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des aus einfachem lateinischen a entstandenen e-Lautes beigezogen werden.

Aber für ei a spricht folgendes:

1) Hs. B kennt es ebenfalls, so v. 444 peir (: mer), 63-64 leiz asseiz. Da Hs. B nicht direkt auf A zurückgehen kann, 1 scheint dies von Gewicht zu sein.

2) ei a findet sich auch in anderen Texten aus der westlichen Normandie:

Sehr häufig in der vie des Thomas Helie de Biville (ed. von Pontaumont, Cherbourg 1868. Der Text ist jedoch sehr verstümmelt und nur in einer Abschrift aus dem 17. Jahrh. erhalten. Th. Helie starb 1257, die lat. Vita sowie deren metrische französ. Übersetzung wurden offenbar bald nachher abgefafst. Biville Dorf in der Hague): 62 ei = a gegen 29 e (ee) a im Reime, und 23 ei = a gegen 30 e (ee) a aufserhalb desselben. v. 465 und 947 findet sich Dei (= obl. von Deus) recordei (Part. Perf.). Man könnte geneigt sein, darin einfach den lat. Gen. sehen zu wollen; allein es ist doch wohl blofs zufälliges Zusammentreffen von lat. Satzkonstruktion mit Schreibung Dei anzunehmen, somit dem Dei keine eigentliche Beweiskraft beizulegen.

Joret, Mém. de la soc. de ling. V, 65, fafst ei in diesem Denkmal als g, indem er die Schreibung e a dagegen geltend macht, und stützt sich dabei auf Havet, Rom. VI, 325: „Der heutige breite -Laut (für a) sei im 16. Jahrh. auf Guernesey mit ei, ey bezeichnet worden."

Gegen Jorets Beweis scheint es nötig, zu bemerken, dafs da, wo Schreibung e = a neben ei a auftritt, nicht ohne weiteres angenommen werden darf, ei a bedeute blofs e, denn wie oi = ļ z. B. im 13. Jahrh. in der Normandie in Urkunden allbekannt und im Gebrauch war, so auch centralfranzös. ea, und somit könnte jenes ea neben ei sehr wohl nur dieses centralfrz. sein; und ebenso wenig wie in einem gröfseren normannischen Schriftstück des 13. Jahrh. oie als Schreibung ganz fehlt, wird auch jenes e = a fehlen. Allein auch innerhalb des Norm. ist ja ea das Gewöhnliche, eia das Seltene, mithin die Annahme, dafs Abschreiber das erstere setzten, wo nur letzteres am Platze war, jedenfalls keine zu gewagte.

Vgl. Einleitung.

ei findet sich vereinzelt in Hs. C des Roman de Rou: peil (palum) 3461. 5049 (gegen pel A, B, D). 7727. guei 3858 (gue A).— Auch ein anderes Stück der Hs. A des Brit. Mus., das an letzter Stelle stehende Fabliau de Jouglet (pbl. von Montaiglon u. Raynaud, Fabliaux, Paris 1880, p. 112, der Text nach der Pariser Hs., die Varianten unserer Hs. p. 262 ff.) bietet ei = a, doch vereinzelt: seit (= sapit) 132. freire 180. 261. 382. (In den anderen Stücken, soweit sie publiziert sind, habe ich es nicht gefunden.)

Unter den von Delisle Bd. XVI der Mém, veröffentlichten amtlichen Schriftstücken der Normandie findet sich ein einziges mit ei (geschr. ey) = a:

Eine Verfügung des Bailli des Cotentin (in Coutances) a. a. O. p. 199, Nr. 852 vom Jahre 1315 (Verfügung des Königs von 1275): exposey, trouvey, rapportey neben retournees, reservé.

Einem anderen Schriftstücke derselben Baillie von 1275, publ. in Bibl. de l'école des Chartes Serie II, Bd. I, 191 fehlt ei = a.

Ein Brief von Jersey vom 6. Juni 1324, publ. von Havet in den Bibl. de l'école des Chartes 1876, p. 229, weist an Belegen auf: saveiz, abey, empetreir, apeley, priourey, neben haster, amener, tel, enformé, abe. (Entsprechend zwei Formen für e in off. Silbe: moys, quoy, roy, manoyr, droyt etc. und vaer [videre].)

In wenigen Wörtern tritt ei a auch bei Estienne de Fougères auf, vgl. darüber Kehr, Diss. p. 7. Benoit von Sainte-More kennt es nicht.

