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stoffs durch Anschauung in Frage kommt und wichtig wird, den Lehrstoff der Quinta und Quarta enthält. Und bei der Auswahl des Lehrstoffs müfste der Grundsatz mafsgebend sein, dafs die Schüler möglichst schnell in den Stand gesetzt werden sollen, mit Nutzen zusammenhängende Lektüre zu treiben. Dieser „Memorierstoff für den französischen Unterricht der Quinta und Quarta" müfste aufserdem in einem Übungsbuch verarbeitet sein, das seinerseits eben nichts weiter bringt als Übungsstücke, während alles grammatische Wissen lediglich aus der Grammatik gelernt werden muss.

Dr. Karl Boettcher.

Sitzungen der Berliner Gesellschaft

für das Studium der neueren Sprachen.

Sitzung vom 9. März 1886.

Herr Biltz bespricht die neuesten Schriften über die gedruckte vorlutherische deutsche Bibelübersetzung. Die Ansicht von H. Haupt, dafs derselben die romanische Übersetzung der Waldenser zu Grunde liege, wird von Jostes angefochten, welcher meint, sie sei aus orthodoxen Kreisen hervorgegangen. Der Vortragende, welcher es für unmöglich hält, jetzt schon eine bestimmte Entscheidung zu treffen, denkt an die Mystiker und Gottesfreunde am Oberrhein in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die bei ihrer Vorliebe für die Muttersprache und ihrer Gelehrsamkeit recht wohl die Übersetzer gewesen sein könnten.

Herr I. Schmidt wendet sich gegen einen Ausspruch Brinkmanns in seiner Syntax des Französischen und Englischen, welcher meint, die Auffassung des unbestimmten Artikels in des Vortragenden englischer Grammatik sei einseitig. Brinkmann aber habe den Zusatz über to make etc. übersehen; auch seien von seinen Beispielen viele auszuscheiden, da in einzelnen derselben das prädikative Substantiv adjektivische Bedeutung habe, anderen aber als Dichterstellen keine Beweiskraft innewohne.

Herr Bourgeois beendet seinen in den vorhergehenden Sitzungen gehaltenen Vortrag über André Chénier, indem er das Lebensende des Dichters bespricht.

Sitzung vom 23. März 1886.

Herr Löschhorn bespricht eine Reihe neuerer Werke, in denen der Briefwechsel der Brüder Grimm mit verschiedenen Personen

publiziert und so auch nach dem Schererschen Werke noch viel neues Material zu einer genauen Kenntnis des Lebens beider geboten wird. Der von Ippel herausgegebene Briefwechsel mit Dahlmann ist besonders lebhaft und bedeutend zur Zeit des Göttinger Konflikts und der Berufung nach Berlin. Das Buch von Stengel bringt in Anknüpfung an die hessische Heimat der Brüder im ersten Bande Briefe an hessische Freunde, während der zweite amtlichen Beziehungen gewidmet ist. Schmidt endlich hat den Briefwechsel mit nordischen Gelehrten, wobei der mit Rasch vom Vorsitzenden besonders hervorgehoben wurde, herausgegeben und denselben mit Einleitungen biographischen Inhalts und Anmerkungen versehen.

Herr Tobler betrachtete die zeitgenössischen und späteren Berichte über den im Jahre 1120 erfolgten Untergang des Schiffes La Blanche Nef, das den Sohn Heinrichs I. von England samt seinen Halbgeschwistern und zahlreichen jugendlichen Angehörigen des normannischen Adels von Barfleur aus über den Kanal bringen sollte, insbesondere den des Ordericus Vitalis, der für fast alle späteren Darstellungen des Ereignisses, auch diejenige Aug. Thierrys, die hauptsächlichste Quelle gewesen ist, und stellte daneben die Dichtung Konrad Ferdinand Meyers „La Blanche Nef", die, des Überlieferten kraftvoll sich bemächtigend, einen allerdings beklagenswerten und folgenschweren, seiner Ursache nach aber wenig Teilnahme weckenden Unglücksfall in einen ergreifenden, aus menschlicher Verschuldung und kräftigem Entschluss erklärten Vorgang umgewandelt hat.

Herr Zupitza spricht über die vermutende Bedeutung des sogenannten Konditionals in der heutigen englischen Sprache. (Der Vortrag wird im Archiv gedruckt.)

Sitzung vom 13. April 1886.

