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Maister erwehlt, hat fürther die Zeit seines Lebens wohl regiert unndt ist der dritt oder viert Grofs Maister gewessen, dieweil Rodis dies Ordens gewesen ist, Gott geb Ime unndt unnf's seligkeit, Amen."

Sprachliche Kleinigkeiten.

(Aus der Tageslitteratur.)

Direktor Salzer.

1. In öffentlichen Blättern Andet man öfter Ankündigungen in folgender Form: Nächsten Mittwoch wird Herr X. sprechen über: „Der Friede von Tilsit" oder: Vortrag des Herrn Y. über: „Der französische Krieg von 1870 und 1871" und ähnliches. Weshalb man diese Form wählt, ist leicht zu erkennen. Man will das Thema des Vortrags ganz unabhängig von dem übrigen Satze, gleichsam wie eine Überschrift hinstellen. Man wird aber zugeben müssen, dafs jene Ausdrucksweise unserem Sprachgefühl widerstrebt. Vorzuziehen ist jedenfalls: Herr X. wird sprechen über den Frieden von T." oder Vortrag des Herrn Y. über den franz. Krieg von 1870 und 1871." - Auch giebt es ja noch mancherlei andere Wendungen für dieselbe Sache: Herr X. wird sprechen über folgendes Thema etc.; Mittwoch Vortrag des Herrn Y.; Thema: „Der franz. Krieg von etc. etc."

2. Seltener, aber auch noch weniger zu billigen sind Ausdrücke wie: Zu verkaufen ist ein Grundstück am Breiteweg oder am oberen Ende der Langestrafse“ u. a. Man macht allerdings mit Recht einen Unterschied zwischen Breiteweg oder Langestralse" (als untrennbaren Eigennamen) und der breite Weg, die lange Strafse"; allein auch im ersteren Falle wird man doch sagen müssen: am Breitenwege, am oberen Ende der Langenstrafse. Man vergleiche das deutsche die Langeweile, der Langenweile oder das lat. respublica, reipublicæ. *

3. Eine sehr auffallende Zusammenstellung, bei der man, wenn sie nicht so häufig vorkäme, in Versuchung wäre, an einen Druckfehler zu denken, ist: Aus (in) aller Herren Länder statt aus (in) aller Herren Ländern." In einer Zeitung heifst es: „Es finden sich hier Leute zusammen aus aller Herren Länder"; desgl. a. a. Stelle: Sie stehen in Verbindung mit Leuten aus aller Herren Länder." Weshalb hier die Abhängigkeit von der Präp. aus sprachlich nicht zur Geltung kommen soll, ist schwer einzusehen. Will man sich vielleicht berufen auf Ausdrücke wie: „Ein Gewicht von 40 Pfund, eine Länge von 100 Fuss, eine Breite von 5 Zoll" u. s. w.? Hier ist allerdings weder der Numerus noch der Kasus zum Ausdruck gebracht, allein dieser letztere Sprachgebrauch hat mit jenem Falle durchaus nichts zu thun."

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4. Auf einem argen Mifsverständnis beruht ein anderer Sprachgebrauch, der sich freilich bei einem guten Skribenten nicht finden wird. Weil man sagt sich befinden", so glaubt man auch sich befindlich" sagen zu dürfen oder zu müssen. In einem Kalender d. J. findet sich folgende Stelle: Hochwürdiger Herr, Sie sehen hier drei in gröfster Verlegenheit sich befindliche (statt sich befindende) Personen."

* Dafs gegen die Schreibung „Küstrinerstrafse, Toldinerstrafse statt Küstr. Strafse, Toldin. Strafse nicht viel einzuwenden ist, bedarf keiner besonderen Erwähnung.

** Auffallen könnte vielleicht eine kleine Inkonsequenz in Beziehung auf den letzteren Fall. Man sagt durchgängig: Eine Länge von 3 Metern, ein Gewicht von 10 Centnern u. s. w., nicht: eine Länge von 3 Meter, ein Gewicht von 10 Centner, was doch dem Obigen analog wäre.

5. Eine nicht zu empfehlende Marotte der modernen Journalistik ist die Verbindung von „nachdem" (postquam) mit dem Ind. Imperfecti: Nachdem er das that; nachdem er in die Heimat zurückkehrte u. s. w. statt nachdem er das gethan hatte, nachdem er in die Heimat zurückgekehrt war etc. Es läfst sich nicht leugnen, dafs unser Plusquamperfekt schwerfälliger ist als das Imperfekt, aber wo der Sinn in Betracht kommt, kann die gröfsere Schwerfälligkeit allein nicht den Ausschlag geben.*

Landsberg a. W.

