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Doch nebst dem Kaiser, dessen Herablassung und Leutseligkeit Alles entzückte und Höchstwelcher sich mitten unter seinen treuen Unterthanen täglich wie ein Vater unter seinen Kindern bewegte - sah Laun innerhalb seiner Mauern noch zwei, damals vieles Aufsehen machende Männer. Es war Moreau und Vandamme. Ersterer starb allhier und lekterer wurde als Gefangener durch= geführt. Das Volk verhöhnte ihn, was in keiner Weise zu entschuldigen ist; allein durch die ebenfalls hier später mitgetheilten Zeitungsartikel, so wie durch die Alles vergrößernde Fama aufgestachelt, in einer Zeit der größten Aufregung, in dem grellen Uebergange von Furcht und Schrecken zur ausgelassenen Lust und Freude muß man sich wirklich wundern, daß nichts Aergeres geschah und man es bei einigen spiken Bemerkungen und Ausrufungen bewenden ließ.

Und nun dem Leser das Manuscript selbst vorlegend, möge derselbe daraus ersehen, wie man vor 50 Jahren dachte, handelte und schrieb.

Nach dem am 10. August 1813 ausgegangenen Waffenstillstande war Laun für die erstere Zeit des Feldzuges zum Standquartiere der Souveraine bestimmt und wurde von dem größten Theile der Hauptarmee Böhmens durchzogen.

Am 18. August sah die Stadt den ersten Durchmarsch. Es war ein Kosackencorps, welches in der Flur Wiska bivouakirte, und am anderen Tage zeitig früh verschwand. Bald darauf wurde der Ningplas von Hofequipagen und Feldwagen einge

nommen.

Das Absteigequartier für Seine Majestät den König von Preußen war in dem Stephanischen Hause Nr. 125. Unfern hielten die preußischen Gardegrenadiere neben der Front des Rathhauses ihre Fahnenwache.

Für Seine Majestät den Kaiser von Rußland war die Wohnung im Schlossar'schen Hause Nr. 48 bereitet. Garde= kosacken vom Commando Skrabanov, dessen Corps in der Flur Kujmo campirte, hielten Wache bei dem Gepäcke ihres Monarchen.

Vor dem Gasthofe „zu 3 Linden" Nr. 36 war die k. k. österreichische Hofburgwache aufgestellt. In diesem Gasthofe war das westliche Eckzimmer im ersten Stock zur Staatsconferenz, das üstliche zur Nachtruhe, die übrigen Gemächer zum Aufenthalte bei Tage für Seine k. k. Majestät Franz I. vorgerichtet.

Im Bienert'schen Hause Nr. 49 wurde Freiherr von Kutschera, Flügeladjutant, und M. Dr. Stift, Leibarzt Seiner Majestät, untergebracht.

Seine Majestät Franz I. traf am 20. August Nachmittags in Laun ein, und begleitete nach dem ersten Durchmarsche der Artillerie Seine Majestät den Kaiser Alexander bis zur großen Wiesenbrücke auf dem Wege ins fliegende Hoflager nach Teplik, wohin Seine Majestät der König von Preußen voraus ge= reist war.

Am 21. August kam Seine Excellenz Graf Metternich mit der k. k. Staats- und Hofkanzlei an. Durch das sehr gedrängte Bequartieren der Mannschaften und durch die Märsche der Hauptcolonnen des Heeres war in der Stadt ein bedeutendes Gewühl entstanden, so daß Seiner Majestät dem Kaiser Franz sechs Leibrosse mit fortgerissen wurden. Ueber den mündlichen Bericht von diesem Unfalle bemerkten Seine Majestät: „Kinder! es ist ja Krieg."

An den Abenden war die Umgebung in weiter Kunde mit Soldaten und Feldwagen bedeckt, welche den kommenden Tag ihren Marsch nach der sächsischen Grenze fortsetten. Zuletzt kam der große Artillerie-Train, welcher am 22. August von 111/2 Uhr Mittags bis Mitternacht durchmarschierte.

Da es im Operationsplane der Verbündeten lag, wenn Dresdens Belagerung zurückgewiesen werden sollte, den Rückzug aus Sachsen bis hinter den Egerfluß durchzuführen, mit 3 Hauptcolonnen bei Laun, mit der 4. bei Budin Halt zu machen und bei der ersteren Stadt dem Feinde cine entscheidende Schlacht anzubieten: so waren bereits seit 6. August an Befestigungswerken bei Laun unter der Leitung des Obristlieutenants von Querlonde und des Hauptmanns Ritter von Spinette 1200 Menschen beschäftigt, welche zwischen Laun und Postelberg, dann an diesen beiden Städten Erdschanzen, Verhaue, Palissaden, dann in den Bastionen der nördlichen Launer Stadtmauer Gerüste mit Geländern und Treppen zuschickten. Auf dem hohen Uferfelde, welches an die lesten Häuser der kleinen östlichen Launer Vorstadt grenzt (Flur Wrschovka), waren die Schanzen Nr. 14 und 13; auf dem Bauplaße der Anna Gruß an der Stadtmauer (Nr. 29) der Brücke gegenüber die Schanze Nr. 12; im Glasper'schen Obstgarten der großen westlichen Vorstadt Nr. 271 die Schanze Nr. 11; im alten Fasanengarten der Stadtgemeinde (Nr. 1341) die Schanze Nr. 10; noch weiter westlich auf dem Iohann Hawranek'schen und Ignaz Nohac'schen Felde (Nr. 1144 und 1146 der Flur Maschov) die Schanze Nr. 9 alle im Launer Gebiete aufgeführt. Dann standen in fortgesetzter Linie auf der Anhöhe der Flur Kujmo, ferner auf dem Priesner Berge, auf beiden Seiten des Brückenzollhauses vor Postelberg die übrigen Schanzen Postelberger Antheils. Diese sämmtlichen Schanzen hatten theils die Laun-Teplizer, theils die Postelberg-Komotauer Straße zu bestreichen. Die Launer Grundbesizer bekamen diesfalls an Schadenersatz aus dem Staatsschatze 2243 Fl. C.-M.

