Obrázky stránek
PDF
ePub

Beurteilungen und kurze Anzeigen.

Les Traductions de la Bible en vers français au moyen âge, par Jean Bonnard. Ouvrage honoré d'une récompense par l'Académie des inscriptions et belles-lettres. Paris, Imprimerie Nationale, 1884. II et 244 p.

Das vorliegende Buch ist von deutscher Seite bereits besprochen worden durch Suchier in Zarnckes Litt. Centralblatt 1884, Nr. 46, p. 1606 und von Gröber in der Zeitschrift für romanische Philologie Bd. VIII, 2, 312-315; ebenda VIII, 3, 413-429 hat Suchier nachträgliche Notizen geliefert über das Hohe Lied des Landri von Waben, die normannischen Psalter, Crispinus und die Metzer Bibelübersetzung und Verschiedenes. Eine dritte Besprechung ist von E. Schwan im Litteraturblatt für germanische und romanische Philologie 1884, Nr. 11, p. 431-437. Trotzdem nun der Rahm schon abgeschöpft ist, so können auch an dieser Stelle noch, wiewohl infolge besonderer Umstände etwas verspätet, einige Bemerkungen zu dem Buche, das Gröber treffend als ein höchst willkommenes Mittel zur Orientierung über die altfranzösischen Bibelbearbeitungen in Versen bezeichnet, gegeben werden. Bonnard hat für mehrere hübsche Entdeckungen in seinem Buche die Anerkennung der Académie des inscriptions et belles-lettres gefunden, indem er ein Fundament zu weiteren Arbeiten geschaffen hat, aber Schwächen im einzelnen lassen sich genug nachweisen. So ist zu einer Klassifikation der Handschriften einzelner Bibelbearbeitungen nicht einmal der Versuch gemacht worden. Nicht nach der Anordnung der biblischen Bücher, sondern nach chronologischer Reihenfolge der Bearbeiter der Bibel ist der Verfasser verfahren; vielleicht hätte es sich empfohlen, beide Systeme zu vereinigen. Als erster Bearbeiter der Bibel in Versen wird Herman von Valenciennes aufgeführt. Schon hier zeigt es sich, dafs Bonnard sich nicht weit genug umgesehen hat auf dem ausgedehnten Gebiete, das er darzustellen hatte; auf Seitengebiete, wie die Berührungspunkte mit fremden Litteraturen hat er sich vorsichtig nicht eingelassen, die apokryphen, von den Bibelbearbeitungen gar nicht zu trennenden Quelfen hat er einseitig genug nicht berücksichtigt, denn Tischendorf, Thilo, Schade sind nicht genannt. Vor Herman von Valenciennes hätte Beachtung und Berichtigung verdient, was in der Histoire littéraire (damals literaire) de la France, Bd. VII, Paris 1746, p. XLVII ff. bei Besprechung Otfrieds von Weifsenburg über St. Israel († 1014) gesagt ist, welcher als Grand Chantre de la Collegiale du Dorat au Diocèse de Limoges das Leben Jesu und sogar die biblische Geschichte zur Belehrung des unwissenden Volkes in der

