Obrázky stránek
PDF
ePub

einem Mifsverständnisse zwischen ein paar Freunden Anlass geben können, so machte ich mir tausenderley fürchterliche Gedanken über den Hamburgischen Brief, der im Grunde nichts als ein übel verstandenes Gewäsche war: ich kannte aber meinen Rammler nicht genug, und bitte ihm iezt meine argwöhnische Furcht aufs zärtlichste ab. Beynahe wäre ich in Willens von Ihren Liedern in der Bibliothek zu schweigen, um nicht wieder aufs neue in ein Wespennest zu stören: Der H. v. Hagedorn in Drefsden, glaubt ebenfalls, dafs ihm durch die Änderungen von seines Bruders Liedern sehr weh geschehen sey und hat mir einen langen Brief darüber geschrieben. Ich vertheidigte ihr Unternehmen nach allen meinen Kräften, und da er daraus vermuthete, dafs ich es ebenfalls in der Bibliothek thun würde, sagte er, dafs er auf diesen Fall genöthiget seyn würde, sich öffentlich seines Bruders anzunehmen. Ihr Rath aber soll mich in dieser Sache leiten. Gleim, der mich eines Abends besuchte, sagte weiter nichts, als dafs ich vermuthl. auf die Änderung meiner Lieder verdrüfslich seyn müfste: da ich ihm aber das Gegentheil versicherte, mit der Betheurung, dafs ich es für das gröfste Glück ansehen würde, wenn Sie alle meine witzigen Werkchen einer solchen Befserung würdigen wollten; schwieg er, und sagte, dafs es ihm vor seine Person gleichgültig wäre: er würde aber bey der vorhabenden Ausgabe seiner Gedichte sich an keine Besserung anderer kehren: Utz sey indessen sehr böse1-Weiter hat er Ihrer auch nicht mit einem Worte gedacht; vermuthlich mochte er merken, dafs der Nahme Rammler zu tief in mein Herz gegraben ist, als dafs er sich auf irgend einige Art herausreissen läfst. Da ich in der Grammatik nicht gar richtig bin, so weifs ich nicht, ob das e in den præteritis verlöhr, wär, käm, nach der

1 Gleim übertreibt, denn Uz sagt nur (3. VII. 66): „Ich bilde mir schon ein, was für gewaltsame Veränderungen vorgegangen seyn mögen, die dem Verfafser selten angenehm seyn werden. Ein seltsamer Charakter, immer anderer Leute Arbeiten corrigieren zu wollen!" und, nachdem er die L. d. D. gelesen (2. XI. 67): „Von H. Rammlers Verbesserungen kann ich nichts brauchen, Sie wifsen es schon von alten Zeiten her. Seine Lieder der Deutschen sind in den Briefen über Merkwürdigkeiten der Litteratur auf eine drollige Art beurtheilet; und das Urtheil hat meinen Beyfall. Er hat einiges verbessert, aber gewifs mehr verschlimmert.“

Rechtschreibung darzugethan, oder abgerissen ist: ich habe das erste geglaubt, dafs nehmlich in den irregulairen præteritis nach der Etymoligie [!] keines seyn müsste; da hingegen in den regulairen ich liebe, ich liebte, ich kennte, ich hörte, es nur nöthig wäre: Doch Ihr Ausspruch darüber lehrt mich eines befsern. Wie sehr freue ich mich dafs ich Ihre vortrefflichen Gedichte zusammen angekündiget finde: noch mehr würde ich mich gefreuet haben, wenn Sie etwas neues hinzugethan hätten. Es schmeichelt mir sehr, dafs man den Atreus bey Ihnen aufgeführet hat; denn unsre Comödianten wollen hier gar nicht an die fünffüfsigen Jamben.... Der Schauspieler hat in Ansehung seiner Erinnerungen über die Erklärung der mythologischen Geheimnisse im Atreus vollkommen Recht, und bey einer künftigen Ausgabe sollen sie nicht vergessen werden: vergefsen Sie nur ja nicht, wenn Ihnen einige Verbesserungen beym 2ten Beytrage einfallen, mir solche mitzutheilen. Wollte nur der Himmel! dafs wir in Deutschland noch befsere Schauspieler hätten: Wien ist jetzt der einzige Ort, wo man einige Achtung dafür hat, Schade, dafs es an Geschmack fehlet. Der Kayser hat daselbst eine Schule junger Kinder, die sich dem deutschen Theater widmen veranstaltet, und seit 5. Wochen ist ein Sekretair hier gewesen, der junge Leute von Genie zu theatralischen Werken mit Versprechung ansehnlicher Belohnungen aufmuntern soll. Ich habe ihm gesagt, wenn sie dort einen glücklichen Fortgang erwarten wollten, sollten Sie einem Manne, wie unsern Lessing mit einem ansehnlichen Gehalte die Direction geben, sonst verspräch ich ihnen dafs nicht viel draus werden würde....

