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ein Bruder der Pamela eingeführt, und rühmt sich eben der Tugend und Enthaltsamkeit, welche die Haupteigenschaften feiner Schwester sind. Nur hatte der Plan nicht Umfang genug für Fielding's vielbefaffende Phantasie; die Hauptt handlung war zu alltäglich und unbedeutend, um jene Mans nichfaltigkeit von Charakteren und Begebenheiten zu verstats ten, welche der Leser mit Recht in dergleichen Arbeiten ers wartet; die Erreichung dieser Vorzüge war einem zweiten Produkt vorbehalten.

Und dieses Meisterwerk seines Genies war die Ges schichte des Tom Jones, eines Fündlings; in seiner Art so vollendet, daß es von Seiten der Fabel, der Sitten, der Gesinnungen und der Schreibart, die strengste Probe der Kritik aushalten kann. Mit bewundernswürdiger Kunst, und eben so vieler Wahrheit und Natur, wird uns eine ganze Reihe sehr originaler Charaktere vorgeführt, deren teiner zur Vollständigkeit der Haupthandlung entbehrlich scheint. Und wie mannichfaltig sind die Lagen, in die sie versetzt werden; wie sehr dienen diese zu ihrer immer größern Entfaltung! Selbst die Nebenpersonen sind meisterhaft, höchst treffend und launigt gezeichnet. Alles ist in beståndis ger Thắtigkeit; und die Erzählung durchaus so lebhaft, daß sie alles dramatisch vergegenwärtigt. Auch da, wo der Vers fasser selbst redet, in seinen gelegentlichen Bemerkungen, und vornehmlich in den trefflichen Eingangskapiteln jedes Buchs, gewinnen wir ihn lieb wegen der vielen Vernunft und Rechts schaffenheit seiner Gesinnungen, und wegen der eindruckvols len Art, womit er sie dußert.

Amalia wurde ungefähr vier Jahre spåter geschries ben, und hat immer noch Spuren des Genies, aber eines Genies in seiner Abnahme. In der Erfindung ist noch Reichthum und Fruchtbarkeit genug; auch herrscht hier eben der gesunde Verstand und Scharfsinn des Beobachters und Darstellung; aber jene Wärme der Phantasie, jenes lebens dige Kolorit vermisst man hier schon sehr merklich. Minder-

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Auffallendes und Eignes in den Charakteren; mehr Rebr seligkeit als Thätigkeit der handelnden Personen; minder Laune und treffender Wiz in der ganzen Manier. Es fehlt indeß nicht an einzelnen wirksamen und anziehenden Situas tionen; nicht an feinen Aeußerungen des Gefühls; kurz, die Amalia scheint sich zum Tom Jones zu verhalten, wie die Iliade zur Odyssee.

Sterne.

Laurence Sterne, geb. zu Clomwell, in dem füdlichen Theile von Irland, 1713; gest, als Prediger zu Corwold, 1768. Garrick, der sein vertrauter Freund und Bewunderer war, segte ihm folgende Grabschrift:

Shall pride a heap of sculptur'd marble raise, Some worthlefs, unmourn'd, titled fool to praise; And fhall we not by one poor grave-stone learn, Where genius, wit and humour fleep wit Sterne?

Der Lobspruch dieser leßten Zeile war gewiß nicht übertries ben; denn es gab unter den neuern wißigen Schriftstellern wenige, die so viel ganz eigenthümliche Laune, so viel feine Menschenbeobachtung, und eine solche Originalwendung beis der, mit herzlicher Gutmüthigkeit und glücklicher Darstel, lungsgabe vereinten. Daher denn auch die allgemeine Sens sation, und der große Beifall, den seine Werke in und außer England bald nach ihrer ersten Erscheinung rege machten. Es war im J. 1760, als er die beiden ersten Bånde seines berühmten Romans: The Life and Opinions of Tristram Shandy, bekannt machte; und es war sein Vors sak, jährlich, so lange er lebte, mit zwei neuen Bånden fortzufahren; es sind ihrer aber nur neun erschienen. Jener Vorfah wåre indeß sehr ausführbar gewesen, da dieser Schriftsteller mit seiner eigentlichen Geschichte und den wirks

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lichen Vorfällen seines Lebens absichtlich sehr sparsam und Skonomisch verfuhr, und sie sehr dünne såere. Geständige Digressionen find gerade eine der vornehmsten Eigenheiten seiner Manier; er hatte nun einmal, wie er es ausdrückt, dieß Steckenpferd, wie jeder Mensch das seinige hat.,,Dis greffionen, sagt er, sind unstreitig der Sonnenschein - fle find das Leben, die Seele des Lesens; man nehme sie, zum Beispiel, aus diesem Buche weg; so tönnte man eben so gut das Buch selbst mit ihnen wegnehmen. Ein kalter, ewiger Winter würde auf jeder Seite desselben herrschen. Aber, man gebe sie dem Verfasser wieder; und er tritt her. vor, wie ein Bräutigam aus seiner Kammer bringt allen Heil und Segen; bringt Mannichfaltigkeit mit sich; und wehrt der erregten Lesebegierde, nie zu sinker. Die ganze Kunst liegt in ihrer geschickten Kocherei and Unrichs tung; und so dienen sie nicht bloß zum Besten des Lesers, sondern auch des Verfassers, der sich in dieser Hinsicht wirks lich in einer klåglichen Lage befindet; denn, fångt er eine Digression an- gleich in dem Augenblicke steht seine ganze Arbeit stockstill; und geht er in seiner Hauptmaterie fortalebald hat es mit seiner Digression ein Ende.""

