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Buch von ungenanntem Verfasser kenne er nicht, und könne es unmöglich authentisch sein. In den sechziger Jahren sei ein Buch über Humboldt erschienen, aber dieses sei von Dove, Braun (wenn ich mich dieses Namens recht erinnere, da ich mir in lebhaftem Gespräch nichts notieren konnte) und von einem dritten herausgegeben worden. Was Bettina beträfe, so habe sie sicher nicht die geringste königliche Verwandtschaft gehabt, was also meine Überzeugung, die ich in Ulm aussprach, vollkommen bestätigt. Ich bitte Sie, wenn Sie Herrn Professor Veesenmeyer sehen, ihm dies mit meinen besten Empfehlungen mitzuteilen.

Ich grüfse Ihre liebe Frau, deren schönes Bouquet beinahe die ganze Zeit in München auf meinem Tische ausgedauert hat, und alle die Ihrigen. Jetzt werden Sie wohl nicht mehr allein sein. Der Besuch Ihrer Tochter mufs sehr erheiternd gewesen sein. Dafs der schöne Hektor auch einen Gast gehabt hat, amüsiert mich sehr, die Hunde machen Reisen und besuchen sich, sie werden den Menschen immer ähnlicher. Ob sie sich gefallen haben oder ob Eifersucht entstand?

Leben Sie wohl für heute und bewahren Sie mir Ihr Andenken.
In herzlicher Ergebenheit
Ihre Ludmilla Assing.

Der Brief vom 25. Oktober 1879 war der letzte, welchen ich von Ludmilla Assing erhielt; bald darauf wurde sie leidend. In einem Briefe an einen Bekannten klagte sie im Januar 1880, sie leide an angegriffenen Nerven, sie mache es sich deswegen zur Pflicht, täglich spazieren zu gehen. Den kalten Winter lasse sie sich nicht viel anfechten, es sei in Florenz doch in der Mitte des Tages ganz angenehme Temperatur und auch schönes Wetter, und im Hause sei sie durch gute deutsche Ofeneinrichtung vor Kälte geschützt.

Bald aber verwandelte sich ihr Unwohlsein in eine gefährliche Krankheit: sie klagte über häufige und sehr heftige Kopfschmerzen mit heftigem Fieber. Ein deutscher Arzt, welcher sie besuchte, fand sie noch bei Besinnung und hielt ihre Krankheit für eine Gehirnhautentzündung. Da aber bald Phantasien und in den letzten Tagen völlige Bewufstlosigkeit sich einstellten, so hielten ihre italienischen Ärzte ihre Krankheit für Geistesstörung.

Zu ihrem Glück kam sie nicht mehr zu sich und starb am 25. März 1880 in Florenz. Möge sie jetzt Ruhe haben, die sie auf Erden nicht finden konnte, und mögen mit dieser Hoffnung ihre zahlreichen Freunde sich trösten, wenn auch die treue, teilnehmende und herzgute Frau nicht mehr unter uns weilt.

Das angefangene Buch: „Erinnerungen an meine Eltern“ wird wohl nicht mehr fertig werden, was zu bedauern ist, da es eine schöne Ergänzung zur Geschichte des schwäbischen Dichterkreises geworden wäre. Ebenso werden Litterarhistoriker, welche die Biographie der guten Sophie von La Roche von Ludmilla Assing schätzen, bedauern, dafs der zweiten Freundin Wielands, der genialen Julie von Bondeli, nicht ebenfalls ein so schönes Denkmal geschaffen werden konnte.

Ulm.

Ludwig Felix Ofterdinger.

Der französische Unterricht in der Quinta und Quarta der Gymnasien und Realgymnasien, und das französische Unterrichtswerk von Josupeit.

I.

Vorbemerkung.

Alljährlich erscheinen neue Hilfsbücher für den französischen Unterricht; allein unter all diesen Neuheiten auf dem pädagogischen Büchermarkt suchen wir vergebens nach der konsequenten, für den Schulunterricht verwertbaren Durchführung eines neuen, wünschenswerte Erfolge mit einiger Sicherheit in Aussicht stellenden, originalen Gedankens: es ist immer der alte Kern, wenn auch das Arrangement. ein wenig geändert ist. Und doch wäre gerade für die Verfasser französischer Hilfsbücher noch ein weiter Spielraum, sich durch Betreten neuer Bahnen Verdienste um die Verbesserung des französischen Unterrichts zu erwerben. Ganz besonders gilt dieses für den grundlegenden Anfangsunterricht in Quinta und Quarta, während man für die Stufen von Untertertia aufwärts schon leichter sowohl eine geeignete Grammatik als auch ein brauchbares Übungsbuch finden kann.

Wer nun die bis jetzt erschienenen beiden ersten Teile des „1 „Französischen Unterrichtswerkes" von Josupeit* in der Hoffnung zur Hand nimmt, dafs der Verfasser sich zur Herausgabe seiner Lehrbücher

* Französisches Unterrichtswerk für Gymnasien und Realgymnasien von Otto Josupeit, Oberlehrer am Königlichen Gymnasium zu Rastenburg. Berlin 1885, G. Grote. Erster Teil: Französische Schulgrammatik. Zweiter Teil: Elementarbuch der französischen Sprache für die Quinta und Quarta der Gymnasien und Realgymnasien.

entschlossen hat, um neue Wege zu bahnen, wird bald dem Gefühl der Enttäuschung Raum geben müssen.

