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dringen der Wörter pascha und dies dominica, weil die Geistlichen damals in innigstem Verkehr mit der Gemeinde standen und gewifs derartige Angelegenheiten im Kreise der Gläubigen besprochen wurden. Schon die Apostel ordneten, um das Andenken an die am ersten Wochentage erfolgte Auferstehung des Herrn und Sendung des heiligen Geistes in den Gemütern der Christen dauernd zu befestigen, statt des jüdischen Sabbaths den Sonntag an.

Von den übrigen Festtagen waren quadragesima vielleicht, natalis wahrscheinlich schon in vorchristlicher Zeit in Gallien üblich. Das kirchliche quadragesima könnte an die Form des profanen Wortes, welches als Ausdruck für eine Steuer gebraucht wurde, angelehnt worden sein.

Das Pfingstfest scheint nicht sehr früh volkstümlich geworden zu sein, vielleicht weil pentecoste ursprünglich den ganzen festlich begangenen fünfzigtägigen Zeitraum nach Ostern bezeichnete, so bei Tertullian († 220), Basilius dem Grofsen († 379) u. a. Erst im 8. Jahrh. wurde die Feier eingeschränkt. Also um diese Zeit vielleicht wird das Volk pentecoste zuerst gebraucht haben.

Dagegen drangen die christlichen Eigennamen gewifs schon im 3., 4. Jahrh. ins Volk, so Jesus, Christus, Maria, Petrus, Stephanus, Jacobus, Eva, Michaelis u. a. Für frühe Volkstümlichkeit des letzteren Namens ist leider die Benennung des Klosters Mont-SaintMichel nicht beweiskräftig, da es nach Hauréau, Gallia christiana XI, 511 erst 709 gestiftet wurde.

Die grofse Menge der christlichen Wörter stammt aus dem 4. oder 5. Jahrh. Nachdem das Christentum von Konstantin im Jahre 325 für dem Heidentum gleichberechtigt erklärt und bald darauf zur Staatsreligion erhoben worden, nahm seine Ausbreitung schnell zu. Das Heidentum wurde in die Dörfer zurückgedrängt, so dafs pagani gleichbedeutend wurde mit Heiden.

Mit der Einführung des Christentums von Staatswegen hing die Einsetzung ständiger Geistlicher und damit ihre Trennung vom Volk zusammen. Der Übergang der Ausdrücke clericus und laicus in die Volkssprache datiert vielleicht aus dem 5. Jahrhundert.

Allmählich eroberte das Christentum das ganze Land, die Kirche gründete Landgemeinden. Wie nun anfangs die núgoxo mit ihren Hausgemeinden die Parochie bildeten, so wurde das Wort nagozia auch für die gröfseren Sprengel beibehalten. Die Bedeutung dieser

Namen wurde erst im 9. Jahrh. geändert, indem man den Ausdruck parochia auf die einzelnen Pfarrkirchen beschränkte, den Sprengel des Bischofs aber diocesis nannte.

Im 4., 5. Jahrh. lernte das Volk spätestens die von den Geistlichen viel gebrauchten Wörter, wie παράδεισος, ἐλεεμοσύνη, missa u. s. w. kennen.

Zur Verbreitung des Christentums wirkte das Mönchswesen aufserordentlich mit. Die erste Mönchsvereinigung in Gallien hatten Schüler des heiligen Athanasius († 373) in Trier errichtet. Nach diesem Muster legte Martin, Bischof von Tours, um 360 das Kloster Ligugiacum an. Aber erst durch Benedikts von Nursia Gründung von Monte Cassino im Jahre 529 erhielt das Klosterwesen seine typische Gestaltung. In das 4., 5. Jahrh. wird also das Bekanntwerden der Ausdrücke μóvazos, claustrum, nonnus, confrater, custos zu setzen sein, in das 6. Jahrh. die Verbreitung der Wörter abbas, prior, præpositus, decanus u. s. w., da letztere zuerst in der Benediktinerregel vorkommen. Manche von diesen Wörtern sind indessen für unseren Zweck unbrauchbar, weil sie schon vor der Einführung des Christentums in Gallien bekannt gewesen sein könnten und in diesem Falle nur eine christliche Bedeutung angenommen hätten, wie es bei pater, frater u. s. w. der Fall war, ferner bei nicht klösterlichen Wörtern, z. B. deus, altare, welche ja schon aus heidnischer Zeit stammen. Fraglich bleibt dabei, wie weit dies auszudehnen ist, ob z. B. auch auf Wörter wie decanus, prior, præpositus, custos u. s. w.

