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bedeutendsten und wichtigsten Ausnahmen zur Behandlung kommen, während die seltenen und schwierigsten Unregelmässigkeiten in das Lehrmittel für die zweite Unterrichtsstufe zu verweisen sind. Auf diese Weise allein bekommt der Schüler möglichst bald einen Überblick über das ganze Gebiet der Grammatik, wird weniger verwirrt durch die Masse der Einzelheiten, kann den Stoff leichter beherrschen und im Geiste einordnen und wird dann naturgemäfs mit viel mehr Mut und Freude in der Sache arbeiten, so dafs der ganze Unterricht sich für Lehrer und Lernende erfreulicher und erfolgreicher gestaltet. Durch eine stärkere Scheidung des Wesentlichen und Notwendigen vom Nebensächlichen und Seltenen wird es dann vielleicht möglich sein, diese Elementarstufe etwas an Ausdehnung zu beschränken, was jedenfalls vielen Lehrern höchst willkommen wäre.

Ebenso gerecht ist die schon von anderen Seiten dem Verfasser persönlich vorgebrachte Ausstellung, dafs die selten gebräuchlichen Vokabeln ausgeschieden werden sollten. Hunziker hat sich zwar bemüht, in dieser zweiten Auflage dem Wunsche einigermafsen zu entsprechen (vergl. Vorrede); aber es könnte immer noch mehr gethan werden: Wörter wie coutil, lugubre, rate, trame, grive, vis und so manche andere gehören gewifs nicht in eine Elementarstufe. In dieser Beziehung dürften namentlich auch die zusammenhängenden Lesestücke entweder hier und da vereinfacht, oder durch leichtere ersetzt werden. Gegen den anderen Übungsstoff ist sonst nichts auszusetzen, und wenn der Verfasser sich für die folgende Auflage zu einer Umarbeitung der grammatischen Anordnung entschliefsen könnte, so würde das dem Buche gewiss viele neue Freunde unter den Lehrern der mittleren und höheren Schulen gewinnen.

Vom zweiten Teile ist bis jetzt der erste Abschnitt als gesondertes Bändchen (von 110 Seiten) erschienen; derselbe ist ganz den unregelmäfsigen Verben gewidmet (zu welchem Zwecke diese als sogenannt“ unregelmässige bezeichnet werden, ist nicht ersichtlich; solche Schrullen hyperkritischer Gelehrten gehören nicht in ein Schulbuch). Die Anordnung dieser Zeitwörter weicht kaum von der allgemein gebräuchlichen ab, was im Hinblick auf gewisse pädagogisch durchaus verkehrte Tendenzen moderner Bücherschreiber anzuerkennen ist. Im Anschlufs an die Paradigmen sind soweit als nötig Beispielssätze über den Sprachgebrauch der betreffenden Verben zusammengestellt. Die Übungssätze sind überaus zahlreich, was der erfahrene Schulmann zu schätzen wissen wird, weil es ja bekanntlich oft bis in die obersten Klassen an Sicherheit in der unregelmäfsigen Konjugation fehlt. Unter C sind auch hier wieder Fragen geboten; die phonetische Umschrift ist nirgends mehr verwendet und so scheint dieser Teil weniger Anlafs zu eingehender Kritik zu geben. Bedenklich scheint höchstens der in beiden Bänden für C verwendete Kleindruck; sonst ist die Ausstattung des Buches, besonders in Bezug auf Übersichtlichkeit der Darstellung, durchaus lobenswert, und wenn der Verfasser mit der Zeit begründeten Wünschen Rechnung trägt, kann aus diesem Elementarbuch ein treffliches, wertwolles Lehrmittel werden. J. Gutersohn.

Karlsruhe.

Lamartine, Voyage en Orient. In Auszügen zum Schulgebrauch herausgeg. von Prof. Dr. H. Lambeck. I. Teil. Leipzig, Velhagen und Klasing, 1886. 160 Seiten u. 48 S. Noten. (B-Ausg.)