Unterstützen die modernen Mundarten der südwestlichen Normandie die Annahme, dafs dieses ei a alt und in der That gesprochen worden sei?

=

Die beiden Gelehrten, die sich mit dieser Frage beschäftigten, Joret, Mém. de la soc. de ling. V, 60 ff., und Fleury, ib. 293, sind darüber nicht einig geworden.

Joret sieht heutiges aïe (Fleury bezeichnet dasselbe mit de [,,e enclitique) im Norden des Cotentin, Hague, Guernesey für altes i (resp. e) = a als modernes Produkt aus ę an.

Fleury sagt p. 170 ungenau :,,Le latin a fourni l'a et les Haguais l'ont conservé“; und bleibt eine Erklärung des ,,e enclitique" schuldig.

Im Süden des Cotentin und auf Jersey wurde a zu ê (breit offen). Fleury fand aufserdem im Südwesten der Hague,,sur les bords de Océan" (!) dafür ei.

Archiv f. n. Sprachen. LXXVI.

9

1

Über die Aussprache des aus a erwachsenen Lautes im Avranchin habe ich nichts erfahren können; die beiden genannten Gelehrten geben darüber keine Auskunft. Da wir jedoch für das 13. Jahrh. Schreibung ei a auf der ganzen Linie von Cherbourg bis Rennes nachgewiesen haben, so wird die Entstehung dieses ei, sei es nun blofs Schreibung oder bedeute es wirklich gesprochenen Diphthongen, von einem Gesichtspunkte aus beurteilt, und werden. von einer oder mehreren neueren Mundarten auf dieser Linie gebotene Argumente für das Ganze herangezogen werden dürfen.

Wir legen daher unserer Untersuchung die Forschungen Jorets und Fleurys, die sich auf die heute im Cotentin gesprochenen Laute für urspr. a in offener Silbe erstrecken, zu Grunde.

Joret (Soc. d. ling. V, 61) nimmt zwischen a und den heutigen Formen folgende Mittelstufen an:

a, a, é od. è (:) è, ai (= aïe, aě),

giebt aber im Folgenden auch die Möglichkeit einer Mittelstufe oder ei zu; um die genaue Ermittelung einer solchen ist es ihm nicht. zu thun, weil er blofs zu erweisen sucht, dafs a, um zu jenem aïe (ae) zu gelangen, durch einen e-Laut gegangen sein müsse.

Dem verschlungenen Pfade der Joretschen Beweisführung zu folgen, kann hier nicht unsere Aufgabe sein; es mufs genügen, zu bemerken, dass wir uns nicht im Gegensatze zu seinen Ansichten befinden. Aber die eigentliche Form der Mittelstufe bedarf einer näheren Untersuchung.

An und für sich ist es wahrscheinlicher, dafs heutigem aie (ae) des nördlichen Cotentin und Guernesey ein früheres ei, nicht ê zu Grunde liegt. Können wir dieses ei zudem in früheren Perioden belegen (wie es oben geschehen ist), so scheint diese Übergangsstufe gefunden zu sein, und ein Auftreten von e daneben könnte (wie ebenfalls oben gezeigt wurde) uns noch nicht zwingen, darin blofs eine Schreibung zu sehen.

Nun spricht aber (ausser dem durch die Reime oben erwiesenen) gegen ei und für e folgendes:

1) Schreibung ei für und

in geschlossener Silbe (s. u.), in denselben Texten, in denen ei a sich findet.

2) Altes norm. ei lat. e in offener Silbe ist bei Benoit schon (im 12. Jahrh.) zu e geworden (cfr. Stock, Rom. Stud. Bd. III, 446); im 13. Jahrh. allgemein in der Normandie. Die Bezeichnung mit ei

ist somit gegenstandslos geworden und konnte für jeden e-Laut eintreten. Also auch für e aus a; und dieses mufs in der westlichen Normandie stets offen gewesen sein, wie heute noch im mittleren Cotentin, denn es liegt kein Grund vor, eine Rückbildung vom geschlossenen zum offenen Laute anzunehmen, also a durch : ę zu ę.

Die unter 1 und 2 angeführten Erscheinungen verbieten aber auch auf Schreibung ci = grofses Gewicht zu legen und heben umgekehrt nunmehr die Schreibung e a in denselben norm. Denkmälern als bedeutsam hervor; aber nur in diesem Zusammenhang; jenes e bezeichnet nunmehr einfach den g-Laut.