Volkssprache und in vers rimés verfafste, um von den Jongleurs gesungen zu werden. Die beiden Biographen dieses Dichters, Collin und Blondel, hätten, heifst es, eine besondere Kenntnis seiner Werke besessen, und es scheine sogar nach der Art, wie sie davon sprechen, dafs dieselben noch existieren. An einer anderen Stelle (p. 229) findet sich die Angabe, Blondel in seinem Recueil de vies des Saints behaupte sogar, qu'il mit en cantiques toute l'Histoire Sainte, depuis la création du monde jusqu'à l'Ascension de Notre Seigneur, afin que les paroles jointes à l'agrément du chant, devinssent plus instructives. In der Anmerkung hierzu (p. 230) heifst es, dafs diese Geschichte noch existiere, da sie in dem neuen Glossar von Du Cange citiert werde; aber man citiere sie da mit einem ungeheuren Fehler, indem man sie einem vorgeblichen Isaac, Abbé de l'Esterp, der niemals existierte, zuschrieb; der Verfasser des Artikels habe in der Hs. Isaac für Israel gelesen. Endlich wird p. 130 nochmals hervorgehoben, dafs S. Israel vom Anfange des 11. Jahrhunderts an die französische Poesie in einer für das Volk nützlichen Weise verwendete, indem er diesem das Leben Jesu Christi und sogar die Geschichte des Alten Testamentes in französischen Versen der Zeit gab. Gerade wie die Epen, Odyssee, Rolandslied, Nibelungen nicht in der ursprünglichen Gestalt erhalten sind, so gehen die epenartigen Dichtungen vom Leben Christi, wie sie in Handschriften noch erhalten sind, auf ältere Aufzeichnungen zurück. Diesen Spuren hätte Bonnard nachgehen sollen. Dafs die Geschichte der drei Marien, von Jean de Venette, im 16. Jahrhundert gedruckt worden, ist ihm entgangen. Die Citate der Handschriften stammen teilweise aus zweiter Hand. Das in Ms. Grenoble 1137 Fehlende hätte durch Vergleichung mit den Quellen angegeben werden können, speciell die Wunder in der Darstellung von der Flucht nach Ägypten an. Was zu Macé de la Charité (p. 70) über Quellen gesagt ist, ist unhaltbar; G. Paris' Vermutung über das Wort Puites (p. 70) als einem mutmafslichen lateinischen Autor entbehrt jeder sicheren Stütze, wahrscheinlich hat der Schreiber apocryphes nicht verstanden, der Vers läfst sich leicht ändern. Wie notwendig die Quellenkenntnis zu den Bearbeitungen des Lebens Jesu ist, zeigt sich daran, dass einmal, als bei Jesu Eintritt in Ägypten die Götzenbilder in den Tempeln zusammenstürzten, darunter auch der diu Frodis war; mit Frodis (p. 185 Mahom & Frondise) ist der im Pseudo-Matthäus vorkommende Aphrodisius gemeint, diu ist wahrscheinlich aus duc verlesen. Die merkwürdigste Bibelbearbeitung, die in gemischten Versen geschrieben ist, hat Bonnard überhaupt nicht gekannt; schon Gröber hat hierauf aufmerksam gemacht, nur mufs Bonnard in Schutz genommen werden, als habe er Ms. Arsenal 3516, älter 283 BLF (Suchier citiert 2083) mit Unrecht unter Hermans Handschriften aufgeführt. Diese Hs. vom Jahre 1268 beginnt unmittelbar nach dem Inhaltsverzeichnis unvollständig mitten in der Darstellung des Sündenfalles in Achtsilblern, jedoch bei der Geschichte des Isaak wechselt das Metrum, indem die Darstellung Hermans von Valenciennes, jedoch in gekürzter Form im Vergleich zu den anderen Handschriften, eingefügt ist; nochmals wechselt das Versmafs beim Regen des Manna und gegen den Schlufs hin; wie der Anfang, hat der Schlufs Achtsilbler; es schliefst sich in der Hs. unmittelbar die Schilderung des Schmerzes Marias am Kreuze Christi an und ihr Tod: hier nennt sich in der ersten Zeile als Dichter Gace. Also Waces und Hermans Werk, der nicht genannt ist, scheinen in dieser von Bonnard citierten, aber nicht benutzten Hs. von einem Interpolator zusammengeschmolzen worden zu sein. Eine Specialuntersuchung wird dies bestätigen. Von Le Roux de Lincys Handschrift mit der Legende vom Kaiser Phanuel, deren Publikation in der Revue des langues romanes angekündigt ist, sagt Bonnard p. 191, er wisse nicht, ob sie in einer öffentlichen Bibliothek oder in