Nicht Lamartines gepriesener Name allein dürfte dem Voyage en Orient im Kanon der Schullektüre einen Platz anweisen, sondern, ab

gesehen von dem besonders für die Jugend spannenden Stoffe, jener leichtflüssige und melodische Stil, den wir in der Histoire des Girondins bewundern. Lamartine wollte keine wissenschaftlich abgerundete Darstellung der von ihm bereisten Gegenden bieten, sondern eine zwanglose, bunte Reihe flüchtig skizzierter Tagebuchblätter:,,C'est le regard écrit,“ sagt er im Vorwort, c'est le coup d'œil d'un passager assis sur un chameau ou sur le pont de son navire, qui voit fuir des paysages devant lui, et qui, le lendemain, pour s'en souvenir, jette quelques coups de crayon sur les pages de son journal.“

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Lambecks Ausgabe ist nach der Korellschen nicht überflüssig. Sie bietet einen kürzeren und korrekteren Text als diese letzteres ein durchgängig bei der Sammlung Velhagen und Klasing zu rühmender Vorzug und Lambeck scheint in den Anmerkungen das richtige Mafs getroffen zu haben. Wäre der Kommentar zu einem der in Oberklassen gelesenen Historiker geschrieben, dann könnte man ihn allzu umfangreich finden; da aber ein Buch wie le Voyage en Orient mehr kursorisch als statarisch gelesen werden wird, so sind viele sprachliche und grammatische Anmerkungen eher zu rechtfertigen. Immerhin ist des Guten zu viel gethan, wenn daran erinnert wird, dafs in fusil stumm, s in mœurs dagegen zu sprechen ist was übrigens Littré nicht ratsam findet wenn ferner avoir l'air (32, 23), avoir affaire à (42, 7), à l'imitation (91, 10) u. ä. Erklärung findet. Ferner hätte bei der Revision dem Redaktor nicht entgehen sollen, dafs mehrere Noten sich doppelt finden, z. B. 39, 14 35, 1; 61, 7 14, 2; 140, 8 = 34, 31; 155, 1: = 31, 8. Die aufs sorgsamste ausgearbeiteten sachlichen Noten, sonst ein wunder Punkt mancher Bändchen der vielgebrauchten Sammlung, lassen den Leser nirgends im Stich. Hierin namentlich ist die Gründlichkeit der Arbeit zu loben.

Baden-Baden.

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Joseph Sarrazin.

Mathias Holtzwart.

Programmenschau.

Eine litterarhistorische Untersuchung von

A. Merz. Programm der Realschule zu Rappoltsweiler 1885. 31 S. 4.

Es ist kein grosser Dichter, von dem hier die Rede ist; aber die Arbeit hat doch nicht blofs ein lokales Interesse. Unter den Dichtern seiner Zeit und seiner Gattung behauptet Holtzwart nicht den niedrigsten Platz. Über seine Lebensverhältnisse enthalten die Angaben der Bücher, auch der Allg. deutschen Biogr., manches Irrige, welches dem Verf. der Abh. durch die genauesten Untersuchungen in den bisher unbenutzten Quellen aufzuklären gelungen ist. Zu Horburg im Ober-Elsafs ist Holtzwart geboren, sein Name und Geschlecht hat sich bis heute in Rappoltsweiler erhalten. Er ist nicht, wie bisher angegeben wurde, um 1530 geboren. Früh kam er in grofse Not, dadurch wurde seine gelehrte Bildung gestört. Sicher ist er um 1540 geboren. Als er sein Hauptwerk, den Lustgart, vollendete, stand er in Diensten des Herrn zu Rappoltstein. Zuerst 1573 nennt er sich Stadtschreiber zu Rappoltsweiler; hier ist er sicher 1567 bis 1577 anwesend gewesen. Damals verfafste er auch die biblische Komödie Saul. Früher ist er in Basel gewesen; durch die Baseler ist er mit Fischart befreundet worden. Ein lateinisches Werk von ihm heifst emblematum tirocinia sive picta poesis latino-germanica, lateinische und deutsche poetische Erklärung von 71 Sinnbildern; ein zweites, welches mitunter Fischart zugeschrieben ist, Eikones, das ist: Bildnisse der 12 ersten alten deutschen Könige; beide hat 1581 Fischart für den Verfasser herausgegeben, es scheint danach Holtzwart vor 1581 gestorben zu sein. Der Lustgart ist 1586 zu Strafsburg erschienen, gewidmet dem Herzog Christoph von Württemberg. Zweck ist Förderung vaterländischer Gesinnung durch Verherrlichung des Hauses Württemberg. Lustgart heifst noch gegenwärtig das Gelände des früheren gräflichen Schlofsgartens Horburg. Von diesem Gedichte giebt der Verf. ausführlich den Inhalt und zahlreiche Proben. Im schönen Frühling tritt der Dichter in den mit allen Herrlichkeiten ausstaffierten Hain; alle diese Wunder werden in der Weise Ovids ausführlich geschildert, die Personen, Spiele, Turniere, allegorische Figuren, Bilder, so besonders ein Ölgemälde von einem Bergwerk, denn bei Rappoltsweiler waren Bergwerke im Betrieb; alle Wissenschaften und Künste treten in allegorischen Gestalten auf, und dabei fehlt es nicht an Gelegenheit die ganze_württembergische Geschichte zu streifen und zu feiern, wie denn der Lustgart mit einer gereimten Widmung an Herzog Christoph schliefst. Die übrigen Werke des Dichters, sowie eine Charakteristik desselben will der Verf. nachliefern.

