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Kleine Bemerkungen

zu

Skeats Etymological Dictionary.

Von

Julius Zupitza.

1. Against. Skeat kennt für dieses Wort noch keinen ae. Beleg und ebenso wenig Murray. Wir finden aber in den beiden nahe verwandten Handschriften von Elfrics Grammatik CU S. 259, 10 ongeanes statt togeanes (oder togenes H) in den übrigen, worauf, von mir aufmerksam gemacht, schon R. Sachse, Das unorganische e im Ormulum (Halle 1881) S. 74, hingewiesen hat.

2. Ashamed. Skeat setzt auf Grund von me. ofschamed ein ae. ofscamod an, von dem er sagt, es sei nicht recorded'. Vgl. aber Elfrics Homilies I, 140: that fole dha ofscamod ongeân cyrde tô dhære lâre, dhe hi &r forlêton, und 416: se dry thŵr stôd ... ofscamod. 3. Behaviour. Skeat führt dieses Wort erst aus Levins' Manipulus Vocabulorum vom Jahre 1570 an. Einen um etwa 150 Jahre älteren Beleg bietet Str. 19 von Gilbert Banesters Sismond (vgl. Geigers Vierteljahrsschrift I, 83 ff., 97 ff.). Die ältere Londoner Hs. giebt v. 5-7 so:

Dayly beholdinge the maners and contenance,

The condyciouns in all hys behawoure,

Hys curtase langage and clenlynesse of vesture.

Die jüngere Oxforder Hs. zeigt das Wort in der Schreibung be-hauer, obwohl auch hier das Reimwort vesture ist.

4. Brine. Der neuenglische Diphthong in diesem Worte setzt im Me. und Ae. natürlich einen langen Vokal voraus: es ist also ae. bryne zu schreiben, und dieses Wort kann daher nicht mit bryne Brand, wie Skeat und andere behaupten, identisch sein. Zu derselben

Annahme führt auch das längst damit verglichene mndl. brine F. Salzbrühe, später brijn, welches aufserdem zeigt, dafs ae. brŷne ungenau geschrieben sein mufs für brine. Stratmann hat schon das Richtige. Das ae. Wort müssen wir wohl bis zum Beweis des Gegenteils als wahrscheinlich schwaches Femininum ansetzen.

5. Bucket. Skeat nimmt an im Anschlufs an E. Müller, dafs das Wort eine im Englischen vorgenommene Ableitung von ae. bùe (so, nicht buc, ist natürlich zu schreiben) vermöge des aus dem Romanischen stammenden Diminutivsuffixes -et ist. Mir scheint das Wort fertig aus dem Französischen genommen zu sein: Godefroy belegt es hinlänglich s. v. boquet und buquet.

6. Build. Skeat hat im Nachtrage dieses Verbum aus einem Denkmal des 12. Jahrhunderts belegt und erkannt, dafs es mit Umlaut von dem sehr häufigen ae. Substantiv bold abgeleitet ist. Dieses Subst. aber für aus dem Skandinavischen (altn. ból) entlehnt zu halten, liegt nicht der geringste Grund vor, insbesondere da auch das Altfries. bold, bolt und mit Umspringen des I blod zeigt in den Zusammensetzungen boldbreng Ausstattung (was die Frau ins Haus bringt), boltschet Ausstattung (Hausschatz), inbold Hausrat (was im Hause ist). Ganz wie ae. *byldan zu ae. bold, verhält sich altfries. belda, utbelda ausstatten zu altfrs. bold.

7. Byre. Dieses dialektische Wort für „Kuhstall" erklärt Skeat für die skandinavische oder nördliche Form des gewöhnlichen englischen bower, aber diese Erklärung scheitert an dem Vokal des Wortes. Es ist die regelrechte Fortsetzung des ae. bire, das in Glossen mapalia, magalia, capanna wiedergiebt: vgl. Sievers in den Engl. Stud. VIII, 155, der auch auf ahd. bûri und auf den Ortsnamen Beuern und auf Kögel in Haupts Zeitschrift XXVIII, 115 hinweist. byre ist also eine Ableitung von ae. bûr, nicht eine Fortsetzung desselben oder des gleichlautenden skandinavischen Wortes.

8. Chaffinch. Skeat belegt das Wort erst aus Levins. Ich kenne es schon aus einer Glosse aus dem 11. Jahrhundert: scutacis ceaffine Harl. 107, letzte Seite (Nr. 50 in meiner nächstens erscheinenden Ausgabe dieses Glossarfragments).