Privathänden wäre; aber P. Meyer hat sie, wohl nicht einmal, mit Eclat in Ashburnhamplace nachgewiesen, wo sie im gedruckten Katalog des Lord Ashburnham als 171 der Barroisschen Sammlung verzeichnet ist; jetzt also ist sie Eigentum der italienischen Regierung. Der Mythus von den vier Töchtern Gottes nach Psalm 84 ist gar nicht berücksichtigt worden. Das Werk des Macé de la Charité setzt B. (p. 68) kurz auxenvirons de l'an 1300; aber schon aus den Namen der drei Magier (p. 80) geht hervor, dafs der Dichter die Legenda aurea benutzt hat, wo Galgalat, Malgalat, Sarathin, lat. Caspar, Balthasar, Melchior entsprechen. Vergl. M. Hartmann, Das altspanische Dreikönigsspiel (Bautzen 1879). Die Scheidung der Dichter ist nicht streng genug: so ist (p. 65) eine Tirade aus Herman dem Jehan Malkaraume zugeschrieben. Die Legende von Mosis Kindheit in Hermans Bibel ist zuletzt in Suchiers Denkmälern der provençalischen Litteratur und Sprache (Halle 1883), p. 628 besprochen. Die Frage, ob Geffroi de Paris auch Verfasser des von Jubinal edierten Martire St. Bacchus ist, wird gar nicht berührt; ebenso wird der Lapidaire nicht bestimmt, auf den sich Evrat (p. 111) bezieht. Da der Verfasser die Reimpredigten, wie aus p. 101 und 187 hervorgeht, berücksichtigt, so hätten noch andere genannt sein müssen. Von der Existenz einer normannischen Bearbeitung des reizenden Buches Tobiä durch Guillaume le Clerc scheint er keine Ahnung zu haben. Welche Handschriften Roquefort benutzt hat, der eine Vie de la Vierge in Ms. fonds de Sorbonne und Vie de J. C. en vers ohne Angabe der Nummer aufführt, hätte untersucht werden können. Das mehrfach wiederkehrende Gleichnis vom Sonnenstrahl, der durch Glas scheint, und der unverletzten Jungfrauschaft Marias ist zur genaueren Datierung einzelner Denkmäler nicht benutzt worden. Die verschiedene geistliche Dichtungen enthaltende Hs. Arsenal 3142, alt BLF 1662 mit den Vers de Job, der Bible N. D. u. a. hat der Verfasser nicht genügend bekannt gemacht; ebenso ist Arsen 5204, alt BLF 288 fol. 1 I-31b (wo wie in Ms. Grenoble 1137 am Schlufs die Gefahren des Reichtums geschildert werden), Jesu ganzes Leben nach der Bibel und den Apokryphen enthaltend, nicht gewürdigt worden. Die Makkabäerdichtung des Gautier de Belleperche, die nach Bonnard (im Ms. fr. 19179) 23513 Verse enthält, zählt in der Berliner Hs. Hamilton 363 auf 403 Seiten, deren letzte nur 6 Zeilen hat, ohne Abzug der Illuminationen (auf jeder Seite stehen in zwei Spalten 120 Zeilen) 48240 Verse. Diese Verszahl, also cirka 48000 Verse, ist gröfser als die der Reimbibel des Macé de la Charité, die etwa 43000 Verse zählt. Das Urteil der Deutschen Litteraturzeitung (1885, 5, 159), dass das Werk Bonnards und auch Bergers Buch über die französischen Prosabearbeitungen der Bibel sowohl mit Rücksicht auf das umfassende Material als auch in Bezug auf die Gründlichkeit der Untersuchung zu dem bedeutendsten gerechnet werden, was seit längerer Zeit auf dem Gebiet der altfranzösischen Litteraturgeschichte geschrieben worden ist", ist übertrieben. Der Schlufs des Buches bringt auf den letzten Seiten des Appendice nichts als bekannte Thatsachen. Möge der Verfasser die zahlreichen Lücken seines Buches in einer etwaigen neuen Auflage möglichst auszufüllen suchen.

Prof. Dr. Mahn, Germanische Wörter dunklen Ursprungs. Verhandlungen der 37. Philologenversammlung, p. 181-185.

In dem vorliegenden Vortrage, welchen Prof. Mahn am 4. Oktober 1884 zu Dessau gehalten hat, werden die folgenden sieben germanischen, ihrem Ursprunge nach dunkel gebliebenen Wörter etymologisch untersucht: Rols; Taube; Zaun; Teuer; Taub; Amt; got. aibr. Eine Ver

Archiv f. n. Sprachen. LXXVI.

30

gleichung der Erklärungen Mahns mit den Angaben F. Kluges in seinem Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache, das 1883 zu Strafsburg in erster, jetzt schon in dritter Auflage erschienen ist, dürfte nicht geringes Interesse bieten.