Um dies im einzelnen nachzuweisen, werde ich mich der Pflicht nicht entschlagen dürfen, etwas eingehender darzulegen, in welcher Beziehung denn eigentlich bei der Bearbeitung französischer Lehrbücher und in dem französischen Unterricht namentlich der Quinta und Quarta neue Bahnen eingeschlagen werden müssten und könnten.

II.

Aussprache.

Zunächst plaidiere ich dafür, dass alle Regeln über die regelmässige französische Aussprache aus unseren Schulgrammatiken und Übungsbüchern entfernt werden.

Die Aussprache etwa auf der Basis einer vorbereitenden Schulung in der allgemeinen Lautlehre zu üben, halte ich für grundverkehrt. Wer dies fordert, verkennt vollkommen, was das Begriffsvermögen unserer Quintaner und Quartaner zu erfassen und aufzunehmen vermag, und vergifst auch, wie er selbst sich eine leidliche (vielleicht auch gute) Aussprache des Französischen angeeignet hat. Richtig aussprechen lernt man in allen Sprachen nur dadurch, dafs man durch das Hören guter Vorbilder in erster Linie sein Ohr zum Erfassen des richtigen Lautes befähigt und dann beim Versuch, das Gehörte nachzusprechen, auf Mifslungenes und Verfehltes immer wieder aufmerksam gemacht wird. Die Hauptsache bleibt immer die Bildung des Ohres; erst wenn dieses die richtigen Laute unterscheiden gelernt hat, kann sich die Fähigkeit der Sprachorgane, die Laute nun auch richtig nachzubilden, erfolgreich entwickeln. Es ist undenkbar, dass jemand, der stets eine richtige Aussprache gehört hat, eine fehlerhafte sich aneignet, falls seine Organe gesund sind. Daher ist die Hauptschwierigkeit in der Einübung einer guten Aussprache beseitigt, wenn der Lehrer selbst das Französische korrekt und vielleicht sogar elegant ausspricht. Bei alledem werden die zu erreichenden Resultate immer noch viel zu wünschen übrig lassen. Das Ohr bildet sich schnell, wenn ein Hörender unter vielen Sprechenden sich befindet. In der Klasse aber ist ein Sprechender, der Lehrer, unter vielen und zwar noch ungeübten Hörenden, den Schülern. Von diesen werden Jann wiederum viele das Gehörte noch ungeschickt wiedergeben und

so, da bekanntermalsen in der Schule das Fehlerhafte weit leichter nachgeahmt wird als das Richtige, durch ihre mangelhafte Aussprache die Leistungen der für eine gute Aussprache besser beanlagten Schüler immer wieder herabdrücken. So wird immer, was in unseren Schulen bezüglich der Aussprache geleistet werden kann, auch unter günstigen Verhältnissen nur in der unausgesetzten Schulung der Befähigung zur Aneignung des Richtigen bestehen können.

Aber auch zur Erreichung dieses bescheidenen Zieles ist schon eine grofse Ausdauer und nimmer rastende konsequente Bemühung des Lehrers von nöten. Für die Aussprache ist der Lehrer eben alles.

Daher halte ich es für durchaus überflüssig, dafs in unseren Elementarbüchern für den französischen Unterricht noch immer Regeln über die Aussprache sich finden, ja sie sind vielleicht sogar schädlich, da ihr Vorhandensein im einzelnen Fall den Lehrer doch vielleicht dazu verleiten kann, von dem richtigen Verfahren abzugehen. Dieses besteht meines Erachtens darin, dafs der Lehrer auf der Unterstufe jedes Wort so lange richtig vorspricht und erst von den besseren, dann von allen Schülern, einzeln und klassenweise, so lange nachsprechen läfst, bis die französischen Laute richtig nachgebildet werden. Von allergröfster Wichtigkeit ist es, dafs die Schüler der unteren Klassen jedes neue Wort von vornherein richtig hören. Es ist daher ein nicht zu empfehlendes, wenigstens immer etwas gefährliches Verfahren, etwa erst die Probe anstellen zu lassen, ob nicht der Schüler doch vielleicht mit Hilfe der gelernten Regeln ein neu an ihn herantretendes Wort richtig aussprechen kann. Mifslingt der Versuch und das ist meistens der Fall —, dann hat man weit mehr Arbeit, die gemeinhin recht hartnäckig festsitzende fehlerhafte Aussprache zu beseitigen, als nötig gewesen wäre, um durch geduldiges Vorsprechen die richtige einzuüben. Von grofsem Belang ist es, dafs der Lehrer diejenigen Schüler herauszufinden sucht, welche durch Erziehung oder natürliche Anlage für die Aneignung einer guten französischen Aussprache besonders befähigt sind. Wenn man nur zwei, drei solcher Schüler in einer Klasse hat, so wird die Einübung der Aussprache durch das von diesen gegebene Vorbild ganz erheblich erleichtert. Denn erfahrungsmäfsig lernen Kinder von ihren Altersgenossen am allerleichtesten.

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