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ner Würde und mit Bequemlichkeit mit seiner Gesellschaft als Den Abschied nahm der Papst mit eben der auszeichnenden Zärtlichkeit und Liebe, Ihn umfassend, womit er Ihn bei dem ersten Besuch empfangen hatte.

Der ganze Aufenthalt in Italien war von zwölf Mo naten, und so wie er zu Hauje kam, bereitete er sich zu seiner Bestimmung, das Regiment, das ihn als Chef in Frankfurt schon erwartete, zu übernehmen, und trat den roten Oktober 1775. um Mitternacht, seine Reise dahin, in Begleitung seines vertrauten Freundes, an. Die beiden ersten Stuns den nach seiner Abreise, war der Prinz äußerst tiefsinnig und sein Freund hörte kein Wort von ihm. Diese ganz unges wöhnliche Stille musste denselben um so mehr aufmerksam machen, da er bei alle den Reisen, die er bisher mit ihm ges macht, nie etwas ähnliches bemerkt, und er ihn auch jetzt den ganzen Tag bis zum Abschiede, wie gewöhnlich, heiter und aufgeräumt gesehen hatte. Die Betrachtung aber, daß der so kurz vorhergegangene Abschied von seiner Durchl. Familie, besonders auch die Trennung von seiner, seit der frühesten Jus gend so sehr geliebten Prinzessin Schwester, der Aebtiffin von Gandersheim, und der für sein freundschaftliches Herz gleichfalls sehr angreifende Abschied von allen seinen Freuns den und Lehrern, die er såmmtlich noch in diesen Tagen geser hen hatte, die Ursach derselben seyn könne, hielt ihn dens noch zurück, dieß für ihn so auffallende Stillschweigen zu unterbrechen, und den Prinz in seinem Nachdenken zu stés ren. Nach Verlauf von ohngefähr zwei Stunden aber uns terbrach er es selbst, und sagte zu seinem Begleiter: Freund, ich habe in dieser Zeit darauf nachgedacht, ob auch in meiner Aeltern Hause, oder in Braunschweig irgend Jemand sei, der mit Recht sich über mich beklagen könne? Wäre es, so würde es mir, da ich jeßt auf immer aus meines Vaters Hause gehe, unaussprechlich leid seyn! Sage mir, lieber Freund! weifft du irgend Jemand? Ich bitte dich, sage es

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mir, ich will es, kann ich es, noch jest wieder gut machen. Die Antwort seines Freundes lässt sich errathen. Nun so denke ich), so Gott will, seßte er hinzu, aus der Welt auch einmal mit eben der Ueberzeugung wie aus meines Vaters Hause zu gehn, und hilft mir Gott nur dazu, so fürchte ich tein Unglück in der Welt, und so nimmt er mich, bei meinem Ausgange aus derselben, gewiß zu Gnaden auf; wie sehr dieser edle Wunsch, mit welchem er sein Vaterland verließ, niemand in seinem Leben Gelegenheit zu geben, sich über ihn zu beklagen, erfüllet wurde; was er für Frankfurt war; was er seinem Regiment, was er der Universität, was er als len Einwohnern war, dieß bezeugt die allgemeine dusserste Wehmuth über seinen Verlust unendlich mehr, als alle Bes redsamkeit auszudrücken vermag. Nie ist wohl ein Mensch, so weit er gekannt worden, so allgemein und herzlich je ber weine worden, als Er; aber wer verdient auch mehr solche Thränen, als der, dessen ganzer Sinn nichts als leutseliges Wohlwollen, dessen ganzes Leben nichts als unumschränkte thätigste Güte war, der endlich selbst in dem edelmüthigsten Bestreben Unglücklichen das Leben zu retten, woran weder Berufspflicht noch Ruhmbegierde Theil hatte, sondern das allein aus diesem allerreinften Triebe tam, sein Eignes vers liert, und der aus der Welt geht, ohne vielleicht je in seinem ganzen Leben einem Menschen nur eine mißvergnügte Stunde gemacht zu haben. Das war Herzog Leopold von Brauns schweig; und so starb Er. Er hatte seinen edeln Beruf hier auf der Erde erfüllet, nun nahm Ihn die Vorsehung in der schönsten Reife seines Lebens weg, und führte ihn zu seiner höhern Bestimmung, ohne daß Er die Veränderung, die in seiner irdischen Natur dabei vorgieng, nur empfand.