-

1. Rofs. Kluge leitet das Wort ab aus dem mhd. ahd. ros (Gen. rosses) = Pferd, bes. Streitrofs" für älteres *hrossa, das er mit der altsächs., niederländ., angels., engl. Form vergleicht; dabei deutet er auf die altindogerm. Bezeichnung aéhwa (altsächs. ehu, ags. eoh, altnord. jór), lat. equus, gr. innos, sanskr. açvas hin. Im Mhd., nimmt er an, dringe nach und nach „Pferd“ durch, „Rofs“ bewahre nur noch dial. die allgemeine Bedeutung „Pferd". Aus der germ. Sippe stamme wahrscheinlich die romanische von frz. rosse Mähre. Der Ursprung des germ. hrussasei unsicher: von seiten der Bedeutung empfehle sich die beliebte Zusammenstellung mit lat. currere für cursere crs-ere, Wz. krs laufen“, wozu auch altnord. hress schnell" zu ziehen wäre. Eine andere Ableitung wird unter „rüsten" aufgeführt: hier wirft Kluge die Frage auf, ob man zu der germ. Wz. hrup schmücken" auch germ. *hrossa- Rofs" als Particip auf ta- im Sinne von Geschmücktes" ziehen darf, insofern es Schmuckgegenstand ist? Die germ. Wz. hrup (aus idg. kruth, krut?) habe man wohl mit Unrecht im gr. xexoovuevos ausgerüstet“, zoovoga rüsten", xóov9- „Helm" wiedererkennen wollen, doch sei deren zweisilbige Wz. zoov- mit dem einsilbigen germ. hrup nicht zu vereinigen. Ganz anders ist die Herleitung Mahns, welcher in der Einleitung seines Vortrages Weigands fast ganz von Grimm abhängiges deutsches etymologisches Wörterbuch als das beste und vollständigste anerkennt, aber auch darauf hinweist, dafs Weigand nicht selten zur Erklärung von Wörtern dunklen Ursprunges ein germanisches Zeitwort angesetzt hat, das gar nicht existiert, oder eine Verwandtschaft, namentlich mit dem Lateinischen und Griechischen angenommen hat, die oft nicht vorhanden ist. Rofs, ahd. alts. hros, ags. hors, engl. horse hat nach Mahn einen ganz anderen Ursprung, als Weigand annimmt, nach welchem das Wort dunkler Herkunft ist, jedoch bei Versetzung des r mit lat. currere st. cursere stimme (= Lauftier). Im Provençalischen nämlich lautet das Wort nach Mahn roncí, rossí, rocí kräftiges Pferd, Arbeitspferd, Bauernpferd"; afr. roncin, roucin, nfr. roussin: „derber, kräftiger Hengst" (was unrichtig vom deutschen Rofs abgeleitet wird), span. rocin (daher rocinante), pg. rossim, ital. ronzino, mlat. runcinus, bret. rongsé „Pferd“, kymr. rhomsi, rhûnsi Pack- oder Saumpferd", gäl. ruinnse = schweif“, ir. ruine, altir. ruainne = = „Haar", kymr. rhaûn, rôn, rônen (Haar des) Rofsschweifes", bret. reûn, reúnen Pferdehaar am Hals und im Schweif." Die keltischen Wörter für Pferd bedeuten somit das Tier mit langem grobem Haar. Demnach stammen die romanischen Wörter aus dem Keltischen; ebendaher stammt unabhängig das deutsche hros, das für hrons steht, indem n in einigen romanischen Formen, im Span. und Portug, vollständig aufgegeben wurde, während hr sich gut aus dem kymr. aspirierten rh (6) erklärt. Frz. rosse = „Schindmähre stammt nicht von dem älteren roncin oder roussin, sondern entstand später aus Rofs".

[ocr errors]
[ocr errors]

=

Rofs

-

2. Taube. Kluge bemerkt unter Anführung der mhd. ahd. Formen des Wortes, dafs in gleicher Bedeutung got. dûbô, ags. dûfe, engl. dove, ndl. duif entsprechen: diese gemeingerm. Benennung habe man zu einer germ. Wz. dub „tauchen“ gezogen, die in ags. dŷfan, engl. to dive „tauchen" stecke, und Taube urspr. Wassertaube" gefalst. Ebenso unsicher wie diese Ableitung sei die andere, welche Taube zu der germ. Wz. dub empfindungslos, taub sein" ziehe. Dagegen behauptet Mahn, dafs das nach Weigand und Lexer dunkle Wort, dessen germanische Formen er nebst der aufgestellten Erklärung Taucher aufführt, wahr

=

[ocr errors]

=

[ocr errors]

scheinlicher statt vom ags. dufan aus dem Keltischen stammt, da bret. dubé = Haustaube" im kymr. dûf=gleitend, sich vorwärts bewegend" seine Erklärung findet. Dieses auf Vögel angewendete Epitheton pafst auch auf die Taube, also bret. dubé ist die leicht und sanft dahingleitende, sich bewegende".

