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Bibliographischer Anzeiger.

Allgemeines.

H. Schuchardt, Romanisches und Keltisches. Gesammelte Aufsätze. (Berlin, Oppenheim.) 7 Mk. 50 Pf.

G. Mayer, Essays und Studien zur Sprachgeschichte und Volkskunde. (Berlin, Oppenheim.)

7 Mk.

Dr. Englich, Die französische Grammatik im Gymnasium. Bemerkungen über Inhalt, Umfang und Unterricht. (Leipzig, Fock.) 1 Mk.

Grammatik.

H. Schuchardt, Über die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker. (Berlin, Oppenheim.)

80 Pf. A. Cuppers, Die Laut- und Flexions-Verhältnisse der alt-, mittel- und neuhochdeutschen Sprache, in ihren Grundzügen dargestellt. (Düsseldorf, Schwann.)

1 Mk.

F. H. Henschel, Darstellung der Flexionslehre in John Barbours Bruce. Ein Beitrag zur Kenntnis des Altschottischen. (Leipzig, Fock.) 75 Pf. M Sohrauer, Kleine Beiträge zur altenglischen Grammatik. (Berlin, Mayer & Müller.) 1 Mk. 20 Pf. J. Leciejewski, Der Lautwert der Nasalvokale im Altpolnischen. (Wien, Gerold.) 2 Mk. 50 Pf. Tito Zanardelli, Traité comparé de prononciation italienne. (Brüssel, Selbstverlag des Verf.)

Lexikographie.

2 Mk.

Deutsches Wörterbuch von J. und W. Grimm. VII. Band. 8. Lfrg.
Bearbeitet von M. Lexer. (Leipzig, Hirzel.),
A. Orain, Glossaire patois du département d'Ille-et-Villaine, suivi de
chansons populaires. (Paris, Maisonneuve.)

Litteratur.

10 fr.

Walther von der Vogelweide, Textausgabe von W. Wilmanns. (Halle, Waisenhaus.) 2 Mk. 40 Pf.

Berlin und Lessing, Friedrich der Grofse und die deutsche Litteratur. Von Xanthippus. (München, Heinrichs.)

Zu Goethes Tasso. (Progr. d. Realgymn. in Kassel.)

1 Mk.

H. Henkel, Das Goethesche Gleichnis. (Halle, Waisenhaus.) 1 Mk. 60 Pf.

W. Heinemann, Goethes Faust in England und Amerika. Bibliographische Zusammenstellung. (Berlin, Hettler.) 1 Mk. 50 Pf. H. Düntzer, Goethes Maskenzüge. In ihrem Zusammenhange dargestellt und erläutert. (Leipzig, Wartig.) 4 Mk.

H. Düntzer, Schillers Demetrius, erläutert. (Leipzig, Wartig.) 2 Mk. Alwin Schmidt, Über das Alexanderlied des Alberic von Besançon und sein Verhältnis zur antiken Überlieferung. (Bonn, Behrendt.) 1 Mk. 20 Pf. H. Knobloch, Die Streitgedichte im Provençalischen und Altfranzösischen. (Breslau, Köhler.) 1 Mk.

A. Jacquet, La vie littéraire dans une ville de province sous Louis XIV. (Paris, Garnier frères.)

Corneille, Le Cid. Nouvelle édition, avec toutes les variantes, une notice sur la pièce, un commentaire historique, philologique et littéraire et l'analyse du drame de Guillem de Castro, la Jeunesse du Cid, par Gustave Larroumet. (Paris, Garnier frères.)

Principaux écrits, relatifs à la personne et aux œuvres, au temps et à l'influence de Denis Diderot ou Essai d'une bibliographie de Diderot par le Dr. Antoine von Br. v. H. (Amsterdam.)

H. Gröhler, Über Richard Ros' mittelenglische Übersetzung des Gedichtes von Alain Chartier: La belle dame sans mercy." (Breslau, Köhler.)

1 Mk. O. Mertius, Robert Greene und the play of George-a-Greene, the pinner of Wakefield. (Breslau, Köhler.) 1 Mk. A. R. Frey, Shakespeare and alleged Spanish Prototypes. (New-York.) 4 S. A. Morgan, Digest Shakespeareanae, being a topical Index of printed matter relating to W. S. or the S. plays and poems. Part I A.-F. (New-York.) 78 S. 4. 5. H. H. Vaughan, New Readings and New Renderings of Shakespeare's Tragedies. Vol. 3. (London, Paul.) W. Shakespeares sämtliche Werke übersetzt von Schlegel und Tieck. Englisch-deutsche Parallel-Ausgabe. 33. u. 34. Lfrg.

12 sh. 6 d.