Dieselben Zweifel entstehen bei den Namen für den weiblichen Teil der Klosterinsassen. Doppelklöster, wo Religiöse beiderlei Geschlechts, entweder in derselben, oder in zwei dicht aneinanderstofsenden Anstalten lebten, entstanden schon im 4., 5. Jahrh. Aus dieser Zeit stammen also die Ausdrücke nonna, novicia, von welchen der erstere bei Hieronymus († 420) zu belegen ist. Nonnus ist wahrscheinlich noch älter. Abbatissa wird entsprechend abbas im 6. Jahrh. bekannt geworden sein. Consoror kommt nicht in Betracht, denn die scheinbar daraus abgeleiteten Formen, z. B. Ard1) 105: Li confrere et les consereurs sind offenbar an die aus soror gebildeten angelehnt worden.

1) Cavrois, Cartulaire de Notre-Dame-des-Ardents à Arras. Arras 1876.

Die Kapitel haben ihren Ausgangspunkt in den dem Bischof als Rat zur Seite stehenden Presbyterien (der Gesamtheit der an der bischöflichen Kirche angestellten Priester und Diakone). Dabei ist seit dem 4. Jahrh. die Übertragung der mönchischen vita communis auf den Weltklerus von Einfluss. Gröfsere Ausdehnung erlangte die vita communis im 8. Jahrh. in Frankreich, als hier die im Neuen Testamente (dem allgemeinen Kanon, Apostelgeschichte IV, 32) vorgeschriebene Lebensweise (vita canonica) in der vom Bischof Chrodegang von Metz um 760 entworfenen Regel eine entsprechende Normierung erhalten hatte. Die, welche nach solcher Regel (in sogenannten „Kapiteln") lebten, hiefsen canonici. Capitulum, canonicus kamen also im 8. Jahrh. in Gebrauch. Denn dafs capitulum in der Bedeutung „Abschnitt der Bibel", also als Ausdruck der Schule früher als in dem eben besprochenen Sinne dem Volke bekannt geworden sein sollte, ist deshalb unwahrscheinlich, weil in der Predigt die Bibelstellen zuerst im 9. Jahrh. in französischer Sprache angeführt wurden. Andererseits ist nicht anzunehmen, dafs capitulum schon durch die Klosterschüler bekannt geworden, da diese zu wenig Einfluss auf das Volk übten.

Mit der Ausdehnung des Klosterwesens hielt die Verbreitung der auf die innere Einrichtung der Klöster bezüglichen Wörter Schritt. Ausdrücke wie cella, regula, vesper (Reg. Cist. 1) I, 82: vespre), dormitorium, infirmaria u. s. w. werden vielleicht im 6. Jahrh. in die Volkssprache gedrungen sein. Eine grofse Anzahl derselben finden sich in der Benediktinerregel; zum Teil lassen sie auf früheren Gebrauch schliefsen, so Reg. Cist. I, 72 parloir (Übersetzung von auditorium), dortoir, escaufoir aus excalefactorium, oratoire, refroitoir (Marie de Fr., Yonec 497 refeitur mit dortur reimend), Reg. Cist. I, 22 viestiaire und die Weiterbildungen Reg. Cist. I, 123 celeriere (cellulariam), enfermiere, St. 2) 51 refreturier u. s. w.

Auch die Verbreitung einer Anzahl anderer Wörter hängt mit dem Klosterwesen zusammen. Wir meinen die auf den Kirchengesang bezüglichen Ausdrücke. Dieser datiert im wesentlichen vom

1) Les monuments primitifs de la Règle Cistercienne, p. p. Guignard, zitiert nach den Nummern der Regeln.

2) Les anciens statuts de l'Hôtel-Dieu-le-Comte de Troyes, p. p. Guignard. Troyes 1853.

heiligen Ambrosius, der 397 starb. Wenn Gregor I. (590-604) ein Antiphonarium zusammenstellte, so läfst sich daraus schliefsen, dass im 6. Jahrh. der Kirchengesang schon entwickelt war.

Wörter durch die Kirche rasch im ganzen Lande verbreitet wurden, so ist das Bekanntwerden der Ausdrücke antiphona, responsorium, hymnus, collecta gradalis, tractus, completa etwa in das 5. Jahrh. zu setzen.

Ferner ergiebt sich aus der Geschichte die Entstehungszeit verschiedener Titel. Im 5. Jahrh. kam für die fünf ersten Bischöfe der Christenheit, die von Antiochia, Jerusalem, Alexandrien, Konstantinopel und Rom, der Ehrentitel naτQάons auf. Dies Wort wird sich aber erst später nach Gallien Bahn gebrochen haben, da das Volk mit den Patriarchen nicht in Berührung kam. Allmählich wurden unter den fünf die von Konstantinopel und Rom die bedeutendsten. Erst Gregor dem Grofsen († 604) gelang die endliche Feststellung des römischen Primats. Noch im 8. Jahrh. war die Stellung des Bischofs von Rom als Haupt der Christenheit im Abendlande bestritten. Der Ausdruck papa wird deshalb frühestens im 9., 10. Jahrh. sich über Italien hinaus verbreitet haben.

