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und ou für diesen Laut bereits in überwiegender Mehrzahl eu eingetreten ist. Ou blieb graphisch und phonisch neben eu in der lat. Endung -orem etc., auf Grund des Reimgebrauchs der Dichter, noch bis Ende des 15. Jahrhunderts im Französischen. Eu ist um das Jahr 1300 der durchaus herrschende Laut in dem lat. Suffix -atorem, das noch in zweisilbiger und einsilbiger Form neben einander besteht, und in der lat. Adjectivendung -osus.

II. ò lat. ŏ in Position und lat. au. Es wird in unseren Urkunden wiedergegeben durch o und ou: povre Ord. 597, or (aurum) Ol. 164 und our Ord. 442, chose Ol. 189 neben chouse Ord. 586, Ol. 165 u. ö., osez (p. p.) Órd. 430 neben ousez (ausus) Ord. 430 etc.

Zu ò ist übergetreten lat. foris, das in unseren Urkunden bereits begegnet in der Form fors Ord. 325 u. ö. und hors Ord. 324 u. ö.; die diphthongirte Form, die Neumann* für die Sprache von Vermandois nachweist, ist ihnen unbekannt. Dass das o von fors bereit ein offenes ist, beweist auch Rutebeuf: fors (foris): cors (corpus) I, 17, 43, 64; fors: effors I, 44: confors I, 52, defors: ors (aurum) Is 230, cors : defors I, 53, 313; II, 107, 176: tresors I, 82.

Belegt seien auch hier noch einige Formen von demŏrare, das bekanntlich ein ó entwickelt hat: demorant und demouranz Ord. 315, 324 u. ö., demorer Ord. 582 und demourer Ord. 353, demorent Ord. 586 und demourent M. 53. Reime aus Rutebeuf, in denen dies o mit ó gebunden ist, wurden bereits früher gelegentlich erwähnt.

U.

U lat. langem u: aucun Ord. 311, convenu Ord. 311, droiture Ord. 311, durer Ord. 311, rue (ruga) Ord. 789, etc.

Besondere Erwähnung verdient das u in seurté, seureté Ord. 314 u. ö., M. 24 u. ö., Ol. 211, 336 sowie in den übrigen Zusammensetzungen mit seur (securus), wie seurement Ord. 425 u. ö., in armeure Ord. 352 u. ö., Ol. 164 neben vereinzeltem armure Ord. 635 (a. 1316), serreurier M. 45, 51 u. ö., ferreure M. 303 neben ferrure M. 319, in den Verbalformen peussent Ord. 386 u. ö. neben vereinzeltem pussent Ord. 447 (a. 1306), peust Ord. 438 u. ö., Ol. 676, deust Ord. 411 u. ö., Ol. 404, M. 182 u. ö., eust, eut Ord. 411 u. ö., eussent Ord. 447 etc., eleussent Ord. 536 u. ö., endlich in den Partic. Perfect. auf u, Zur Laut und Flexionslehre des Altfranzösischen, Heilbronn 1878,

P. 47.

receuz Ord. 315 u. ö. neben seltenem recuz Ord. 315, veu Ord. 347 u. ö., Ol. 598, M. 1 u. ö., creu (credutus) Ord. 347 u. ö., M. 80 u. ö., sceu, seu Ord. 353 u. ö., Ol. 152 u. ö., O. 19, eu Ord. 383 u. ö., deceuz Ord. 450 u. ö., esleuz Ord. 466, conneu Ord. 666 neben connu Ord. 667, meu Ord. 383 u. ö., Ol. 466 u. ö., deu Ord. 603, 711, teu (tacutus) Ord. 665, leu Ord. 714, esleu Ol. 558, M. 40 u. ö. In all diesen Worten wurde am Ausgang des 13. Jahrhunderts das u noch getrennt gesprochen von dem vorausgehenden e. Es geht dies zunächst hervor aus den urkundlichen Schreibungen assegurement Ord. 564, sehurs (securus) Ord. 636, 637, malsehurs Ord. 637, pourvehu Ord. 574, sehurement Ord. 637, wo g und h hiattilgend stehen, neben den Schreibungen veües Ord. 324 u. ö., eüe Ord. 441 u. ö., deüe Ord. 459 etc., veü Ord. 465 etc., receže Ord. 601 etc., Ol. 451, leües Ord. 768 etc, deceüs Ord. 538, deüement Ord. 540 etc. Aber auch das Vorkommen dieser Wörter im Verse der Dichter beweist, dass das u und das vorangehende e noch in zwei Silben gesprochen wurden; vgl. Rutebeuf I, 13, 15, 17, 22, 23, 29, 33, 41, 43, 44, 53, 57 u. ö., ebenso G. v. Provins v. 53, 148, 189, 366, 427, 493, 659, 691 u. ö. In einigen wenigen Fällen, wie im Perf., ist die Contraction dieses eu schon gesichert, z. B. in recut, decut, plut, Rutebeuf I, 263, 267. Belegt sind auch in unseren Documenten die Formen feust Ord. 324 u. ö., Ol. 676 neben und gleich fust Ord. 440, feussent Ord. 520 u. ö., M. 58 u. ö. neben und gleich fussent Ord. 454, wo das e falscher Analogie (nach eust etc. von avoir) seinen Ursprung verdankt und keine besondere Silbe bildet. Es werden die Formen fusse, fussent bei G. v. Provins, wie sonst, nur zweisilbig gebraucht v. 162, 1665, 1698, 1945, 2266. Die zweisilbige Aussprache des eu ist auch noch vorhanden bei Eust. Deschamps in den Worten pourveu 26, acreu 46, veu 72, creu 233, deceu 233 etc. und bei Christine de Pisan* in eussent 30, neben den gewöhnlichen contrahirten Formen. Y.