Herr Rossi sprach über den italienischen Fabeldichter Giambattista Casti. Derselbe wurde im Jahre 1721 zu Montefiasconebei Rom geboren und in dem dortigen Seminar gegen seine Neigung zum Priester erzogen. Er erhält nach Beendigung seiner Studien eine Professur an derselben Anstalt und wurde später Domherr an der Kathedrale seiner Vaterstadt. Schon früh bekundete er durch mancherlei lyrische Gedichte seine Begabung als leichter, angenehmer

Dichter, wurde aber wegen gewisser Satiren gegen die Kirche in den Bann gethan. Er zog deshalb mit einem Freunde, dem Sänger Carducci, nach Florenz und wurde durch des letzteren Vermittlung bald Hofdichter des Grofsherzogs. Bei einem Besuche Kaiser Josephs an dem toskanischen Hofe erwarb er sich die Gunst des Kaisers, der den gewandten, geistreichen Dichter mit nach Wien nahm. Dort wurde er zum Reisebegleiter des Sohnes von Kaunitz ernannt und lernte auf diese Weise die meisten Hauptstädte Europas kennen. Am längsten weilte er in Petersburg und lernte die dortigen Zustände bei Hofe und in der Gesellschaft gründlicher kennen. Davon legt eine gegen Katharine II. und Rufsland überhaupt gerichtete Satire „Poema Tartaro" Zeugnis ab. Nach seiner Rückkehr schrieb er in Wien seine Novelle Galanti und mehrere dramatische Stücke heiterer Art, unter anderen La Grotta di Trofonio, La Congiura di Catilina, Primo la Musica, poi le parole. Nach Josephs Tode wohnte er in Florenz und schrieb dort zahlreiche Gedichte.

Sein Hauptwerk sind „Gli Animali Parlanti“, ein fabelartiges, satirisches, ziemlich umfangreiches Tierepos in sechszeiligen Strophen und fünffüfsigen Iamben. Er begann dies Werk im Jahre 1794. Um es zu vollenden und drucken zu lassen, begab er sich 1798 nach Paris, wo es 1802 erschien. Es wurde mit grofsem Beifall aufgenommen und erlebte bald auch in anderen Ländern Ausgaben und Übersetzungen. Die beste deutsche Übersetzung ist die von Stiegler (Aachen 1843, 2 Bände), welche metrisch sehr treu ist, wenn auch der eigentümliche Witz des Originals etwas gelitten hat.

In den 26 Gesängen des Gedichtes will der Dichter ein allgemeines Gemälde der Sitten und Einrichtungen in verschiedenen Ländern geben und zeigen, welche Ansichten resp. Vorurteile bezüglich der verschiedenen Regierungsformen herrschen. Dabei bemüht er sich aber möglichst sachlich zu bleiben. Nicht Personen, sondern Sachen will er schildern. Sein Stil ist der eines Improvisators. Die „redenden Tiere" haben bis heute in Italien ihre Popularität behauptet.

Der Vortragende knüpft an diese Mitteilungen eine eingehende Übersicht über den Inhalt der einzelnen Gesänge und bemerkt zum Schlufs, dafs der Dichter wahrscheinlich dem Goetheschen Reinecke Fuchs die Anregung zu seinem Epos verdankt habe, obgleich Casti dies nicht eingestehe, vielmehr angebe, er habe aus einem altindischen Manuskript geschöpft.

Trotz seiner hohen Verbindungen und Stellungen hatte der Dichter in seinem langen Leben nicht genug erworben, um in den letzten Jahren vor Armut geschützt zu sein. Zum Glück fand er in dem damaligen spanischen Gesandten in Paris einen freundlichen Mäcen. Casti starb am 6. Februar 1803 in Paris.

Herr Zupit za sprach über einige Artikel in Skeats Etymological Dictionary of the English Language. (Der Vortrag wird im Archiv gedruckt.)

Herr Rödiger sprach über das Buch von W. Schwartz, Indogermanischer Volksglaube (Berlin 1885). Er hält es für unerwiesen, dafs die Indogermanen einen „Lichtbaum" gekannt haben, weil sich bei den Germanen keine Spur davon nachweisen läfst. Die Esche Yggdrasils ist so wenig ein Lichtbaum als Iduna und Sif Sonnenfrauen". Ebenso bekämpft er das Schwartzsche Princip, dem Gewitter einen möglichst grofsen Einfluss auf die mythischen Anschauungen einzuräumen. Das ganze Buch ist unwissenschaftlich, mit ungenügenden Mitteln gearbeitet und obenein salopp geschrieben. Genaueres wird die Deutsche Litteraturzeitung in der Nummer vom 8. Mai bringen.

Sitzung vom 4. Mai 1886.

Herr I. Schmidt bespricht in kurzen Worten die Lionsche Ausgabe von Byron, Married in Haste, die er als eine sehr flüchtige Arbeit charakterisiert.

Herr Arnheim spricht über Robert Herrick nach der dreibändigen Ausgabe von Grosast.

Herr Werner berichtet über die Auswahl französischer Gedichte zum Schulgebrauch von Gropp und Hausknecht, die als eine sehr wohlerwogene und sorgfältige gelten mufs.

Herr Gerlach spricht über unbetontes und accentuiertes französisches re. (Der Vortrag erscheint im Archiv.)

Eine von Herrn Löschhorn entworfene Adresse zum siebzigjährigen Geburtstage des Vorsitzenden der Gesellschaft wird einstimmig angenommen. Der Vorstand wird beauftragt, für eine würdige Ausstattung derselben zu sorgen und sie mit Hinzuziehung des Herrn Löschhorn an dem Festtage im Namen der Gesellschaft zu überreichen,

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