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Nicht immer, es gibt zu viel Applikanten. ,,Dasselbe gilt vom Hof der Tuilerien. Einer meis ner Bekannten schrieb mir aus Paris, daß Herr Caß, unser dortiger Gesandter, im Laufe eines einzigen Jahres fünfzehnhundert Amerikaner dem König und der Königin vorzustellen hatte."

,,Das mag wahr seyn, aber in England muß man sich oft mit der Gesellschaft der mittleren Klassen begnügen, mit einer Art respektabler Gentry, während wir in Frankreich gar nicht daran denken, mit Personen unter dem Rang eines Grafen oder eines Marquis umzugehen, Meine Tante z. B. würde um keinen Preis einen Bourgeois anreden. Sie stammt von den Fürsten von M— CH, einer der ältesten und berühmtesten Familien von Frankreich ab, und liebt Paris so sehr, daß sie vielleicht nie wieder nach den Vereinigten Staaten zurückkehren wird. Sie haßt Amerika und die Amerikaner."

Sie wäre nicht klug, wenn sie zurückkäme,“ be= merkte mein Freund halb ironisch; ,, man erweist ihr in Frankreich mehr Aufmerksamkeit, als sie je unter uns anzusprechen das Recht hätte."

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,Das widerfährt allen unsern Damen," versezte der Advokat. „Unsere Männer wissen eben so wenig mit Weibern umzugehen, als unsere Frauen es verstehen, aus ihrer Stellung Vortheil zu ziehen. Eine Amerikanerin ist bloß dazu da,,zu säugen Narren und Dünnbier aufzuschreiben." Gut angebracht!" schrie der Bostonianer. ,,Sag' mir einmal, Tom, was sprach deine Mutter zu dir, als sie dich hieher sandte, um deine Rechtspraris anzutreten?" Sie gab mir ihren Segen, und sagte: „Geh, mein Sohn, und benüge das Talent, das dir Gott gegeben hat, und du wirst gewiß ein reicher Mann werden. “ Die gute Seele! fie dachte nicht daran, daß sie jedes Vierteljahr regelmäßig meine Wechsel zu bezahlen haben würde. “

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von welcher ich früher kaum ein Beispiel gesehen hatte. Dieser Mann kannte, wie alle geschäftigen Amerikaner, den Werth der Zeit; auch war seine Respectabilität sehr im Steigen, denn er verstand sich auf das Geldmachen besser, als der gewandteste Makler in Wallstreet. 1

„Mister S*** und Mister P**?" rief er aus, als er uns eintreten sah, und als meine Freunde die Frage mit „Ja“ beantworteten, zog er eine Klingel, auf deren Schall sogleich ein Aufwärter erschien. diese Herren auf Nr. 3."

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„Führe

Auf dies Geheiß wurden wir in einen geschmackvoll meublirten, mit reichen Teppichen belegten Saal geführt, in welchem ungefähr fünfzehn bis zwanzig Personen versammelt seyn mochten, die durch das Trinken von Mint-juleps ihren Magen auf das Frühstück vorzubereiten suchten.

Ich stelle Euch hier einen alten Freund vor!" sagte einer meiner Begleiter, auf mich deutend. ,,Ich hoffe, daß Ihr mir Dank wissen werdet, Euch das Vergnügen seiner Bekanntschaft verschafft zu haben. Monfieur de ** aus Deutschland.“

Auf diese Anrede standen alle Herren, wie sie waren, auf, und schüttelten mich, einer nach dem andern, bei der Hand, indem jeder von ihnen mit demselben Accent die Worte: How d'e do? Very glad to see You" 2

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1 So heißt die Straße, in welcher die Börse und die meisten Banken und Assekuranz - Compagnien sich befinden, und die daher der eigentliche Markt der Stadt New-York und der ganzen neuen Welt genannt zu werden verdient. Es wer= den darin täglich um 25 Millionen Franken Geld und Güter umgeseßt.

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how d'e do?" ist das verkürzte how do you do? der Engländer. „I am very glad to see You" (Es freut mich, Sie zu sehen), ist die gewöhnliche Bekomplimentirungsformel der Amerikaner.

wiederholte. Zulegt kam die Reihe an Einen, welcher, um ein Gespräch anzuknüpfen, mich versicherte, daß es ihn sehr freue, einen Gentleman aus jener Gegend wiederzu sehen. „Ich selbst," versicherte er, war „lange Zeit

in Deutschland.“

,,In welcher Gegend von Deutschland?" frug ich. „O, in keiner besondern Gegend“ versezte er; „blos den Rhein hinauf und herunter. Ein herrliches Land das! vortrefflicher Wein! schöne historische Erinnerungen! Ein vortreffliches Volk die Deutschen!“

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Es freut mich," sagte ich, daß es Ihnen dort wohl gefiel."

lieb.