Nebst den Kanonen in den Verschanzungen stand noch ein großer Artillerie-Reservepark an der Südseite von Laun. Eine bedeutende Abtheilung Pioniere hatte die Bestimmung, beim Annähern des Feindes die Dächer der Stadt abzunehmen.

Die combinirte Armee erreichte am 25. August Dresden, stürmte am 26. die Werke der Stadt, brachte die Nacht unter Regengüssen im Freien zu, und erneuerte am Morgen wieder das Gefecht.

Um 1 Uhr Nachmittags ritt Kaiser Alexander mit General Moreau von einer österreichischen Batterie auf einen nahen Hügel. * Die entgegengestellte, auf kurze Zeit still gewordene französische Batterie der jungen Garde nahm auf Napoleon's Befehl das Feuer wieder auf (nach mündlicher Aussage des Moreau'schen Adjutanten war es die Batterie Nr. 2), und die erste Kugel schlug Moreau's Pferd durch und zerschmetterte diesem Feldherrn beide Füße.

Herbeigesprungene Kosacken legten ihn auf eine aus ihren Lanzen zusammengefügte Tragbahre, schafften ihn so nach Kaiz, wo der hohe Verwundete, mit bewunderungswerther Ruhe eine Cigarre zu den Lippen bewegend, amputirt wurde.

Um 6 Uhr Abends traten die Verbündeten den Rückmarsch an. Um diese Zeit kam auch der Herzog von Cumberland (später König von Hannover Ernst August) spät in der Nacht eilends nach Laun gefahren, wählte nach Besichtigung des einzigen noch disponiblen Gemaches das Billard im Schankzimmer des Gasthofes „Zu 3 Linden" zur Schlafstätte und wurde sodann im Tittelbach'schen Hause Nr. 135 untergebracht, wo ihm zwei russische Hauptleute Platz machten, und unter der sehr einfachen Einrichtung zwei angebohrte Feldrüben die Stelle eines Armleuchters den ersten Abend zu vertreten hatten.

Am 28. August gegen 4 Uhr Nachmittags ritt Seine Majestät der Kaiser Franz auf die Teplizer Straße hinaus. Es näherte sich der Stadt die Sänfte mit Moreau. Vier Grenadiere vom Regiment St. Julien trugen den General; 12 Grenadiere, welche im Tragen abzuwechseln hatten, marschirten daneben, ein Hauptmann führte das Commando. Zur Abhaltung des Regens waren Reitermäntel über die Sänste ausgebreitet.

In der großen Vorstadt, unfern der Egerbrücke, neben dem Bürgerspitale begegneten Seine Majestät dem Zuge, welcher sogleich anhielt. Der Kaiser näherte sich dem General und reichte ihm unter sehr freundlichen und seelenvollen Worten die Hand. Bei den deutschen Antworten des Feldherrn erinnert man sich das Wort „Schicksal" gehört zu haben. Der Kaiser nahm Abschied, reichte dem General wieder die Hand, ritt seitwärts auf seinem weißen Rosse, langte nach dem Taschentuche und trocknete sich das nasse Auge.

Der Zug wogte still und ernst dem Stadtthore zu. Seine Majestät verfügten, daß höchstdero Leibarzt M. Dr. Stift beim General unverzüglich erscheine und ritten wieder ins Freie.

Auf der Südseite des Ringplazes im Hause Nr. 129 (welches mit dem Wappen der Familie Werner von Werner geschmückt war, und jetzt im Besize des Wenzel Kostka ist) wurde Moreau im östlichen Eckzimmer zur ebenen Erde untergebracht. Der russische Oberst Paul von Svinin, welcher früherer Zeit als Gesandtschaftssekretär bei den amerikanischen Freistaaten im Dienste seines Vaterlandes stand, war nun Adjutant bei Moreau und leitete theilnahmsvol die Krankenobhut und Pflege.

Den kommenden Morgen wurden die allgemein bangen Erwartungen noch düsterer gespannt. Die Privaten hatten ihr besseres Hab und Gut schon früher in Sicherheit gebracht. Die wehrlose Bevölkerung, Frauen, Kinder, Greise waren meist nach Rakoniz geflüchtet.

Der k. k. Postmeister Ludwig von Dovara, ein in seiner Pflichterfüllung ebenso eifriger als strenger Mann, hatte damals die volle Last seines Amtes zu tragen. Ueber 14 Tage bereits gar nicht ins Bett gekommen, Tag und Nacht mit unzähligen Staffetten, Pferdestellungen u. s. w. überladen, Niemanden zur Seite habend, der seine Mühen getheilt oder wenigstens nur etwas erleichtert hätte; jeden Augenblick nicht seines Lebens sicher, wollte er, nachdem ihn Alles verlassen, eben auch sein Amt niederlegen, um wenigstens das nackte Leben zu retten, als ihm 12 Mann Grenadiere gegeben wurden, die ihn vor allen Unbilden beschüßen

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