Dasselbe hat in der Sprache unserer Documente nur graphischen Werth; lautlich fällt es mit i zusammen und wird für dasselbe an jeder beliebigen Stelle eines Wortes gebraucht.

* Jeanne d'Arc, chronique rimée par Christ. de Pisan, Orléans 1865.
Neisse.
Dr. E. Metzke.

(Schluss folgt.)

Beurtheilungen und kurze Anzeigen.

Blatz, Fr., Neubochdeutsche Grammatik mit Berücksichtigung der historischen Entwicklung der deutschen Sprache. Zweite theilw. verm. u. verb. Aufl. 880 S. Lange, Tauberbischofsheim. Der Herr Verf., badischer Oberschulrath, hat seine Grammatik für die Bedürfnisse des Volksschullebrers und des Schulamtsaspiranten berechnet. Er will durch dieselbe dem von den Lehrern der deutschen Sprache an den badischen Lehrerbildungsanstalten oft beklagten Missstande abhelfen, dass dem deutschen Sprachunterrichte das unterstützende Moment der Vergleichung abgehe; daher die ausgedehnte Berücksichtigung der historischen Entwicklung der deutschen Sprache. Zur Begründung seines Verfahrens giebt der Herr Verf. weiter an, dass ein gründliches Erfassen des nhd. Sprachgebrauchs ohne Berücksichtigung des Altdeutschen unmöglich sei. Dem allen muss man beipflichten; allein mich will es bedünken, dass der Nutzen eines solchen vergleichenden Sprachunterrichts auf ein Minimum herabsinken muss, wenn die Vergleichungsobjekte nicht schon bis zu einem gewissen Grade wissenschaftlich erfasst sind. Eine bloss gelegentliche Rücksicht, die an den erwähnten Anstalten den alten deutschen Sprachen nach des Herrn Verf. Meinung geschenkt werden soll, mag für den Zögling ja ganz interessant sein; wissenschaftliche Zwecke jedoch können dadurch unmöglich erreicht werden. Hierzu bedarf es eines gründlichen, systematischen Unterrichts in den alten deutschen Sprachen. Dieser Einwand richtet sich gegen den versprochenen Nutzen des Buches für den Seminaristen. Der Herr Verf. will ferner in seiner Grammatik dem strebsamen Volksschullehrer „die nöthigsten Mittel und Wege bieten, an die grossen literarischen Erzeugnisse des Mittelalters heranzutreten und die alten Wortschätze, aus denen die neue Sprache sich fortwährend verjüngt, in ihrer alterthümlichen Gestalt zu durchmustern". Allein, ob der in vorliegender nhd. Grammatik gebotene Stoff zur Erreichung dieses Zieles genügt; ob dieselbe ihm Mittel und Wege bieten kann, die alten Wortschätze selbständig und mit sicherem Schritte zu durchmustern; ob dieses Buch zugleich goth., ahd., mbd., nhd. Grammatik, Lautphysiologie und Geschichte der deutschen Sprache sein kann, lässt sich wohl bezweifeln. Nichtsdestoweniger muss zugestanden werden, dass des Herrn Verf. Grammatik dem Lernenden ein hohes Interesse für das Studium des Altdeutschen einzuflössen vermag. Um jedoch dem Studirenden Mittel und Wege zu bieten, mit eigenen Augen sehen zu lernen, hätte nach des Ref. Meinung demselben die einschlägige Literatur auf dem Gebiete der altd. Grammatik, der Lektüre und Lautphysiologie in guter Auswahl nicht vorenthalten werden dürfen.