Die Schreibung ie für a in piert 196. pierres 2099 mufs (wie ei für a mit ei) mit ie in offener Silbe zusammenhängen. Siehe darüber ein offener Silbe.

Für das nach dem Bartschschen Gesetz für a entstandene ie tritt nur einmal ei auf: dedi eiz (dedicatus), s. o. piez (pedes) 682. Hs. B hat dedi ez.

ie = ice reimt nur mit sich in croixies colchies 1232. plungie 839 hat, wie schon bemerkt, mit dem pik.-ostfranz. -ie nichts zu thun und findet sich auch in anderen normannischen Hss. nicht selten, so Str. 319 des Livre des manières; Roman de Rou Hs. C: III (Andresen), v. 651 preisie, 1219 cogniex; alle Hss.: 1324 preisie, 1387 es chaucie; C 1843 marie, 2620 chevalchie etc. Ein e wird auch häufig in den Imperfektformen der II. und III. Konjugation (besonders in unserem Text) ausgelassen; aber dies hat mit der Sprache der Dichter nichts zu thun.

Die heutigen Mundarten der westlichen Normandie (vgl. Fleury a. a. O. 295 und Joret ib. 62. 63) weisen für altes ié: ie und į auf, indem sie der Analogiewirkung (vgl. nur Particip trouvi) so viel Einflufs verstatteten, dafs es schwer wird, die lautgesetzliche Entwickelung noch zu erkennen. Es wird daher kaum angehen, aus den modernen Formen einen Schlufs auf die Lautung des e in altem -ie zu ziehen. Es genüge hier, darauf hinzuweisen, dafs ie a nur mit sich und dem aus & in offener Silbe entstandenen ie von Guill. de Saint-Paier im Reime gebunden wird, nicht aber mit ie aus + i.

4. a vor n.

a) Vor einfachem n und

a) im weiblichen Wortausgang: humeine (: areigne.:

=

arena) 428. humaine (: peine) 3348. pleine (: areine) 450. 932. seine (: areine) 3642.

P) Im männlichen Wortausgang: villain vain 290. chapelain main 1826. 2158. maint: plaint 1612. plains (: serains) 724. Zu romieus 17 ist zu bemerken: Michel übersetzt es fälschlich mit ,,pélerins". Richtig fafst es Beaurepaire als,,romanos" und par veirs (versus) romieus romiens (wie die Pirchsche Abschrift der Hs. A in Avrenches liest) romeins (ie wie in sient 1032 statt ei).

b) an

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Gutt.:

seint maint 1348. seint 65. 545 etc. sient 1032. vortonig: seintuaire 685. 703. seintefice 839. seintix 2486.

Kehr, § 11 seiner Dissertation, sucht zu erweisen, dafs im Livre

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des manières und im Rom. du M. St.-M. +Nas. nicht wie bei Benoit von Sainte-More en, sondern da einerseits ai vor n nach Lücking, Altfrz. Mundarten p. 119 später zu ei, ę geworden sei, als vor anderen Konsonanten, andererseits aber vor im Livre des manières und im M. St.-M. ai noch erhalten sei, also ai vor n noch rein sei ain ergeben habe, weil es eben mit diesem reinen ain reime.

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Kehr will darin einen dialektischen Zug, den unsere Texte mit denjenigen der Ile de France gegen Benoit v. Sainte-More (und ich füge hinzu: Wace) gemein hätten, sehen.

Aber Kehr hat 1) Lückings Beweisführung recht einseitig benutzt, ohne sich an das, was derselbe Gelehrte p. 111 sagt, zu kehren,

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wonach der Übergang von ein (aus+ Nas.): ain parallel gehe mit dem von en an, und (p. 126) dafs entweder en und ein noch bestünden oder en an, ein ain übergegangen seien. § 10 hatte aber Kehr die scharfe Trennung von en und an in unseren Texten festgestellt; somit fände jene Lückingsche Parallele hier nicht statt. Doch zugegeben, dafs sie nicht notwendig eintreten müsse (was ich hier nicht zu untersuchen habe), so findet sich doch auch der Gegenbeweis in Kehrs Text selbst:

2) Für redimere steht Str. 54 a des Livre des manières raindre (=raeindre) und reimt Str. 111 (von Kehr nicht aufgeführt) geschrieben raiendre mit defendre, rendre, prendre.

Vergleichen wir Str. 54: raindre : plaindre : remeindre: aleindre,

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