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fest daran, dass den realanstalten der geist nicht ausgetrieben wird, dass das fremde volksthum, der fremde volksgeist den schülern in seinen edelsten erscheinungen vermittelt wird, d. h. in seiner dichtung und schönen litteratur, woran sie immer die meiste freude gehabt haben und immer haben werden.

Und was setzt denn Wendt an die stelle von Shakespeare und Molière? Unter anderem: den Bädeker von London und Paris! Oder um mich, weniger drastisch, im ausdruck der thesen zu bewegen: Geographie des landes und topographie der hauptstadt'. Ich habe nichts hiergegen, ich betreibe selbst die letztere regelmässig und die erstere gelegentlich in der klasse. Aber ich opfere ihr nicht die litteratur. Ich bin auch sehr einverstanden damit, dass eine klasse Wendt schlägt sehr richtig die obersecunda vor für fremde geschichte benutzt wird; das ist sogar ein von mir langgehegter, noch nicht ausgesprochener lieblingsgedanke. Aber man braucht ihm doch die litteratur nicht zu opfern, das beste, was aus dem fremden volksthum in der fremden sprache überhaupt als bildungsmittel zu holen ist.

Es ist mir ebenfalls sehr sympathisch, wenn Wendt für prima vorschlägt: 'Die einführung in die für die gegenwärtigen zustände entscheidenden perioden der geschichte; besprechung bedeutsamer tagesereignisse'. Ich habe bereits zweimal mit begeisterung Wendt's ausgabe der Home-Rule-reden in meiner gymnasialprima gelesen und als grundlage benutzt, um England's verfassung und parlament besprechen zu können. Ich habe mich mit freude und genuss in diese dinge eingelebt. Ich habe in meinen aufsätzen mit begeisterung den Klinghardt-Wendt'schen realiengedanken befürwortet und empfohlen. Ist es Wendt, Klinghardt und anderen denn so ganz unmöglich, sich in meinen litterarischen standpunkt zu versetzen? Meine litteratur lasse ich mir nicht rauben: sie ist doch das beste vom ganzen unterricht. Wie ich, abgesehen von der lectüre, den unterricht darin nach meinen erfahrungen gestaltet wissen will, habe ich in meinen eingangs citirten aufsätzen zur genüge erörtert.

Auch über die übrigen punkte, die noch zu besprechen wären, habe ich mich ausführlich dort geäussert. Also darf ich nun kurz sein.

Warum ich die grammatik nicht aus den oberklassen verbannt haben will? Weil sie da erst recht verstanden wird, weil sie da erst interessant werden kann und weil 'abstractes wissen', wie Spencer vortrefflich sagt, unendlich viel mehr werth ist als empirisches', be

