, in Widerspruch mit dem Wortlaut des Dokuments. Nicht eine Lehre, sondern zwei Lehren von der Gnadenwahl und Bekehrung haben in diesen Thesen Ausdruck gefunden, und zwar in drei Reihen von Aussagen. Die erste Reihe, an die wir denken, ist Sat 5 und 6, die Ablehnung des Synergismus und des Calvinismus, auf biblischer Grundlage. Mit Rücksicht auf These 5 und 6 kann wohl die Norwegische Synode, nicht aber die Gegenpartei sagen: Wir haben unsere Stellung nicht geändert. Die zweite Gedankenreihe findet Ausdruck in den Worten: „erkennen ohne Vorbehalt an“ (in bezug auf die zweite Lehrform) und: „des Menfchen Verantwortlichkeitsgefühl gegenüber der Annahme oder Verwerfung der Gnade“. Mit diesen Sähen können wohl die Forenede Kirke und die Haugesynode nach ihrer sonstigen Lehrstellung, nicht aber die Norwegische Synode zufrieden sein. Eine dritte Reihe von Aussagen findet sich in Sat 1, 2 und 3 und wieder am Schluß des „Vorschlags", unter denen beide Parteien ihre Lehre finden können, indem man sich nämlich mit der Aussage zufrieden gibt, daß die Lehre der Konkordienformel beiderseits als adäquate Darstellung der Schriftlehre anerkannt werde. Man hat also ein Dokument geschaffen, in dem beide Parteien gewisse Säße herausheben können und sagen: So lehren wir, so haben wir immer gelehrt.

Man fragt sich da: Wie war das möglich? Wie konnte man hoffen, durch eine solche Thesenreihe alle beteiligten Interessen, auch Leute, denen es um die Wahrheit zu tun ist, zu befriedigen? Man hätte etwa erwarten dürfen eine Darstellung der Wahllehre, die in allen Stücken sich mit der Lehre der Schrift deckt und jede Irrung (auch die Lehre vom Unterlassen des mutwilligen Widerstrebens vermöge natürlicher oder geschenkter Kräfte vor der Bekehrung) abweist, oder, falls die Norwegische Synode ihre frühere Stellung aufgegeben hätte, ein Dokument, das den Gegenfaß zu der Lehre der Schrift unumwunden vertritt, oder auch eine Formel, die mit Umgehung der Differenzen eine allgemein gehaltene Darstellung der strittigen Lehrstücke enthielte, unter der sich jede Partei das Jhrige denken kann. Das leştere wäre eine unionistische Lösung der Differenz nach altem Muster gewesen. Statt des allen ist hier etwas Neues geschehen. Man hat zwei Reihen von Aussagen über die Wahl und Bekehrung nebeneinandergestellt und dann durch die Bezugnahme auf die Konkordienformel eine Brücke zwischen beiden geliefert, auf der man sich tiefgerührt die Bruderhand reicht.

Indem wir uns die Lehrstellung der Forenede Kirke und diejenige der Haugesynode im nachfolgenden etwas näher ansehen, soll auf die Entstehung dieses merkwürdigen Dokuments wie auch auf andere

Schwierigkeiten, die einer Union auf dem Grunde der Wahrheit entgegenstehen, etwas Licht geworfen werden. Es geschieht das nicht nur zu dem Zwecke, diesen Handel durch Verwendung weniger zugänglichen Quellen in das rechte historische Licht zu rücken, sondern auch um den Nachweis zu liefern, daß man durchaus nicht, wie man sich in ohioschen und iowaschen Blättern das in letzter Zeit angewöhnt hat, für die Spaltung innerhalb der Norwegischen Synode missourische Hintertreibung des Vereinigungswerks geltend zu machen braucht, sondern daß man in dem Wachstum der Minoritätspartei etwas ganz anderes, nämlich ein Wachstum im Verständnis der historischen Grundlage des Madisoner Dokuments und der gegnerischen Stellung überhaupt, erkennen sollte. Jedenfalls wird die Ablehnung einer Union auf der Basis dieser Thesen von seiten solcher, die mit dem Irrtum keinen Kompromiß machen wollen, um so verständlicher sein, wenn einmal erkannt wird, daß nicht nur schon vor Jahren eine Vereinigungsbasis, wie sie uns jezt in dem bereits skizzierten Charakter des „Opgjör“ vorliegt, im indifferentistischen Lager zur Forderung geworden war, daß nicht nur die ganze Anlage des Dokuments, zum Teil bis in einzelne Redewendungen hinein, unter fortgesetter Betonung des Gegensaßes gegen Missouri, einem zukünftigen Vereinigungskomitee in den Synodalorganen der Forenede Kirke als Vorlage unterbreitet war, sondern daß man auch im voraus schon seine Auslegung dieser später im „Opgjör“ inkorporierten Säße, auch seine Auffassung der Bezugnahme auf die Lehre der Konkordienformel, wie sie in diesen Thesen vorliegt, ganz unzweideutig kundgegeben hatte.

Die Lehrstellung der Forenede Kirke ist im Artikel von der Gnadenwahl und Bekehrung synergistisch. Der Synergismus lag der Trennung vom Jahre 1887 zugrunde, die zur Gründung der Forenede Kirke führte. Es ist hier nicht nötig, auf den Verlauf des Gnadenwahllehritreites in seinen früheren Stadien näher einzugehen. Daß aber die Forenede Kirke auch nach 1900 und auch kurz vor Annahme der Madisoner Thesen im Jahre 1912 noch synergistisch von der Bekehrung lehrte, gehört zu den Erscheinungen, die mit Rücksicht auf den Ursprung der Thesen von Interesse sind und zum Verständnis derselben beitragen.

In dem Synodalorgan „Lutheraneren" stand im Jahre 1911 auf Seite 516 f. folgende Ausführung über die Lehre von der Wahl: „Damit die Möglichkeit der Seligwerdung zur Wirklichkeit werde, daß also der einzelne Mensch bekehrt und selig werde, wird von seiten des Menschen die Bedingung gefordert, daß er dem Heiligen Geist nicht widerstrebt, sondern die in Christo angebotene Gnade annimmt und fich mit Gott versöhnen läßt. Diese Annahme geschieht durch den Glauben. . . . Gott hat aus Gnaden beschlossen, denen, die diese Bedingung erfüllen, die Seligkeit aus Gnaden mitzuteilen. . . . Mit

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