„Lauter Hubelei!

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und eben darum hab' ich, wie man sieht, gleich von Anfang an die Hauptsache, und die Neben sachen, mit solchen Zwischenfåden durchwebt, und die abs schweifenden und fortschreitenden Bewegungen so verwickelt und verflochten, ein Rad dergestalt ins andre greifen lassen, daß die ganze Maschine überhaupt dadurch in Gang gekoms men ist; -- und, was noch mehr ist, sie wird nun so die nächsten vierzig Jahre hindurch im Gange bleiben, wenn es anders der Urquelle der Gesundheit gefällt, mich so lange mit Lebenskraft und Munterkeit zu beglücken.“ Kein

under also, daß manche Leser sich in das ganz Eigne und Sonderbare der Sternischen Manier nicht recht gut zu fin den wiffen, und daß sie denen, die sich an die bloße Form zu halten pflegen, gar leicht Xergerniß und Thorheit werden

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tann. Auch ist es freilich nicht zu leugnen, daß die Son derbarkeit dieses Schriftstellers zuweilen in Affektation und Wißhascherei ausartet. Aber die achte,retch strömende Laune, das Neue und Lebendige der Charaktere, die treffende und tief aus den Faiten des Herzens geschöpfte Wahrheit so vieler Schilderungen und Bemerkungen, überwiegen doch jene kleinen Mängel gar sehr. Eine der schönsten von den vielen Episoden dieses Romans ist wohl unstreitig die äußerst rührende Geschichte des le Fevre, im fünften Bande; und in dieser seiner bessern Manier schrieb Sterne auch seine Sentimental Journey trough France and Italy, die seinem Namen vollends die Schäßung und Liebe aller ächt empfinds famen Leser gesichert hat. Beide Werke fanden in dem sel. Bode einen ganz dazu berufenen, klassischen Ueberseger, der fie den Deutschen ganz so lieferte, wie sie sind.

Smollet.

Dr. Tobias Smollet, ein englischer Arzt, geb. anveit Cameron in Schottland, 1720; geft. in Italien, 1771. - Außer, mehrern literarischen Arbeiten andrer Art, porunter besonders das von ihm angefangne und acht Jahre lang herausgegebne Critical Review, feine Geschichte Engs lands, und seine Reisebeschreibung gehören, schrieb er einige mit Beifall aufgenommene Romane von der komischen Gats zung. Der erste derfelben, The Adventures of Roderik Random, erschien schon im J. 1748, und ist zwar an Werth und tomischer Stärke den Fieldingischen Arbeiten nicht zu vergleichen, aber doch nicht ohne Spuren eines glücklichen und fruchtbaren Talents. Mehrern und långern Beifall erhielten die bald hernach erscheinenden Adventures of Peregrine Pickle, in which are included the Memoirs of a Lady of Quality, reich an mannichfaltigen, zum Theil ganz interessanten, Situationen, in welche die herumzies

Hende

Hende Hauptperson verseßt wird, und worin der ihr beiger legte feste Charakter treu genug durchgeführt und beibehalten wird. Minder bedeutend ist sein Ferdinand Count Fa-> thom; und nicht viel besser sind die Adventures of Sir. Launcelot Greaves. Beide haben viel Unnatürliches und? Uebertriebenes. Weit vorzüglicher ist sein lehter Roman, The Expedition of Humphrey Clinker, in einer Reihe von Briefen, die größtentheils an Jovialität und Laune hinreis chenden Vorrath haben, um einen nicht allzu ekeln Leser ans genehm zu unterhalten. Aber, was allen Werken dieses Schriftstellers eigen und nachtheilig ist, finder man auch hier, nåmlich öftere und auffallende Verstoßungen wider. Wohlstand und feineres Sittengefühl, verbunden mit håmiz schen und bösartigen Persönlichkeiten, deren satirische Wirs kung für den Nichtkenner ihrer Veranlassungen verloren geht, und denen selbst, die sie zu deuten wussten, wenig gefallen konnten. Ueble Laune und Milzsucht verbitterte das ganze Leben des armen Smollet, und schadete seinem literaris schen Ruhme-nicht wenig. Vornehmlich verbreiteten sie über seine letzten Arbeiten eine widerliche Grämlichkeit, die auch, wie bekannt, den Gesichtspunkt aller Gegenstånde schwårzte, die er auf seinen Reisen sah, und den Ton ihrer Beschreie bungen verstimmte. Daher die harte, fast grausame Bes handlung, die er von Baretti erführ, und der lachendere, aber desto wirksamere Spott Sterne's, der ihn unter dem Namen Smelfungus schilderte. Kein geringes Verdienst erwarb er sich übrigens durch seine mit Recht sehr geachteten englischen Ueberseßungen des Gils Blas, Don Quixotè und Telemach. Die lektere erschien erst nach seinem Tode.

Mistreß Sheridan.

Francista Sheridan, geb. in Irland ums Jahr 1724; gest, zu Blois, im südlichen Frankreich, 1767.

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