3 N. S. Ich nehme mir die Freiheit, hier ein Werkchen bey

1 Da Ramler trotz allseitigen Drängens eine Sammlung seiner Gedichte herausschob, veranstaltete Scheffner eine Zusammenstellung nach den Einzeldrucken, die ohne Ramlers Wissen als „Gedichte, von Herrn Carl Wilhelm Ramler. 1766." [152 Seiten] 80 bei Kanter in Königsberg erschien.

2 Nach dieser nicht weiter belegten Notiz wäre in Berlin von der Truppe des jüngeren Schuch zum erstenmal in Deutschland ein Stück in fünffülsigen Jamben auf die Bühne gebracht. (Vgl. Sauer, Brawe. QF. XXX, S. 78. Minor S. 230.)

3 Das folgende, 1 Blatt gr. 4o, gehört wohl zu diesem Briefe; vgl. Minor über die Matrone von Ephesus" a. a. O. S. 84 f.

zulegen, das der Vergessenheit längst gewidmet war, worüber ich mir Ihr Gutachten ausbitte. Ich habe es vor 23. Jahren, da ich noch auf der Schule war gemacht, und es einige Jahr darnach, als Lessing auf die Universität kam, ihm auch gewiesen. Zu derselbigen Zeit nimmt es mir ein gewifser Ofsenfelder heimlich vom Tische, und da ich es längst vergessen habe, und nach 10 Jahren einstmals in Altenburg bin, wo die Schuchische Gesellschaft sich dazumal aufhielt, seh ich zu meinem grofsen Erstaunen diefs Werkchen aufführen, und erfahre zugleich die ganze Begebenheit, wie es in dieser Leute Hände gerathen. Seit dem wird es aber, und wie ich glaube, zu meiner Schande auf allen möglichen Deutschen Theatern vorgestellet; ja man hat es nicht nur in eine Sammlung, sondern auch diese Mefse wieder einzeln, und mit den abgeschmacktesten und elendesten Veränderungen abgedruckt. Etwas mufs drinnen seyn, warum es noch gefällt, denn ich hab es selbst unserm Koch hier nicht aus den Händen winden können, der mir beständig damit aufgezogen kömmt. Nun ist mir eingefallen, ob ich nicht nach den kleinen Veränderungen, die ich neuerlich darinnen gemacht, es der neuen Auflage des 2ten Theils meiner Beiträge nebst einer kleinen Erklärung darüber anhängen könnte, um blos jene schändliche Ausgaben zu verdrängen. ... Wenn es Wenn es nur erträglich ist, so wünschte ich mir diese Genugthuung zu verschaffen: denn in demjenigen, wie es überall gespielt wird, sind noch feine Wortspielchen, Zötgen u. d. g. und ich werde gleichwohl allezeit als Verfasser dabey genennt....

19. L. 3. II. 67. ... Haben Sie tausendmal für Ihre Verbesserungen in der Matrone, in dem Crispus, und in den kleinen Liedern Dank. Sie sollen aus dem Gebrauche, den ich davon machen werde, sehen, wie willkommen sie mir gewesen sind: denn nun hilft es nichts, die Matrone wird mitgedruckt.... Wie klein kömmt mir das Geschrey vor, das man wider Sie erhebt, nicht anders als ob Sie Sich mit fremden Federn schmücken wollten, da Sie just das Gegentheil thun. Der Horatz des Pine hat auch seine Würkung gethan. Mir ist es lächerlich vorgekommen, dafs der Herausgeber des Tyrtäus, der bei der ersten

Klotz, Tyrtæi quæ supersunt omnia. Altenburgi 1767.