Wie schon bemerkt, ist das vorliegende Buch entschieden geeignet, in dem Lernenden ein hobes Interesse für die historische Entwicklung der nhd. Sprache zu erzeugen. Mit dieser Bemerkung moge des Herrn Verf. Grammatik empfohlen sein. Dass im Folgenden der Inhalt derselben eingehend besprochen werden könnte, verbietet schon ihr Umfang. Indess mögen einige Bemerkungen zeigen, dass bei einer etwaigen neuen Auflage hie und da Aenderungen wünschenswerth sind. Zuvor noch die allgemeine Bemerkung, dass es dem Ref. vorkommt, als ob an verschiedenen Stellen die Darstellung kürzer gehalten werden könnte, ohne dass dadurch dem Verständnisse Eintrag geschähe. Es werden nicht selten Auseinandersetzungen geboten, die, berücksichtigt man, dass das Buch für Erwachsene bestimmt ist, knapp an das Triviale streifen.

Wenn S. 22 die Behauptung ausgesprochen wird, dass in der nhd. Sprachperiode eine allgemeine Schriftsprache, der sich die Dichter aller deutschen Stämme gemeinsam bedienten, geschaffen werden, und dass der ihr zu Grunde liegende schwäbische Dialekt als Verkehrssprache auf die höheren Stande überhaupt übergegangen sei, so sind das blosse Annahmen, für die sich sehr wenig, aber gegen welche sich manches anführen liesse. Was S. 54, Anm. 3 über die Aspiraten gesagt wird, dass nämlich unzweifelhaft festgestellt sei, dass die hochd. Sprache gar keine eigentlichen, wie aspirirte Muten ausgesprochenen Aspiraten besitze, dürfte doch nach Herrn Prof. Sievers' Untersuchungen (siehe dessen Grundzige der Lautphysiologie S. 83) einer Korrektur zu unterziehen sein. Die Erklärung des Zustandekommens der Labialen „p“ und „b“ und der Spiranten „f“ und „w“ (S. 55) ist recht anschaulich gehalten, die des „f“ ist jedoch ungenau. Bei der Erzeugung dieses Lautes spielen ausser den Lippen die Zähne eine Rolle; „f" ist eine labiodentale Spirans. Das von dem Herrn Verf. beschriebene bilabiale „f“ ist nur bei vereinzelten Individuen beobachtet worden (s. Sievers a. a. O. S. 70). Auch die Bestimmung der Artikulation des „B“ und „f" scheint nicht genau zu sein, indem gesagt wird, dass diese Spiranten durch blosse Annäherung der Zungenspitze an die Zähne entstehen; ausserdem wird nicht angegeben, ob an die Oberoder die Unterzähne, was doch einen Unterschied ausmacht. Ferner wird nur des Zungen-r gedacht und das gutturale ganz unberücksichtigt gelassen. Das „j“ wird einfach mit „ch" eine gutturale Spirans genannt, während doch wohl die meisten unserer deutschen „j" palatale Spiranten sind.

=

Wie der Herr Verf. dazu kommt, den Zischlaut in herrschen“ zu den dentalen zu rechnen (s. § 67, S. 67), ist mir nicht erklärlich. — In dem Abschnitte über Silbenlehre (S. 70 ff.) ist die Erklärung des Begriffs „Silbe" zu vermissen. S. 87, Anm. 4 heisst es:,,Wahrscheinlich wurde s in sl, sm, sn, sw im Anlaut wie sch gesprochen, z. B. slâf = Schlaf, swach schwach; jedenfalls aber in sp und st, z. B. sprach schprach.“ Ja, wann denn ungefähr? Es wäre in der That interessant, wenn der Herr Verf. zu der, wie mir scheint, theils unbestimmten, theils zu sicheren Bemerkung einige Belege gegeben hätte. Auf Grund eigener Beobachtung kann ich folgende bieten: Im Fürstenbuche von Oesterreich und Steierland (frühestens gegen Ende des 13. Jahrh.) taucht die Schreibweise schl für sl auf (schlecht, schlach, geschlecht). In dem Handlungsbuche Ott Rulands (Mitte des 15. Jahrh.) ist mir zum ersten Male schp für sp im Anlaute und scht für st im Inlaute vorgekommen, aber wiederum nur ganz vereinzelt (mischtlin [adj. zu Mistel], faschten; Schpir, Speier; ausserdem: schweher, umbschlag [neben umbslag], schwartz [neben swebisch], beschlagen). Hiernach würde der Behauptung des Herrn Verf. zuwider sl früher in schl übergegangen sein, als sp und st in schp und scht, welche Erscheinung darin ihre Veranlassung haben mag, dass die Artikulation des alveolaren „1 den Uebergang des s in sch sehr begünstigt; ja, wahrscheinlich sind die sch-Laute vor w, p, m, t, n blosse, nach dem Vorgange des schl gebildete