=

=

3. Zaun. Dies für die Veränderlichkeit menschlicher Verhältnisse charakteristische Wort führt Kluge auf das mhd. ahd. zûn, ags. tûn (= das Umzäunte, Ort), engl. town (daneben to tine umzäunen, ags. tŷnan), altnord. tún Eingehegtes, Gehöft zurück. Das germ. tû-no- (tûnu-) stehe in vorhistorischem Zusammenhange mit dem -dûnum der altkeltischen Ortsnamen (wie Augustodûnum, Lugdûnum; altir. dún - Burg, Stadt). Hier trifft Mahns ausführlichere Deduktion mit der obigen im wesentlichen zusammen. Weigand hatte das Wort als dunkler Wurzel bezeichnet. Bemerkt sei hier nur, dafs nach Mahn û in Kymr. zu î wurde, daher dîn st. dûn mit der Ableitung dînas = oppidum; dies dîn stecke in Londinium (lon, kymr. llynn, See, Teich, Sumpf, bret. lenn), welches befestigter Hügel an den Sümpfen der Themse" bedeute, daher Tower Hill, Cornhill, Ludgate Hill, Moorfields, Moorlane, Moorgate Street. Weiter weist er nach, dafs kelt. dûn nicht nur als tûn ins Ags. überging, sondern auch unverändert dûn = „Hügel, Sandhügel“ ahd. dûni, ndl. dûin, ndd. dünen blieb, woraus engl. down (auch Ortsname) hügel und down als Präpos. und Adv. aus ags. of dune.

=

[ocr errors]

„Sand

4. Teuer. Kluge, welcher auf mhd. tiure, tiur, ahd. tiuri, altsächs. diuri, ndl. duur, ags. dŷre, deore, engl. dear, altnord. dyrr hinweist, meint, dafs die Vorgeschichte des nur dem Got. fehlenden gemeingerm. Adjektivs sich nicht ermitteln lasse. Hiergegen bemerkt Mahn, indem Weigand, Skeat und E. Müller keine Auskunft geben, dafs im Irisch-Gälischen daor gefangen, verurteilt, zum Sklaven gemacht, tief verwickelt, kostbar, hoch im Preis, teuer" (noch im Altd. fehlend, schwer oder gar nicht zu haben") entstanden ist aus der negativen Partikel do und saor „frei, unbeschränkt,, wohlfeil", indem aus dó-saor durch Synkope des o und s daor wurde. Ähnlich engl. dark, ags. deorc, im Irisch-Gäl. dorch, dorcha, was durch d der Partikel do das Gegenteil von sorcha hell, glänzend" (so = skr. su = E, skr. rutsch splendere); daher irisch sona = glücklich"; dona unglücklich“.

=

=

5. Taub. Kluge meint, da die Bedeutungen des ahd. mhd. toup(b) nichts hörend, nichts empfindend, stumpfsinnig, närrisch, toll" sich mit der von ahd. mhd. tump berühren, so gelte Zusammenhang der beiden Sippen als sicher; die Beziehung zu der in tulos blind" bewahrten idg. WZ. dhubh stumpf, verstumpft, betäubt sein“ führe weiterhin noch auf toben mit seiner Sippe. Nhd. betäuben aus mhd. töuben (mhd. ahd. touben= empfindungslos, kraftlos machen, vernichten) spreche zu gunsten der angenommenen Grundbedeutung. Mahn jedoch, nach welchem Weigand ein got. diuban erfunden hat, weist die Wurzel im Keltischen nach mit der Grundbedeutung schwarz oder dunkel, ir. gäl. dubh, korn. duw, diu, kymr. du, bret. dû, womit got. daubs: ,,taub, verstockt“, altn. daufr, ndl. doof (ursp. = „verdunkelt, verfinstert, benebelt" wie tugos = Rauch, Nebel, Betäubung, Tvphós blind, dunkel") verwandt ist. (Vgl. den Wechsel der Bedeutung in lat. surdus und got. svarts.)

=

[ocr errors]

=

6. Amt. Kluge erklärt, indem er unter Vorführung der german. Formen auf das vielbestrittene Verhältnis des gemeingerm. Wortes zu dem aus Cäsar bekannten gall. lat. ambactus Dienstmann" hinweist, dafs sich die westgerm. Worte aus got. altgerm. andbahta- begreifen lassen, und dafs man das echt germ. Aussehn eines solchen Wortes nicht in Abrede stellen könne, auch wenn der Ursprung des -bahts sich nicht mehr bestimmen lasse (and- sei die Verbalpartikel, nhd. ant-). Gegen den germ. Ursprung des gall. lat. ambactus führe man das bekannte

« PředchozíPokračovat »