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Ein Beitrag zur Kenntnis des Sprachgebrauchs Klopstocks. Schlufs. Von Prof. Christian Würfl. Programm des zweiten Gymnasiums zu Brünn 1885. 40 S.

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gr. 8.

Wolff

Dasselbe Lob, welches den früheren Heften im Archiv zu teil geworden ist, verdient das vorliegende Schlufsheft. Es war das Bestreben des Verf., zu den erschienenen Teilen des Grimmschen Wörterbuches NachEs umträge und für die Fortsetzung desselben brauchbaren Stoff zu liefern, und eine Fülle desselben liegt hier wieder in lexikalischer Form vor. fafst dieser Teil der Abteilung die Buchstaben V, W, Z, das ist die Hälfte dieses Heftes. Hier tritt uns wieder die Kühnheit des Sprachbildners recht deutlich entgegen; es sind aber, wie früher, nicht blofs die sonst weniger gebräuchlichen Wörter, die angeführt sind, sondern auch die selteneren Konstruktionen. Es seien nur einige Wörter genannt, für die auch die Belegstellen gegeben sind: Verbildete, Verbildung, verbritten, sterben, der Vergötterer, vergramen = in Verdeutschen, Todes verfahren ins Griechische übersetzen, Verhalt = VerGram verfallen, vergriechen bevorstehen, hältnis, verlängen, vermünzen, verschlummern, vervierecken, verweinen = durch Weinen entfernen, vielmeilig, vielzüngicht, vorsein = Weidmann, die Weissage, Wolffianerei waghalser, der Weidner sche Philosophie, der Witterer, Wonnestimme, Wortbevölkerung, wortgläubig, Zährchen, Zellner Mönch, zerfliegen, zerplaudern, Zornkelch, zudringend, Zünfter, es zwergelt geht ins Zwergenhafte, zwölfgestämmt In der zweiten Hälfte der Abhandlung in zwölf Stämme geteilt. berührt der Verf. verschiedene syntaktische Eigentümlichkeiten, hier natürlich nur einiges herausgreifend. Auch hier sehen wir wieder, wie der Dichter, wenn er auch hier und da einseitig ist, auf Sonderbarkeiten verfällt, doch im grofsen von dem wohlthätigsten Einfluss auf die Entwickelung unserer Sprachweise gewesen ist. So ist es ein Verdienst, dafs er der übermäfsigen Ausbreitung des Artikels, die immer weiter wucherte, entgegengetreten ist; mehr noch als den bestimmten, hat er den unbestimmten Artikel beschränkt. Beim Pronomen ist eigentümlich, dafs er das Pron. dem. öfters dem Substantiv nachsetzt, um dies noch mehr hervorzuheben. Sehr oft läfst er auch das Pron. aus, z. B. bei transitiven Am schöpferischsten ist er in der Verben, wo es Objekt sein sollte. Neubildung zusammengesetzter Adjektive. Lobenswert ist auch der Gebrauch der starken Form des Genetivs beim Adjektiv. Merkwürdig ist der öftere Gebrauch des Komparativs statt des Positivs oder Superlativs, sowie die Komparation der Participia. Bekannt ist die Leichtigkeit, mit der Kl. neue Substantive gebildet hat. Eigentümlich ist die Bestimmung eines Subst. durch ein zweites Subst. statt durch ein Adjektiv, z. B. ein Mädchen der Unschuld. Auffallend ist die Verbindung zweier Substantive, so dafs das eine eine Eigenschaft des anderen ausdrückt, z. B. Herkules Friedrich. Er gebraucht ferner den Plural von Subst., auch von Abstrakten, der sonst nicht üblich ist, z. B. Erbarmungen. Lobenswert ist sodann, dafs er sich gegen das Überwuchern der Präpositionen stemmte und also das poetische Element der Sprache, welches im reinen Kasus liegt, zu erhalten suchte. Mit Vorliebe gebraucht er den Genetiv auch da, wo man jetzt den Accusativ oder eine Präposition gebraucht. In der Zusammensetzung der Verba besitzt bekanntlich unsere Sprache einen unerschöpflichen Quell immer neuer Bildungen; keiner hat mehr als Kl. von diesem Reichtum Gebrauch gemacht; zahllose participierte ZuSammensetzungen (blumenbestreut, blutbesprengt, fluchbeladen u. s. w.) hat er unserer Sprache zugeführt. Der poetischen Kürze wegen bedient er sich mehr als andere der Ellipse; mehr auch als ein anderer Dichter liebt er es, zwei Wörter gleichen Stammes miteinander zu verbinden

(wir freuen uns Himmelsfreuden, die Stille ward stiller). Nicht zu seiner Abgeneigtheit gegen Fremdwörter pafst die Neigung, auf syntaktischem Gebiete fremde Idiome nachzuahmen.