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Helfrich Peter Sturz, geb. zu Darmstadt, 1737, geft. als herzoglich Oldenburgischer Etatsrath, zu Bremen, 1779. Seine Schriften sind zu Leipzig, 1779. und 82. in zwei Bånden gesam melt; und er gehört unstreitig zu unsern beßten und geschmackvollz ften Vrosaisten, dessen Geist mit den feinsten Kenntnissen alles Schönen und Guten genährt, deffen Geschmack durch viel Beoba achtung und Weltkenntniß geleitet, dessen Empfindung sehr vers edelt, so wie fein Wiß überaus åcht und anziehend war. Von dies fen, selten in solch einem Maaße vereinten Eigenschafteu, tragen alle seine Schriften ein unverkennbares Gepråge; und kaum vers gebe ich es mir selbst, daß ich aus ihnen, vornehmlich aus seinen Briefen, im vorigen Bande Proben zu geben versäumte. Einiger Ersatz dafür mag folgender Theil seiner Erinnerungen aus dem Leben des ehemaligen dänischen Staatsministers, Grafen Johann Hartwig Ernst von Bernstorf, feyn, in dessen Hause Sturz mehrere glückliche Jahre unter seiner Leitung durchlebt hatte.„Ich „wünschte, fagt er, Bernstorf zu schildern, wie er einst vor dem »Gerichte der Nachwelt erscheint, wenn kein Lob und keine Vers „leumdung mehr täuscht, wenn die Zeit alle Stimmen gezählt und ,,gewogen, und seinen Werth berichtigt hat, wenn die Folgen feis »ner Chaten allein für ihn zeugen.“ Und so hat er ibn geschildert

Ich folge nun Bernstorf in die Stille des häuslichen Le bens, wo ein Mensch den andern nur durch innern Werth, nur durch eigne Tugend übertrifft, wo tein Glanz der Würde mehr blendet, wiewohl auch diese nur einen Augenblick säuscht; deun ein Staatsmann kann, auf seinem hohen Standort, seine Sitten, seine Schwachheiten nicht lange verbergen. Bernstorfs Tugend war strenge, und auf uns veränderliche Grundsäße gebaut, aber nicht in den stoischen Ernst gehüllt, der alles Vergnügen wegscheucht, sondern sie vertrug sich mit den Freuden des gesellschaftlichen Lebens.. Man vermuthet zwar die Gabe zu gefallen bei dem Mann der großen Welt; er lebt immer unter Menschen, deren Meis nung ihm nicht gleichgültig fryn kann, und ist geübt, auf die