(Leipzig, Schäfe

Selections of American humour in prose and verse. (Leipzig, Gressner & Schramm.) 3 Mk. Goethe und Freidank als Interpreten Dantes, namentlich seiner 3 L. von H. v. L. (Kl., Demjén, k. Univers.-Buchhdlg.) 1 Mk. 50 Pf. Dante Alighieri. La divina commedia voltata in prosa col testo a fronte, per cura di Mario Foresi. (Firenze, Salani.)

Hilfsbücher.

Klopstock. Der Messias. Im Auszug als Schulausgabe herausgeg. von O. Frick. (Berlin, Hofmann.) 1 Mk. 40 Pf.

K. Kaiser, Précis de l'histoire de la littérature française. (Jena, Bufleb.) 1 Mk. 60 Pf.

A. Zapp, Nouveaux exercices de langues modernes d'après la méthode naturelle (sans grammaire et sans traduire). T. I. Français. (Berlin, Cronbach.)

2 Mk. A. Ricard, Aide-mémoire de la conjugaison des verbes français et irréguliers. 2 Tabellen. (Pr. Neugebauer.)

20 Pf.

E. Nader und A. Wurzner, Englisches Lesebuch für höhere Lehranstalten. (Wien, Hölder.) 4 Mk. 80 Pf.

C. Th. Lion, Elementar-Grammatik der italienischen Sprache zum Schulund Privatgebrauch. (Leipzig, Teubner.) 1 Mk. 20 Pf.

P. Rasmussen, Der perfekte Däne. Eine Anleitung zum Erlernen des Dänischen. (Berliner Verlagsanstalt.)

80 Pf.

Der germanische Lichtgott Balder

und der heilige Johannes.

Ein Beitrag zur deutschen Sagenforschung.

Von

Adalbert Rudolf.

Wenn wir in eine ferne Vergangenheit unseres Volkstums zurückblicken, so wird unser Herz erfreut im Hinblicke auf die sittlich-ernste Anlage des Germanentums, welches vom Schicksal auserlesen war, die alte Welt über den Haufen zu werfen und einer ganz neuen Welt seine unauslöschliche Spur aufzudrücken. Bereits Horatius hebt die mit Einfachheit gepaarte Sittenreinheit der als Urgermanen zu erkennenden Skythen und Gethen hervor gegenüber der Verderbtheit und Verkommenheit des auf dem Gipfel der Bildung stehenden Rom. So verfährt auch Tacitus mit unseren Altvorderen, indem er durch die Schilderung ihres unverdorbenen Wesens, ihres gesunden, lebenskräftigen Volkstums entgegen der Überbildung und sittlichen Fäulnis des grofsen Römertums seinen Landsleuten mahnend ein Tugendbild aufstellt. Wie herrlich klingen z. B. die Ruhmesworte für uns: ,,Dort (bei den Germanen) lacht niemand des Lasters" und vor allem: „Es entspricht nicht ihrer Anschauung von der Hoheit der Himmlischen, sie zwischen Wände einzuzwängen oder von ihnen Bilde mit menschlichen Zügen zu machen; Wälder und Haine sind ihre Weihtümer, und unter dem Namen ihrer Götter rufen sie jene unerforschliche Macht an, welche einzig in der Anbetung sich ihnen offenbart."

* Dass hier nicht plumpe, absichtbewusste Lobhudelei spricht, geht zur Genüge daraus hervor, dafs der Römer die Deutschen durchaus nicht durchgängig als rühmliche Vorbilde hinstellt, sondern neben ihren Tugenden auch bedeutende entwürdigende Fehler hervorhebt.

Archiv f. n. Sprachen. LXXVII.

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Wohl waren auch die Götzen der Germanen unvollkommene, gebrechliche Machwerke einer kindlich-beschränkten Einbildungskraft. Aber wo wäre das nicht gewesen? und wo ist es nicht der Fall? Hand aufs Herz: Sind unsere christlichen Götzen, welche in der sogenannten Dreieinigkeit vorgeführt werden, und ist vor allem das katholische Heiligengötzentum viel besser? Die Menschheit in grofsen Zügen bleibt sich ewig gleich mit ihrem Ringen, Streben, Denken, Hoffen und Glauben und mit ihrem --Irren. Gotterwählte Menschen oder gar Völker hat es nie und nirgend gegeben, und alle vorgeblichen unmittelbaren Offenbarungen einer göttlichen Macht sind eine Gotteslästerung. Die Natur ist das grofse Buch mit sieben Siegeln! Wer wagt die Siegel zu lösen? wer glaubt Kraft in sich, das Offenbarungsbuch zu lesen? ... So wollen wir auch die kindlichen Glaubensansichten unserer noch rohen Altvorderen mit mildem, wohlwollendem Urteile bedenken. Jedenfalls kann man das von vornherein dreist aussprechen: Ganz entgegen den meisten Völkern damaliger Zeiten, auch entgegen den hochgebildeten Griechen und Römern und entgegen den vormosaischen Juden, hatten sie im Verhältnis reinere, gesundere Begriffe sich geschaffen.*

Unsere Heidengötter, wie diejenigen aller Völker waren lediglich gleichsam höher hingestellte, veredelte Menschen. Besonders bestimmt ausgesprochen ist dies in unseren Glaubenssagen dadurch, dafs die Götter nicht einmal Unsterblichkeit besafsen.