„Ja gewiß," erwiederte er; „ich habe die Deutschen Was das für schöne Schlösser sind! Wie heißt doch die alte Burg, Koblenz gegenüber? Erin - bright

in-steen, nicht wahr?"

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Sie meinen Ehrenbreitstein; das ist eine preußische Feftung."

„Thut nichts zur Sache; es ist ein herrliches Muster von Architektur. Ich wünschte, wir hätten so etwas bei uns."

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,, ein wenig Chevalerie dieser Art wäre uns wohl zu wünschen; wir sind ein zu prosaisches Volk.“ „Unser Volk beschäftigt sich zu sehr mit Politik,“ fiel ihm ein alter Herr in die Rede.

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lands.

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Viel zu sehr," wiederholte der Bewunderer Deutsch=

Aber wenn es daran Wohlgefallen findet — wenn seine Umstände

,,Ich will nichts von seinen Umständen hören! der Himmel schüße mich vor dergleichen Dingen!"

Wie ich merke, meine Herren! steht die Polilik bei Ihnen in keinem besondern Ansehen!"

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Nicht nur das, Herr! sondern es gibt sich kein respektabler Mensch mit ihr ab.“

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"

Und warum das?"

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Weil jeder Black-guard sich damit beschäftigt.“

Aber nicht jeder gemeine Kerl findet dabei sein Fortkommen."

,,Ganz das Gegentheil;

haben Glück darin."

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nur gemeine Leute

Das ist etwas Altes," schrie ein junger, dürrer Herr!,, aber wer wird an einem heißen Tage von Politik sprechen, ohne ein paar Gläser Julep zu sich genommen zu haben? He! hollah! John, ein Dußend frische viel Eis und etwas steif!"2

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Mit uns, Freund!" redete mich ein Herr M** aus Baltimore an, indem er mich dabei zutraulich auf die Achsel klopfte,,,müssen Sie nicht von Politik sprechen, wir sind längst über diese Jahre hinaus.“

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"

Was meinen Sie damit?"

Genau das, was ich sage," versezte er.,,Wir find Alle mehr oder weniger in dem Alter, in welchem respektable Amerikaner sich über die Politik hinwegsehen, und dabei doch noch nicht alt genug, um, weil wir zu gar nichts Anderem taugen, wieder darauf zurückzufommen."

,Ja wohl," unterbrach ihn ein sehr respektabler, d. h. vermöglicher Gentlemen, den ich in Boston kennen gelernt hatte, und der zu Hause im Rufe eines Kartenliebhabers stand;,, ein Mann legt sich hier zu Lande nie auf Politik, ehe er als Geschäftsmann ruinirt ist. Ich hab' davon in meiner eigenen Stadt3 mehr als

1 So viel als gemeiner Kerl.

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Stiff" (steif) brauchen die Amerikaner oft für „, strong“ (stark).

s Eine beliebte amerikanisch - aristokratische Redensart.

hundert Beispiele erlebt. Laßt einen Menschen die Arbeit satt haben, und er wird Euch bald ein Patriot seyn!"

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‚Weil der Patriotismus, wie Dr. Johnson mit Recht sagt, die legte Zuflucht eines Taugenichts ist," bemerkte ein junger Advokat, froh, eine Gelegenheit gefunden zu haben, seine Bekanntschaft mit den englischen Klassikern zu beweisen.

,,Glückliches Land, das," verseßte einer meiner Begleiter,,, in welchem jeder Taugenichts zum Patrioten wird!"

,,Sag' lieber: in welchem jeder Patriot ein Taugenichts ist," erwiederte der Advokat.

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Wahrhaftig, Tom," rief der Bostonianer, „du zeigst da eine ganz neue vortheilhafte Seite."

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Ein Jeder bringt wohl von Zeit zu Zeit etwas Wißiges vor," versezte der Rechtsgelehrte bescheiden. ,,Aber wo zum Henker bleibt denn der Nigger?? Ich will verdammt seyn, wenn man hier zu Lande ordentlich bedient werden kann, ohne die Bedienten und Aufwärter zu bestechen."

Hier trat der Aufwärter in den Saal.

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Wo bist du denn gewesen, Schurke?" schrie er ihn an; „jezt ist es über eine Viertelstunde, daß jener Herr (auf den Bostonianer zeigend) Juleps begehrt hat. Kannst du dich nicht schneller bewegen?"

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,,I goine as fast as I kin," grinste der Neger; ,,but dere are two many gemmen at de bar.

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,,Ich bemerke," sagte ein ernsthaft aussehender New-Yorker, welcher bis jezt nur die Lippen öffnete, um

1 Die Abkürzung für Thomas.

2 Nigger statt Negro ist der Spottname der Neger in Amerika. I am going as fast as I can, but there are too many gentlemen at the bar (Ich gehe so schnell als ich kann, aber es sind zu viele Herren im Schenkzimmer). lernt eine europäische Sprache richtig sprechen.

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Kein Neger

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