sonders wenn es inductiv aus empirischem wissen gewonnen ist. Warum ich das hin- und her-übersetzen nicht verbannt haben will? Nur weil ich nicht will, dass unwillige collegen vergewaltigt werden, und weil die frage noch nicht spruchreif ist und nicht sein wird, ehe nicht systematische vergleiche mit übersetzungsfreier und alter methode an mehreren schulen in mehreren generationen von seiten der regierung angestellt sein werden. Im übrigen stehe ich mit vollem herzen auf dem übersetzungsfreien standpunkt (these 4) und habe bereits 1892 das allmähliche aufgeben des übersetzens in's Deutsche lebhaft empfohlen (Gelöste und ungelöste fragen s. 13) so wie ich später mehrfach (z. b. Meth. frag. s. 34 und 35) die theoretischen bedenken gegen das aufgeben des übersetzens in die fremde sprache (these 5) zu beseitigen gesucht habe. Die praxis muss sich aber meines erachtens durch die experimente und erfahrungen noch deutlicher aussprechen, ehe die regierung das übersetzen aus dem Deutschen verbieten kann; denn es sprechen doch gewichtige gründe auch dafür. Dass auch die freien arbeiten (these 11) meine volle sympathie haben, habe ich bereits 1892 und 1893 genügend ausgesprochen. Wenn diese freien arbeiten aber von einigen 'aufsätze genannt werden, so erscheint mir dies nicht als ein unglück, das durch ein regierungsverbot verhindert werden muss (11. these). Die 12. these ist bereits von der österreichischen majorität für die preussischen prüfungen angenommen; ich darf sie daher übergehen. Die thesen 9 und 10 über privatlectüre und declamationen sind so unschuldig, dass sie wohl alle vertreter der alten und neuen methode unterschreiben können. Im sinne der 3. these habe ich mich in meinem aufsatz 'Der neue lehrplan' schon 1893 ausgesprochen und für die 2. habe ich mich oben erklärt. Ich möchte sie lebhaft befürworten. Dagegen ist der erste satz der 1. these 'Die beherrschung der fremden sprache ist das oberste ziel des unterrichts' bereits in der Wiener discussion von Wendt's treustem anhänger, Klinghardt, der seine thesen,,von A-Z unterschreibt", als,,nicht ernstlich gemeint" characterisirt worden, nachdem Bechtel in sehr verständiger ausführung der frage 'Wer beherrscht denn eine fremde sprache?' die unhaltbarkeit des ausdrucks bereits gezeigt hatte. Klinghardt nahm Wendt geradezu mit den worten in schutz: 'Wenn man ein programm aufstellt, dann nimmt man den mund gehörig voll'. Bei dieser auffassung des Wendt'schen programms von befreundeter seite wird man mir wohl nicht verargen, wenn ich seine übertreibungen aufzudecken suchte, damit die guten, darin enthaltenen

gedanken, von diesen übertreibungen gereinigt, desto eher auf dem 9. neuphilologentage 1900 in Leipzig angenommen werden können. Dass mich keine anderen als sachliche motive bei dieser besprechung geleitet haben, werden hoffentlich auch alle andersdenkenden mir zugestehen, insbesondere hoffe ich es von dem verfasser der thesen. Berlin, März 1899. W. Mangold.

LITTERATUR.

I.

Wülfing. Die syntax in den werken Alfred's des Grossen. Zweiten theiles erste hälfte. Zeitwort. Bonn, Hanstein's verlag, 1897. XIV 250 ss. 8°.

Dieselbe ausführlichkeit wie im ersten theile, dieselbe sorgfalt in der prüfung und verwerthung des materials, aber auch dieselbe breite, die es einem fast unmöglich macht, das interessante an dem buche aus dem haufen des selbstverständlichen und allbekannten herauszusuchen. Indessen hat man vielleicht kein recht, sich über einen fehler in der anlage zu beklagen; wenn Wülfing nicht das opfer an zeit und mühe gescheut hat, alles drucken zu lassen, so darf es uns nicht zu viel sein, alles zu lesen. Die syntax des Englischen zieht aus dem werke ihren gewinn, und auch für die textkritik Alfred's fällt mancherlei ab. Ich will das hervorheben, was mir bemerkenswerth erscheint. Sceamian kommt mit einem reflexiven genitiv vor, z. b. hit is cyn, dat we ure scomigen. Cura 407, 15 u. ö. Don als umschreibung mindestens in einem sicheren beispiele: swa dop nu pa peostro pinre gedrefednesse wipstandan minum leohtum. Boethius

22, 13. Der conjunctiv in unabhängigen fragesätzen (im gegensatze zur lateinischen vorlage) wirft ein neues licht auf den character des germanischen conjunctivs überhaupt; ich komme auf diesen punkt an einer andern stelle zurück. Vgl. p. 71. Daneben natürlich auch der indicativ. Sehr lehrreich sind die fälle, in denen wechsel von indicativ und conjunctiv in derselben abhängigkeit vorliegt. Wülfing hat merkwürdigerweise von meinem aufsatze in den Engl. studien keine notiz genommen; aber als sorgfältiger leser hat er mir trotzdem eine anzahl trefflicher neuer belege für meine ansicht beigebracht, dass die altenglischen schriftsteller wirklich den wechsel bewusst als stilistische eigenthümlichkeit gebrauchten. Ich lasse die stellen folgen.