A. W.

Franz Branky, Professor an der K. K. Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Wien, hat soeben eine Denkschrift zur Säkularfeier des im Jahre 1786 von Kaiser Joseph II. gegründeten Civil-Mädchen-Pensionats erscheinen lassen, welche in anziehender Darstellung viel allgemein Interessantes bietet und namentlich über die Entwickelung und Vervollkommnung des fremdsprachlichen Unterrichts in Österreich genauen Einblick gewährt. Der geschätzte Verfasser weist am Schlusse seiner Arbeit in eingehender Weise die Erfolge und die Leistungsfähigkeit der Anstalt nach.

* Es kommt allerdings vor, dafs gewisse Verbalformen ihrer Schwerfälligkeit wegen vermieden werden. Dahin gehört namentlich das sogenannte Fut. exact. Nur ein Pedant wird sagen: „Wenn ich nach Hause gekommen sein werde, will ich dir das Buch übersenden", sondern einfach: „Wenn ich nach Hause gekommen bin", oder auch wohl mit Anwendung des Präsens : „Wenn ich nach Hause komme." Anders liegt die Sache freilich im Lateinischen, wie jeder Tertianer weifs.

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Bibliographischer Anzeiger.

Allgemeines.

H. Schuchardt, Romanisches und Keltisches. Gesammelte Aufsätze. (Berlin, Oppenheim.) 7 Mk. 50 Pf.

G. Mayer, Essays und Studien zur Sprachgeschichte und Volkskunde. (Berlin, Oppenheim.)

7 Mk. Dr. Englich, Die französische Grammatik im Gymnasium. Bemerkungen über Inhalt, Umfang und Unterricht. (Leipzig, Fock.) 1 Mk.

Grammatik.

H. Schuchardt, Über die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker. (Berlin, Oppenheim.)

80 Pf. A. Cuppers, Die Laut- und Flexions-Verhältnisse der alt-, mittel- und neuhochdeutschen Sprache, in ihren Grundzügen dargestellt. (Düsseldorf, Schwann.)

1 Mk. F. H. Henschel, Darstellung der Flexionslehre in John Barbours Bruce. Ein Beitrag zur Kenntnis des Altschottischen. (Leipzig, Fock.) 75 Pf. M. Sohrauer, Kleine Beiträge zur altenglischen Grammatik. (Berlin, Mayer & Müller.) 1 Mk. 20 Pf. J. Leciejewski, Der Lautwert der Nasalvokale im Altpolnischen. (Wien, Gerold.) 2 Mk. 50 Pf. Tito Zanardelli, Traité comparé de prononciation italienne. (Brüssel, Selbstverlag des Verf.)

Lexikographie.

2 Mk.

Deutsches Wörterbuch von J. und W. Grimm. VII. Band. 8. Lfrg.
Bearbeitet von M. Lexer. (Leipzig, Hirzel.)
A. Orain, Glossaire patois du département d'Ille-et-Villaine, suivi de
chansons populaires. (Paris, Maisonneuve.)

Litteratur.

10 fr.

Walther von der Vogelweide, Textausgabe von W. Wilmanns. (Halle, Waisenhaus.) 2 Mk. 40 Pf.

Berlin und Lessing, Friedrich der Grofse und die deutsche Litteratur. Von Xanthippus. (München, Heinrichs.)

Zu Goethes Tasso. (Progr. d. Realgymn. in Kassel.)

1 Mk.

H. Henkel, Das Goethesche Gleichnis. (Halle, Waisenhaus.) 1 Mk. 60 Pf.

W. Heinemann, Goethes Faust in England und Amerika. Bibliographische Zusammenstellung. (Berlin, Hettler.) 1 Mk. 50 Pf. H. Düntzer, Goethes Maskenzüge. In ihrem Zusammenhange dargestellt und erläutert. (Leipzig, Wartig.) 4 Mk.

H. Düntzer, Schillers Demetrius, erläutert. (Leipzig, Wartig.) 2 Mk. Alwin Schmidt, Über das Alexanderlied des Alberic von Besançon und sein Verhältnis zur antiken Überlieferung. (Bonn, Behrendt.) 1 Mk. 20 Pf. H. Knobloch, Die Streitgedichte im Provençalischen und Altfranzösischen. (Breslau, Köhler.) 1 Mk.

A. Jacquet, La vie littéraire dans une ville de province sous Louis XIV. (Paris, Garnier frères.)

Corneille, Le Cid. Nouvelle édition, avec toutes les variantes, une notice sur la pièce, un commentaire historique, philologique et littéraire et l'analyse du drame de Guillem de Castro, la Jeunesse du Cid, par Gustave Larroumet. (Paris, Garnier frères.)