9. Chandler und chandelier. Skeat erklärt sie für: „Doublets, i. e. two forms of one word, made different in appearance in order to denote different things. The former is older in sense, and came at last to mean dealer'. . . The latter is the older form, better preserved

because less used." Aber vom englischen Standpunkt aus sind diese beiden Wörter ebenso als zwei verschiedene zu betrachten, wie z. B. vom deutschen aus schanze (in die Schanze schlagen) und chance. Die Aussprache von ne, chandelier und nhd. chance kennzeichnet sie sofort als spät entlehnte Wörter. Diese späte Entlehnung hat ihnen schanze und chandler gegenüber die französische Form gewahrt, nicht etwa seltenerer Gebrauch oder die Absicht, durch verschiedene Form verschiedene Bedeutung zu bezeichnen. Chandelier stammt also erst aus ne. Zeit, chandler aus me.; noch älter ist candle, das als condel, candel schon im Cambridger und Erfurter Glossar (WrightWülker 19, 18. 23, 26. 37; Sweet, The Oldest English Texts 468b) vorkommt.

10. Daggle. Mit Recht bezeichnet es Skeat als eine Weiterbildung des dial. to dag und setzt dieses altn. doggva, schw. dagga. Er erwähnt aber nicht, dafs im Me. bidaggen belegt ist (s. Mätzner). 11. Grunt. Skeat kennt aus dem Ae. (s. Nachtrag) nur grunian, aber grunnettan ahd., mhd., nhd. grunzen steht als Übersetzung des lat. grunnire im Glossar von Corpus Christi Coll. zu Cambridge bei Wright-Wülker 25, 5, bei Sweet 67, 998.

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12. Guy, Guy-rope. Skeat belegt das Wort erst aus dem 17. Jahrh. Vgl. aber Early English Alliterative Poems ed. Morris (aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrh.) C. 105 gederen to the gyde ropes. Sowohl Stratmann als Mätzner haben sich dieses Wort entgehen lassen. Ebenso wie in der me. Form zeigt das Wort auch ein d in dem frz. Lehnwort aus dem Englischen guide-rope Leitseil unter einem Luftballon. guy gegenüber me. gyde ist entweder durch die Annahme, dafs das auslautende d verstummt ist, zu erklären, oder wie me. gie, gien neben gide, giden zu beurteilen. Da guide auch noch im Nfrz. u. a. Tau zum Anholen" bedeutet, so scheint mir Skeats Herleitung des Wortes aus dem span. guia unrichtig.

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13. Handle. Der früheste von Skeat beigebrachte Beleg für das Substantivum ist aus dem 12. Jahrh. Aber schon im Glossar von Corpus Christi Coll. C. steht stiba handle bei Wright-Wülker 48, 9 (vgl. auch 273, 32 und sulhhandla 104, 11), bei Sweet 93, 1904. Bei dem letzteren S. 467b ist handel als Nom. Sing. wohl nur ein Druckfehler.

14. Hover. Skeat belegt es erst aus Shakespeare, Mätzner aus dem 1572 gedruckten, aber vielleicht noch aus dem 15. Jahrh. stam

menden Rauf Coilyear. Noch in die erste Hälfte desselben Jahrhunderts fällt die Aufzeichnung der York Plays, die 53, 252 A twelmothe bott XII weke Have we be houerand here zeigen und 88, 352 It may not helpe to hover na hone. Die letzte Stelle kommt auch in den Towneley Mysteries vor. Im Ae. müfste das Verbum hoferian lauten, und ein solches ergiebt sich auch aus der Glosse in Haupts Zeitschrift 9, 492h gibbum, curcum houeriendne (eine Änderung in houeredne wäre voreilig), das natürlich von hofer Höcker abgeleitet ist. Ist me. hoveren, ne. horer die Fortsetzung von diesem ae. hoferian? Der Übergang in der Bedeutung wäre nicht unerklärlich. Nhd. hocken und höckern neben höcker müssen wir freilich wohl aus dem Spiel lassen, da die Etymologie von höcker zweifelhaft ist, aber man vgl. sich krümmen sich drehen und winden einer unangenehmen Aufgabe gegenüber: so kann man sich denken, dafs ein Verbum, das ursprünglich „einen Höcker haben bedeutete, den Sinn von „sich krümmen“, „unentschlossen sein“, „schweben" u. s. w. annahm.