Der Titel Kardinal als eines Mitgliedes des Kollegiums, aus dem die Päpste hervorgehen, stammt erst aus dem 11. Jahrh. Aber das Wort ist in einer weiteren Bedeutung dem Volk schon im 6., 7. Jahrh. bekannt geworden, denn seit dieser Zeit hiefs cardinalis jeder einer Kirche einverleibte Geistliche im Gegensatz zu denen, die sich nur vorübergehend daran aufhielten.

Auch die Einführungszeit der Namen für einzelne kirchliche Geräte lässt sich bestimmen. Was cloche betrifft, so läfst dies keinen Schlufs auf die Lautgesetze zu, da clocher, von dem es wahrscheinlich abzuleiten, aus vorchristlicher Zeit stammt. Die ersten Orgeln kamen im 7. Jahrh. von Griechenland nach Italien, 737 nach Gallien. Also ist die Verbreitung von organum in Gallien für das 8. Jahrh. anzusetzen.

Neben den bis jetzt besprochenen Wörtern, für deren Entstehungszeit die Geschichte einen Anhalt bot, bleibt eine Anzahl christlicher Ausdrücke, bei denen dies Hilfsmittel keinen Dienst leisten kann. Es sind zum gröfsten Teil Wörter, die als unumgänglich nötig für die Lehren des Christentums erscheinen, und von denen man deshalb annehmen sollte, dafs sie früh ins Volk Eingang gefunden

hätten, z. B. spiritus, angelus, diabolus, imago und idolum (welche letztere doch schon bei der Heidenbekehrung hätten gebraucht werden sollen), sæculum, evangelium, prædicare, baptizare, benedicere, crucifigere u. s. w. Diese sind indessen dem Volk später bekannt geworden, da ihre französischen Formen den in der ältesten romanischen Zeit herrschenden Lautgesetzen nicht folgen. Dennoch sind diese Wörter lehrreich; ein Teil von ihnen läfst nämlich Schlüsse auf die Wirkungszeit der Lautgesetze zu, indem ihre Form den einen Lautwandel noch in Thätigkeit zeigt zu einer Zeit, als ein anderer schon ausgewirkt hatte.

Einzelne dieser Wörter mögen erst aus dem 9. Jahrh. stammen. Zu dieser Zeit schrieben nämlich die Konzilien (z. B. 813 das von Tours) den Geistlichen vor, in der Volkssprache die Schrift zu erklären und zu predigen. Wenn auch gewifs die Priester die Bibel schon vorher häufig genug zitiert hatten, so wurden sie doch jetzt durch das Vorlesen der Stellen in der Volkssprache gezwungen, Begriffe zu brauchen, welche sie früher hatten umgehen können, wenn das Wort dafür dem Volk noch unbekannt war. Jene Verordnung wurde ferner Veranlassung zur Bibelübersetzung, obgleich von einer solchen erst Teile aus dem 12. Jahrh. erhalten sind. So kam es, dafs in dieser Zeit eine Menge neuer Wörter gebildet wurde, zum Teil nur durch Veränderung der lateinischen Endung in eine französische. Dafs diese Bildungen spätestens aus dem 9. Jahrh. stammen, beweist ihr Vorkommen in den Denkmälern jener Zeit, z. B. in der Eulalia virginitet, menestier, in der Passion passion, confession, im Jonasbruchstück caritad neben cherté, Alexius humilitet u. s. w.

Endlich bleibt ein Rest kirchlicher Ausdrücke, welche in vollständig lateinischer Form in den frühen französischen Denkmälern auftreten, z. B. satanas im Roland, la synagoga Oxf. Psalter 105, 17, Guiot 1) 1150 simonie, St. Bern.2) 522 Lucifer, Dial. Greg. 3) 286, 37 creator u. s. w. Diese können jedoch nur für das 11., 12. Jahrh. herangezogen werden.

Nachdem so die Zeit, in welcher die verschiedenen christlichen Begriffe in das Französische eingeführt wurden, festzustellen versucht

1) Guiot de Provins Dichtungen ed. Wolfart und San-Marte. Halle 1861.
2) S. den Anhang zu Les 4 livres des Rois, p. p. le Roux de Lincy.
3) Li dialoge Gregoire lo pape, ed. Forster.

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