* Es bedarf kaum einer Erörterung, wie thöricht die noch hier und da vereinzelt auftretende Ansicht ist, dafs die sogen. germanischen „Götter“ nur ein Machwerk von Betrügereien, ein künstliche Nachahmung fremder, besonders griechischer Gottheiten seien, wie die vielfachen Ähnlichkeiten darweisen sollen. Derartige hirnverbrannte Beurteilungen richten sich selber. Jakob Grimm sagt: „Mir widersteht die hoffärtige Ansicht: das Leben ganzer Jahrhunderte sei durchdrungen gewesen von dumpfer, unerfreulicher Barbarei. Jedem Volk ist Glaube an Götter notwendig wie die Sprache!" Man hat dem der Natur so zugethanen Volke der Deutschen vorgeworfen, dass es nicht einmal für die „Natur“ ein eigenes Wort habe. Aber der Grund dieses Mangels reicht in die älteste Urzeit zurück. Eine unleiblich gedachte Natur" kannten unsere Vorfahren nicht: Allüberall herrschte das Walten einer Gottheit oder eines geistigen Wesens. Aus diesem Zustande des Gefühles haben wir uns auch bis jetzt nicht herausreifsen können, und es spricht sehr zu unseren Gunsten, dafs wir für das Fremdwort „Natur" keinen geeigneten Ersatz finden können.

Eine bedeutende Langlebigkeit war ihnen zwar gewährt; aber schliefslich erliegen sie dem Schicksal und gehen zu Grunde. So sind unsere Gottheiten auch sonst allseitig mehr oder weniger mangelhaft, der Zeitlichkeit unterworfen. Nicht Allgegenwart, nicht Allmacht, nicht Allwissenheit war ihnen aus sich eigen; aber unsere Vorfahren im Gefühle und in der Erkenntnis dieses Bedürfnisses bemühten sich, den heiligen Göttern durch Zuerteilung von Aufsendingen annähernd die der hohen Würde der Göttlichkeit unentbehrlich erscheinenden Eigenschaften zu gewährleisten. Betrachten wir kurz, wie z. B. die Allwissenheit versinnlicht war:

Wuotan (nordisch: Odhinn), d. i. der Alldurchdringende, der oberste Gott der Germanen, Allvater, welcher u. a. den Beinamen Ans (nord.: As, d. i. „Säule" der Welt) führt und der Stammvater unserer Götter, der Ansen (Asen), ist, ward einäugig gedacht, was ursprünglich aber so zu verstehen war: Der Gott besitzt thatsächlich zwei Augen, die grofsen Weltlichte Sonne und Mond, welche er abwechselnd gebraucht, während je das andere Auge ruht und geschlossen ist;* so sieht er Tag und Nacht alles und waltet aller Dinge. -In der Götterburg hat Wuotan einen Hochsitz; wenn er denselben besteigt, so überschaut er alle Welten und aller Menschen Thun und weifs alles, was geschieht. - Zwei Raben, Geist und Gedächtnis, sitzen auf des grofsen Gottes Schultern und sagen ihm ins Ohr alle Neuigkeiten, welche von ihnen gehört und gesehen werden; er sendet sie morgens aus, alle Welten zu umfliegen, und mittags kehren sie von der Kundschaft zurück.

Als ein der Allwissenheit näher stehendes Wesen scheint Wuotans Freund, der alte Gott Mimar (oder Mimi, nordisch: Mimir) aufgefafst werden zu müssen, dessen Name Gedächtnis bedeutet, und welcher, riesischen Ursprunges, zu Wuotan in einem ähnlichen Verhältnis steht wie Kronos zu Zeus, Saturnus zu Jupiter. Er besitzt einen Born, in welchem Weisheit und Verstand verborgen sind, und weil er täglich aus dem Borne trinkt, so ist er voll tiefer Weisheit. Einst, im Urbeginn der Welt, suchte Wuotan Mimar auf und verlangte und erhielt einen Weisheitstrunk von ihm. Als später ein Teil der germanischen Götter,

* Man denke an das Märlein: Einäuglein, Zweiäuglein, Dreiäuglein.

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