15. Imp. Das von Lye angeführte ae. Verbum impian nennt Skeat unauthorised. Vgl. aber Anglia IX, 262 und geimpad (geimpod) Cura past. 98, 18 (bezw. 99, 18) und geimpadh 132, 25 und 133, 25. 16. Insight. Skeat belegt für die ae. Zeit insiht nur aus dem Nordhumbrischen, und zwar als Glosse für argumentum. Deshalb scheint mir der Hinweis auf Elfrics Hom. 1, 590 nicht überflüssig: gif dhu dhonne gelyfan nelt, ne becymst dhù nâfre tô insihte thyssere sodhfæstnysse.

17. Kindred. Von dem ae. råden, aus welchem -red entstanden ist, behauptet Skeat, es sei connected with the rerb Read". Das halte ich für unrichtig. Schon Grimm, Gr. 2, 514, hat bei ræden an got. garaideins, diaτayý, dóypa, zavor erinnert, zu dem es sich verhält wie ae. setin, seten (Wright-Wülker im Index) zu got. afsateins, gasateins, ussateins, und wie ae. edwenden zu got. garandeins, usvandeins. Vgl. auch Koch, Gr. 3, 1, § 95. Mit red ist somit zunächst ready verwandt, beide gehören zu ride.

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18. Lead (2). Das davon abgeleitete Adj., ne. leaden, belegt Skeat erst aus Chaucer. Für die ae. Zeit hat Leo zwei Belege, doch ist bei ihm das Citat Ælfr. Hom. I, 429" falsch: 429 ist ein Versehen, wohl für 424, nicht 426. Auf beiden Seiten kommt das Adj. vor: leadene swipa 424 und mid leadenum swipum 426. Vgl. ferner Elfrics Gr. 15, 12. 13 plumbeus leaden.

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19. Leisure. Am Ende des Artikels sagt Skeat: note the bad spelling; it should be leiser or leisir." Es ist aber nicht blofs bad spelling, wie schon die Aussprache des s zeigt. Wir haben es vielmehr, wie bei pleasure und treasure, mit einer Suffixvertauschung zu thun. Einen durch den Reim gesicherten Beleg für leysure aus dem Jahre 1467 giebt das von mir in Geigers Vierteljahrsschrift I, 98 veröffentlichte Miraculum sancti Thome martyris v. 11: leysure ist da mit figure und endure gebunden.

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20. Lent. Skeat führt ae. lencten nur in der Bedeutung „Frühjahr an, es hat aber schon bei Wulfstan auch die Bedeutung von lenctenfæsten oder lenctenlic fæsten: dhonne is lencten ús eallum tô dædbôte gescyft 102, 16 und thâ dhe geornlice that leneten heora synna bêtadh 104, 14. In derselben Predigt kommt auch lenctentid im Sinne von „Fastenzeit“ vor: dhonne is lenctentid callum cristenum mannum hûru nêdbehêfe rihtlice tô gehealdenne 102, 12. Wie an der einen oben citierten Stelle, so erscheint das Wort auch Ælfric, Gr. 45, 9 hoc uer this lengeten als Neutrum. Dafs aber die gewöhnliche Annahme, dafs es männlich sei, auch richtig ist, zeigt on foreweardne lencten Leechdoms ed. Cockayne 1, 148. 228. Die übliche Herleitung des Wortes von long nennt Skeat (vgl. auch Kluge u. len) möglich, aber unsicher. Mir scheint sie durch die Glosse lentinega zu morarum, impedimentorum (Haupts Zeitschrift 9, 445") einigermaßsen bestätigt zu werden. Das hieraus sich ergebende Verbum *lentan für *lenctan, *lengtan verzögern, in die Länge schieben, scheint dem nhd. lenzen säumen, zaudern (Grimm, Wh. 6, 756) zu entsprechen. Eine Änderung von lentinega in lettinga wäre voreilig.

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21. Linnet. Skeat belegt das Wort erst aus dem 16. Jahrh. Wir finden aber bei Wright-Wülker 286, 21 cardella linece, wobei linece wohl für linete verschrieben ist. linete ist dann natürlich ein frühes Lehnwort aus dem Romanischen nfrz. linette. Leos Glossar

enthält linete, aber leider ohne Beleg.

22. Livelong. Im Supplement belegt Skeat dies Wort aus Palsgrave. Aber einen Beleg aus dem Ende des 15. Jahrh. giebt Halliwell 512a aus der Cambridger Hs. der Romanze von Thomas von Erceldoune V. 127 (ed. Murray S. 7, ed. Brandl S. 81): Thou merris me here this lefe long day, wo die übrigen Hss. nur long haben. Einen noch älteren Beleg bietet der Sowdone of Babylone aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh. V. 832: Thus thai hurteled to gedere

Archiv f. n. Sprachen. LXXVI.

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