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Kleinsten Ansprüche der Gesellschaft, auf die Forderungen jes des Augenblicks zu merken; es ist auch selten ohne dieß Tas lent ein Minister groß und mächtig geworden: aber es er, hält sich nicht lange, wenn er ein Arbeiter ist, und den Staatsangelegenheiten selbst vorsteht; sein Geist wird zu sehr an wichtige Gegenstände geheftet, als daß er sich zu den klein nen Aufmerksamkeiten des Umgangs herablassen sollte. Das her rührt der feierliche Ernst, die finstere, eingewickelte Miene, die man teinem Minister verzeiht, und die allerdings eine billigere Nachsicht verdient. Auch Bernstorf gefiel nicht beim: ersten Anblick, denn sein Auge war umwdikt, und es saß Tiefsinn auf seiner Stirne: aber so wie man ihm nåher trat, drang die Seele mächtig in jeden Zug seines Angesichts, hriffe Menschenliebe glühte im Auge, und heitre Leutseligkeit verjüngte den Zug seines Mundes; man hielt ihn bald für einen gütigen Mann, und er hatte kaum zu reden angefans gen, für einen großen glänzenden Mann. Seine Bereds samkeit floß wie ein sanfter Strohm, und bahnte sich Wege durch Felsen; er nahm ein, überredete, überwältigte, je nachdem es ihm gefiel; der Ausdruck schmiegte sich dem Ends zweck, das Wort der Sache feft an; sein Gegenstand war mit Wahrheit umstrahlt, und gieng hervor, und ftand da, mit den Farben der Natur geschmückt. Er sprach auszeichs nend vortrefflich über Regierungsgeschäfte, über Revolutionen in der Geschichte der Menschheit, über künftige Folgen kaum hervorkeimender Ursachen, über Erwartungen im System der Politik; dann mahlte er Staaten und Menschen, nach dem Les ben und aus der Geschichte, wit leichten, aber treffenden Umriffen, deren Aehnlichkeit auffiet, ordnete Massen, und vertheilte Licht und Schatten mit schöpferischen Zügen einer Meisterhand. Beispiele der Tugend begeisterten ihn, jede treffliche That, jede Gesinnung der Wohlthätigkeit, der Vas terlandsliebe, traf in seinem Herzen auf eine verschwisterte Saite, die deutlich im wärmern Ausdruck hervorklang; sein

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Blick und seine Sprache glühten, und er hob uns mit zu hös hen Empfindungen empor.⠀

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Ein Mann, der mit blendenden Gaben auch noch Macht und Einflüsse vereinigt, herrscht gewöhnlich allein in dem schweigenden unterthänigen Haufen; alles hört und bewuns dert, niemand wagt einen Laut, und das Gleichgewicht der Unterhaltung hört mit allen ihren Annehmlichkeiten auf. Aber Bernstorf demüthigte nicht nur die Vorzüge seines Vers ftandes; er lud zum Widerspruch durch Leutseligkeit ein, und wusste seinen Gegenstand immer nach dem Geistesvermögen der Gesellschaft zu wählen. Er verstand es, eine Frage zu thun, die man wünschte, eine Antwort zu finden, die befries digen musste. Er hatte für jeden ein Wort, einen Blick, ein Zeichen der Achtung in Bereitschaft, das auch dem Furchts famen Muth gab. Jeder fand einen Anlaß, sein Talent zu entwickeln, jeder seinen Raum, wo er mit Vortheil erschien. Hierin allein besteht die wahre Höflichkeit, welche, wenn sie nicht im Charakter liegt, den Großen so selten gelingt, weil immer das Bewusstseyn der Gnade durchscheint, mit welcher sie großmüthig ihrer Würde entsagen; und, sobald nur der Geringere seinen Abstand einen Augenblick zu vergessen scheint, oder irgend einer Lieblinzethorheit nahe tritt: so hüllt sich der Große zum Schrecken des Verwegenen schnell wieder in seinen Purpurmantel ein.

Bernstorf war sogar seiner Temperamentsneigungen Meister. Er war mit einer auffallenden Wärme geboren; und weil seinem Scharfsinn das Lächerliche nicht entrann, so drängte sich oft die Satyre bis an seine Lippen, and leuchtete noch aus seinem Blick, aber er blieb seines Ausdrucks måch, tig, der nie das Gepräge des Spottes trug, und immer zur Freundlichkeit gestimmt war.

So betrug sich Bernstorf unter seinen Untergebenen, und in der allgemeinen Gesellschaft. Ich unternehme es nicht, ihn unter seinen Freunden zu schildern, wenn seine ganje Seele fich ergoß, und alle Zärtlichkeit seines Gefühls auch in

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