Ausgabe derselbigen in seiner Abhandl. von Kriegsliedern, auch meiner Amazonenlieder mit einigem Lobe gedacht, diese Stelle bey der ietzigen weggestrichen und ihrer gar nicht erwähnt hat: vermuthl. hat das Urtheil des Hn. Hubers1 dazu Anlafs gegeben, das man sehr übel empfunden hat.... Vielleicht hätte mancher den Ruhm bey der Welt nicht erhalten, wenn Sie ihn nicht durch Ihren Batteux fest gesezt hätten. Lichtwehren, der sich unter Gottscheds Schutz begeben, wollte kein Mensch lesen, und er war so gut, als vergefsen, wenn Sie nicht die Welt aufmerksam gemacht und ihm wieder Leser verschaft hätten.... Die Verbesserungen, die Sie mir für den Crispus übersandt, habe ich so gleich bey meinem Exemplare nachgetragen: folgende zwo Zeilen haben mir zu harte geschienen:

p. 9. Zwar anfangs wollt' sie nicht etc.
80. Ich hab' Dir Ruh und Glück

vielleicht wären sie leicht so zu ändern

Im Anfang wollte sie zwar nicht der Christen Lehren
Dem ersten Glauben treu, noch unsre Prister hören

und die zwote Stelle

Dir hab ich Ruh und Glück und Hoffnung wollen rauben etc. Für 99 lin. 2. Sonst geh zurück von mir, (wo mir das zurück von mir überflüssig scheint,) könnte man um das Befehlshaberische zu vermeiden, setzen: Sonst geh, ich rathe dir (ich bitte dich). p. 105. lin. 13. für: was hindert mich? Der Puls verweilt oder mit Auslassung des Wohlan! - mich überläuft ein Schauer! - p. 107. lin. 1. würde ich lieber bey meiner ersten Lesart bleiben, weil mir der Gegensatz grofs mehr zu passen scheint, ich müfste denn einen Reim zu dem vorhergehenden aufsuchen und den Vers so ändern können: Durch dich ward ich ein Christ, durch dich ward ich ein Held.... Den Vorschlag mit Ihnen einmal ein Stück gemeinschaftlich auszuarbeiten, würde ich mit Freuden annehmen, aber die beygefügte Bedingung schrecket mich, dass ich es in der bestmöglichsten Prosa ausarbeiten soll. Meine Prosa ist so nachläfsig, als meine Verse und hierüber müfsten wir uns erst vergleichen.

1 Hubers Choix de poesies allemandes" 1766. Vorrede zum 2. Teil.

"

Keinen Brief über den Richard habe ich nicht von Ihnen gesehen. Suchen Sie ihn ja, eine verlohrne Zeile von Ihnen ist mir ein Verlust Goldes werth. Die lezte Zeile im Richard ist schon nach Ihrer Verbesserung in meinem Exemplare geändert. Wie erfreuen Sie mich durch die Hoffnung, dafs Sie uns auf Ostern Ihre Oden Selbst wollen zulesen geben: das habe ich längst vorausgesehen, dafs ein dienstfertiger Geist sie sammeln würde, und ich und die Welt werden ihm für die Folgen danken zu denen er Anlafs gegeben....

1

Eben da ich diesen Brief schliefse, erhalte ich einen Brief von der Mad. Karschin voll poetischer Begeisterung. Ich sehe, liebster Freund, dafs ich Ihrer Vorlesung des Crispus dieses zu verdanken habe. Was müfsen Sie für einen mächtigen Vortrag haben, wenn Sie diesem Stücke durch das Lesen alles das zu geben gewufst, was sie gefühlt zu haben vorgiebt, und gewifs nicht drinnen ist. Doch traue ich ihr, aus allem übrigen zuschliefsen, sehr leicht zu bewegende Fiebern zu, die bisweilen ihren Freunden Angst machen mögen. Sie droht mir auf das Frühjahr mit einem Besuch: ob ich mich nach diesem sehne: das ist eine andere Frage? nach dem Charackter, den ich mir von ihr vorstelle, ist es wohl vortheilhafter von ihr in der Entfernung, als in der Nähe geliebt zu werden: der Himmel bringe sie auf andere Gedanken, und flöfse sie dafür meinem Rammler ein!

Wenn Sie, liebster Rammler nicht glauben, dafs ich mir etwan durch einliegende Antwort auf der Fr. Karschin Höflichkeit einen grofsen Briefwechsel zuziehe, dem ich gern entgehen möchte, so bitte ich ihr beygelegte paar Zeilen zu übergeben: im gegenseitigen Falle aber haben Sie die Güte und behalten ihn [!] zurücke.

20. L. 15. IV. 67. So gern ich den Hn. Schuch mit seiner Gesellschaft in Leipzig zu sehen wünschte, und dies's falls beym hiesigen Rathe meinen und meiner Freunde Credit gern anzuwenden bereit wäre, so sehe ich doch im Voraus, dafs alle Bemühung vergeblich seyn wird. Fürs erste, steht es hier nicht bey dem Rathe mehr solches zu bewilligen, indem Koch vom

[blocks in formation]
« PředchozíPokračovat »