for pon us gedafenap, pat we his heofonlicre monunge mid gedefenlice ege & lufan andswarige; pate swa he lyft ons tyrige & his hand swa swa us to sleanne beotiende a ty wep & no hwœpere nu gyt slyhp, þæt we sona cleopien & bidden his mildheortnesse. Beda 270, 2.

dat he hine selffne ne forlate, der he ođerra freonda tilige, & him self ne afealle, dar dær he odre tiolad to raranne. Cura Pastoralis 463, 4.

sæde he, gif he at leornunge sæt oppe elles hwæt dyde, gif semninga mare blæd windes astah, pœt he sona instape Drihtnes mildheortnysse gecygde & đa mildse bad monna cynne. Beda 268, 15.

gif hwa gonge gap bilwitlice mid his friend to wuda treow to ceorfanne, & sio æcs donne a wint of đam hielfe, & swæ ungewealdes ofslih đ his geferan, he donne sceal fleon to anra dara dreora burga pe to fridstowe gesette sint. Cura Pastoralis 164, 25.

peah nu hwa seo swa fæger swa swa Alcibiades se apeling was gif hwa hip swa scearpsene, pæt he mage hine durhseon, swa swa Aristoteles se udwita sade pat deor wære, pat mihte ale wuht purhseon, ge treowa ge furðum stanas. þæt deor we hatad lox, gif donne hwa ware swa scearpsiene pet he Boethius 180, 12.

gif para lima hwile of bip, donne ne bip hit no full mon swa hit ar was, gif eac hwyle god man from fode gewite, donne ne bip he pe ma fullice god, gif he callunga from gode gewite. Boethius 296, 6.

gif cyning his leode to him gehated and heom mon þær yfel gedo. Aepelbirht Leges 2, 2.

gif cyning at mannes ham drin cad and þær man lyswas hwat gedo. ibid. 2. 3. det hie ma dewen hu manega synna hi fremma & donne hi dencen hu

micla hi hie gefremmen. Beda 437, 9.

be pere byrdenne pas reccenddomes, & hu he scile call earfedo forseon, & hu forht he sceal beon for alcre orsorgnesse. Cura Pastoralis 8, 21.

London, Nov. 1897.

L. Kellner.

Karl Bauermeister. Zur sprache Spenser's auf grund der reime der Faerie Queene. Freiburger dissertation 1896. 185 ss. 8°.

Josef Dierberger. John Dryden's reime. Ein beitrag zur geschichte der englischen tonvocale. Freiburger dissertation 1895. 115 ss. 8°.

Die forschung auf dem gebiet der neuenglischen lautgeschichte hat bisher ein für die älteren sprachperioden viel gebrauchtes hilfsmittel, die untersuchung der reime, fast ganz bei seite gelassen. Nachdem Ellis in seinem grundlegenden werke 'On Early Englisch Pronunciation' einen versuch gemacht hatte, die reime einiger dichter zu verwerthen und zu dem ergebniss gelangt war, dass ihre ungenauigkeit keine sicheren schlüsse gestatte, sind sie immer nur gelegentlich angezogen worden: die forschung hat sich vielmehr den directen zeugnissen für die lautung, wie sie sich in vielen grammatischen werken finden, zugewendet. Nun liegen in zwei Freiburger dissertationen versuche vor, durch eine systematische untersuchung auch aus dem bisher als taubes gestein bei seite geschobenem material die goldkörnlein der erkenntniss zu gewinnen.

Die reime Spenser's in seiner Faerie Queene werden eingehend und sorgfältig von Bauermeister untersucht. Die wahl des themas ist glücklich: ein reiches material aus dem hauptwerk eines der hervorragendsten dichter des ausgehenden 16. jahrhunderts bildet seine grundlage. Weniger günstig ist der

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