Principaux écrits, relatifs à la personne et aux œuvres, au temps et à l'influence de Denis Diderot ou Essai d'une bibliographie de Diderot par le Dr. Antoine von Br. v. H. (Amsterdam.)

H. Gröhler, Über Richard Ros' mittelenglische Übersetzung des Gedichtes von Alain Chartier: La belle dame sans mercy." (Breslau, Köhler.)

1 Mk. O. Mertius, Robert Greene und the play of George-a-Greene, the pinner of Wakefield. (Breslau, Köhler.) 1 Mk. A. R. Frey, Shakespeare and alleged Spanish Prototypes. (New-York.) 4 S. A. Morgan, Digest Shakespeareanae, being a topical Index of printed matter relating to W. S. or the S. plays and poems. Part I A.-F. (New-York.) 78 S. 4. 5. H. H. Vaughan, New Readings and New Renderings of Shakespeare's Tragedies. Vol. 3. (London, Paul.) 12 sh. 6 d. W. Shakespeares sämtliche Werke übersetzt von Schlegel und Tieck. Englisch-deutsche Parallel-Ausgabe. 33. u. 34. Lfrg. (Leipzig, Schäfer.)

à 60 Pf. Selections of American humour in prose and verse. (Leipzig, Gressner & Schramm.) 3 Mk. Goethe und Freidank als Interpreten Dantes, namentlich seiner 3 L. von H. v. L. (Kl., Demjén, k. Univers.-Buchhdlg.) 1 Mk. 50 Pf. Dante Alighieri. La divina commedia voltata in prosa col testo a fronte, per cura di Mario Foresi. (Firenze, Salani.)

Hilfsbücher.

Klopstock. Der Messias. Im Auszug als Schulausgabe herausgeg. von O. Frick. (Berlin, Hofmann.)

K. Kaiser, Précis de l'histoire de la littérature française.

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(Jena, Bufleb.)
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A. Zapp, Nouveaux exercices de langues modernes d'après la méthode naturelle (sans grammaire et sans traduire). T. I. Français. (Berlin, Cronbach.)

2 Mk. A. Ricard, Aide-mémoire de la conjugaison des verbes français et irréguliers. 2 Tabellen. (Pr. Neugebauer.) 20 Pf.

E. Nader und A. Wurzner, Englisches Lesebuch für höhere Lehranstalten. (Wien, Hölder.)

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C. Th. Lion, Elementar-Grammatik der italienischen Sprache zum Schulund Privatgebrauch. (Leipzig, Teubner.) 1 Mk. 20 Pf.

P. Rasmussen, Der perfekte Däne. Eine Anleitung zum Erlernen des Dänischen. (Berliner Verlagsanstalt.)

80 Pf.

Der germanische Lichtgott Balder

und der heilige Johannes.

Ein Beitrag zur deutschen Sagenforschung.

Von

Adalbert Rudolf.

Wenn wir in eine ferne Vergangenheit unseres Volkstums zurückblicken, so wird unser Herz erfreut im Hinblicke auf die sittlich-ernste Anlage des Germanentums, welches vom Schicksal auserlesen war, die alte Welt über den Haufen zu werfen und einer ganz neuen Welt seine unauslöschliche Spur aufzudrücken. Bereits Horatius hebt die mit Einfachheit gepaarte Sittenreinheit der als Urgermanen zu erkennenden Skythen und Gethen hervor gegenüber der Verderbtheit und Verkommenheit des auf dem Gipfel der Bildung stehenden Rom. So verfährt auch Tacitus mit unseren Altvorderen, indem er durch die Schilderung ihres unverdorbenen Wesens, ihres gesunden, lebenskräftigen Volkstums entgegen der Überbildung und sittlichen Fäulnis des grofsen Römertums seinen Landsleuten mahnend ein Tugendbild aufstellt.* Wie herrlich klingen z. B. die Ruhmesworte für uns: „Dort (bei den Germanen) lacht niemand des Lasters" und vor allem: Es entspricht nicht ihrer Anschauung von der Hoheit der Himmlischen, sie zwischen Wände einzuzwängen oder von ihnen Bilde mit menschlichen Zügen zu machen; Wälder und Haine sind ihre Weihtümer, und unter dem Namen ihrer Götter rufen sie jene unerforschliche Macht an, welche einzig in der Anbetung sich ihnen offenbart."

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* Dafs hier nicht plumpe, absichtbewufste Lobhudelei spricht, geht zur Genüge daraus hervor, dafs der Römer die Deutschen durchaus nicht durchgängig als rühmliche Vorbilde hinstellt, sondern neben ihren Tugenden auch bedeutende entwürdigende Fehler hervorhebt.

Archiv f. n. Sprachen. LXXVII.

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