Analogien, denn w, p und m, unter Umständen auch t und n begünstigen den Uebergang des s in sch durchaus nicht. Nach S. 106, 3) soll „ie" ein organischer Diphthong sein, wenn es für mhd. ei steht (im Sing. der Imperf. vieler Verben der 5. Kl. der st. Konj.), z. B. in mied, schrieb, schwieg. Als das i des Präs. dieser Verben sich zu ei verbreitert hatte, fiel diese Form mit der des Sing. des Imperf. zusammen. Hierdurch wurde das Eindringen des Stammvokals des Plurals (i), der zu gewisser Zeit sich verlängerte, in den Sing. veranlasst. Von einem organischen Diphthong Sie kann also in diesem Falle keine Rede sein. Dazu kommt ja auch noch die alte Schreibweise mid, schrib, schwig vor (vgl. J. Kehrein, Grammatik der d. Spr. des 15. bis 17. Jahrh.). Gewiss ist es ungenau, bei Aufführung der Wortarten (S. 152) zu schreiben: „,2) das Hauptwort oder Subst: die Benennung eines Gegenstandes, z. B. Schiller, Friedrich, Dresden, Rhein, Vater, Haus, Tisch." Eine ähnliche Ungenauigkeit kommt auf S. 162 vor, wo es heisst: „Die Substantiva, welche bloss gedachte Gegenstände benennen, heissen Abstracta, z. B. Güte, Freundschaft, Achtung." Liegt nicht schon, streng genommen, in der Bezeichnung,,Gegenstand" der Begriff des Sinnlichwabrnehmbaren? Auch noch an anderen Stellen wird das Wort Gegenstand" ungenau angewandt. Ferner ist die Zulässigkeit der S. 153, Anm. 2 gegebenen Erklärung von „,Substantivirung" anzuzweifeln. Unter,,Substantivirung" ist nicht eine Wortart zu verstehen, welche zur Geltung eines Substantivs erhoben ist, sondern die Thätigkeit, durch welche das geschieht. — In unserer Grammatik werden (S. 156) drei Arten der Flexion unterschieden: die Deklination, Komparation und Konjugation. Dürfte es nicht empfehlenswerth sein, die Komparation in dem Kapitel von der Wortbildungslehre zu behandeln? Der Herr Verf. spricht sich weiter unten (S. 160, Anm.) auch dabin aus; er behält jedoch die obige Eintheilung bei, in der Absicht, ,,den hergebrachten Gang der Flexionslehre nicht zu stören.“ Das scheint mir indess kein zureichender Grund zu sein. Unter den Substantiven, die bei gleicher Bedeutung ein doppeltes Geschlecht haben, werden S. 167 auch genannt: der Butter, die Butter der Floss, das Floss der Otter, die Otter der Leisten, die Leiste das Rohr, die Röhre das Eck, die Ecke - der Zeug, das Zeug. Wie der Herr Verf. diese Gruppen als Substantiva von gleicher Bedeutung anführen kann, wird Ref. nur durch die Annahme verständlich, dass ,,der Butter, der Otter etc." Provinzialismen sind. Solche gehören jedoch nicht in eine nhd. Grammatik, oder müssen wenigstens als Provinzialismen bezeichnet werden. Abschnitte über die durch die Konjugation ausgedrückten Beziehungen heisst es (S. 268, Anm. 1):,,In den älteren Sprachen unterbleibt daher auch die Vorsetzung des P'ersonalpronomens, weil es schon in der Endung enthalten ist, z. B. Gisah man blindan". Wo ist denn hier eine Personalendung? Die genaue Abgrenzung und Benennung der Zeiten des deutschen Verbs stösst wegen des vielfach schwankenden Gebrauchs derselben auf grosse Schwierigkeiten; daher ist jeder Versuch einer solchen mit grossem Danke aufzunehmen (S 269 ff.). Was der Herr Verf. hierüber mittheilt, ist sehr ansprechend. Er unterscheidet dauernde und vollendete Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Die dauernde Gegenwart wird durch das Präsens, die vollendete durch das Perfectum, die dauernde Vergangenheit durch das Imperfectum, die vollendete durch das Plusquamperfectum ausgedrückt etc. Weiter unten (S. 636 ff.) wird dann speciell von einem absoluten und relativen Präsens, Perfectum etc. gehandelt. Auffallend erscheint mir nur die Bezeichnung dauernde und vollendete Gegenwart, insofern, als doch die Gegenwart nicht anders als dauernd gedacht werden kann, und der Ausdruck vollendete Gegenwart nur eine synonyme Bezeichnung für Vergangenheit" ist. Ohne hier weiter darauf einzugehen, wiederhole ich nur, dass dergl. Klassifikationen als dankenswerthe Versnche, nicht als endgültige sichere Feststellungen zu betrachten sind.

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