Französische Einflüsse bei Schiller.

Von Prof. Otto Schanzen

bach. Programm des Eberhard - Ludwigs - Gymnasiums zu
Stuttgart 1885. 52 S. 4.

Dem schon im Archiv ausgesprochenen Urteil über diese gründliche musterhafte Abhandlung stimmt Ref. durchaus bei und erlaubt sich nur eine Bemerkung. Es wird wohl nicht möglich sein, dem belesenen Verfasser nachzuweisen, dafs er irgend ein Verhältnis Schillers zur französischen Litteratur, irgend eine Beziehung übersehen habe; mit grofsem Interesse verfolgen wir die Auseinandersetzungen über den Einfluss Rousseaus, Diderots, Montesquieus, über Schillers Studien zur Zeit der französischen Revolution, die Urteile in den philosophischen Schriften über Rousseau, Voltaire und die anderen französischen Dramatiker, in den kleineren Gedichten der späteren Zeit die Antipathie gegen das französische Wesen, die echt patriotische Gesinnung, die doch nie den Ton eines egoistischen Patriotismus anschlägt, das fortdauernde Interesse für alle wichtigeren neuen Erscheinungen der französischen Litteratur, das klare Urteil über Frau von Staël u. s. w. Auch für Einzelerklärung mancher Gedichte bietet die Abhandlung schätzbare Beiträge; z. B. sei erwähnt für den Kampf mit dem Drachen", Z. 5: Zierden der Religion; da Schiller nach Vertot gearbeitet hat, so ist zu bemerken: Religion s'est dit absolument de L'ordre de Malta, also nicht von jedem religiösen Orden. Wenn nun der Verfasser bei Anerkennung französischer Einflüsse auf Schiller doch mit Recht den weiten Unterschied unserer Klassiker, besonders Schillers, gegen die anderer Nationen, nämlich die Vielseitigkeit ihrer allgemein menschlichen Bildung hervorhebt, bei Anerkennung des Einflusses der vom Auslande einströmenden weltbewegenden Ideen doch die ursprüngliche Selbständigkeit des Dichters, die Kraft seiner Intuition, die Glut der Begeisterung, das Gestaltungsvermögen, also das was erst den Dichter macht, betont; wenn er endlich auch mehrfach dem Irrtum derjenigen entgegentritt, welche, wo sich Ähnlichkeit zwischen dem deutschen und französischen Ausdruck zeigt, überall Gallicismen sehen, so scheint er in diesem letzten Punkte hier und da selbst die Grenzen zu eng zu ziehen. Don Carlos I, 1: Des Übels mehr als Gift und Dolch in Mörderhand nicht kannten", soll die Negation undeutsch sein, findet sich aber bekanntlich lange vor Schiller und sehr häufig; ebendahin wird gerechnet I, 1 fürstlicher als er noch keine gute That bezahlte“, I, 2: ich werf mich zu den Füfsen des Königs", I, 2: „sprich mir von allen Schrecknissen des Gewissens", hindern dafs nicht u. s. w. Da fragt man am Ende: nach welcher Regel soll ich etwas als deutsch oder undeutsch bezeichnen? Die alte Philologie ist mit ihrem Urteil vorsichtiger.

Schiller als erzählender Dichter. Von Fr. Widder. Programm des Gymnasiums zu Lahr 1885. 24 S. 4.

Diese Abhandlung über Schillers Balladen, für die Schule bestimmt, ist wohl geeignet, ein tieferes Verständnis der Schönheit der Gedichte bei der Jugend hervorzurufen. Der Verf. giebt zuerst an, in welche Epoche von Schillers Leben sich die erzählenden Gedichte einreihen; daraus ergiebt sich, dafs die Balladen im poetischen Wetteifer mit Goethe gedichtet sind, dafs die vorausgegangenen philosophischen Studien auf sie Einflufs gehabt haben, dafs die gleichzeitige Beschäftigung mit dramatischen Arbeiten in Komposition und Behandlung ihnen einen dramatischen Charakter

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