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Es verwehre es euch nicht hohe-Abkunft und Reichthum; denn vergeffen wird von mir jedes Gut, wenn Gnade bei euch mir nicht hilft. Ach! schönes, füßes Wesen, sehr würdet ihr machen (d. i. gemacht haben) große Offenherzigkeit, wenn gleich Anfangs daß (wo) ich euch umworben habe, ihr mich liebtet oder gar nicht; denn jezt weiß ich nicht, wie es ist. b) Eh' meine Lider Des Herzens Kummer tränkt, Ach, daß sich nieder Ins Herz dir Gnade senkt! Gieb Frohsinn wieder Und scheuche was mich kränkt, Was auch dawider Adel und Reichthum denkt. Jedwede Lust ist hin, Hegst du nicht gnäd’gen Sinn. Wenn nicht von Anbeginn Mit freiem, edlem Sinne Dich füß entflammt die Minne, Vergiß mich immerhin! Wüßt' ich, woran ich bin! 6. Non truep contenda Contra vostra valors; Merces vos prenda De mi, que us si' honors: Ja no m' entenda Dieus entre 'ls preyadors, S'ieu vuelh la renda Dels quatre reys maiors, Per qu'ab vos no m valgues Merces e bona fes; Quar partir no m puesc ges De vos en cui s'es meza M' amors, e si fos preza En baizan, ni us plagues, Ja no volgra m solves. a) Ich finde keinen Widerstreit gegen euren Werth; Erbarmen ergreife euch mit mir, welches euch sei Ehre; niemahls höre (erhöre) mich Gott unter den Bittenden, wenn ich will die Einkünfte der vier größten Könige, dafür daß bei euch mir nicht hülfe Erbarmen und Aufrichtigkeit; denn trennen kann ich mich nicht von euch, in welche sich gesezt hat (auf welche sich gewandt hat) meine Liebe, und wenn ich ergriffen (getroffen) würde küssend, und es euch gefiele, niemahls wollte ich daß ich mich löste. b) Nicht will ich wehren Mich wider deine Macht. Dir selbst zu Ehren Sei nun auf Huld bedacht! Nie mag erhören Gott mein Gebet zur Nacht, Könnt' ich begehren Fürstlicher Schäße Pracht Mehr, als der sel❜gen Stund', Da mir wird Gnade kund. Stets muß ich liebeswund An dir in Treuen hangen. O hielte mich gefangen Küffend dein rother Mund, Nie lös't' ich selbst den Bund! 7. Doncx, cum seria Qu' ieu merce no i trobes Ab vos, amia, La genser qu' anc nasques! Qu'ieu nueg e dia, De genolhs e de pes, Sancta Maria Prec vostr' amors mi des; Qu'ieu fui noyritz enfans Per far vostres comans: E ja dieus no m' enans, S'ieu ja m' en vuelh estraire. Franca res de bon aire, Suffretz qu'ie us bais los guans, Que de l'als sui doptans. a) Alsdann, wie sollte es sein, daß ich keine Gnade da fände bei euch, Freundinn, der holdeften, die je geboren wurde! da ich bitte Nacht und Tag, auf den Knieen und auf den Füßen (d. i. stehend) die heilige Maria, daß sie mir eure Liebe geben möchte (gegen Rayn., der L. 4, 471 des durch) que vous me donniez überfest!); denn ich wurde auferzogen als Kind, um eure Befehle zu thun: und niemahls möge Gott mich fördern, wenn ich mich je dem entziehen will. Redliches, sanftmüthiges (gütiges) Wesen, duldet, daß ich euch die Handschuhe küsse, denn über das andere bin ich zweifelhaft. b) Nicht ewig fliehen Wird deine Gnade mich, Du, der verliehen Ein Reiz, dem keiner glich. Oft auf den Knieen Wie fleht' ich brünstiglich Zu Sanct Marien, zu einen mich und dich.

Dir dienen war mein Traum Noch eh' mir sproß der Flaum. Gäb' anderm Dienst ich Raum, Nie könnt' ich Gott versöhnen. Holdseligste der Schönen, Nun küss' ich deinen Saum, Denn Größ'res wag' ich kaum. 8. Anc res qu' a vos plagues, Bona domna corteza, No m'estet tan defeza Qu' enans no la fezes Que d'als me sovengues. a) Niemahls war mir eine Sache, welche euch gefiele, gute, artige Frau, so sehr verboten, daß ich sie nicht thäte, ehe ich mich an anderes erinnerte. b) Nichts ist, das dir gefällt, Viel schöne hohe Fraue, Das ich mir nicht getraue Zu thun, troß aller Welt, Die es für Frevel hält. 9. En Raimon, la belheza E pretz qu' en mi dons es Me ten gai e cortes. a) Herr Raimon, die Schönheit und der Werth, der in meiner Dame ist, erhält mich fröhlich und artig (fein). b) Herr Raimon, weil ich schaue, Wie hold mein Liebchen blüht, Ist selig mein Gemüth.

III. Minnelied von Bernart von Ventadour.

Mahn, Werke der Troub. Lyr. Abth. I, 36. Diez, Leben der Troub. p. 38. Kannegie szer, Ged. der Troub. p. 35. Mahn, Biographieen der Troub. p. 4 und 15.

1. Non es meravelha s' ieu chan Mielhs de nulh autre chantador; Quar plus trai mos cors ves amor, E mielhs sui faitz a son coman; Cors e cor e saber e sen E fors' e poder hi ai mes; Si m tira vas amor lo fres Qu'a nulh' autra part no m'aten. a) Es ist kein Wunder wenn ich singe besser als irgend ein anderer Sänger; denn mehr neigt sich mein Herz gegen die Liebe, und besser bin ich gemacht (geschaffen) zu ihrem Befehle; Körper und Herz und Wissen und Sinn und Kraft und Macht habe ich darauf gesezt (gewandt); so zieht mich zur Liebe hin der Zaum, daß nach keiner anderen Seite hin ich aufmerksam bin. b) Es ist kein Wunder, wenn mit mir Kein Sänger fich vergleichen kann: Denn Liebe zieht mich mächt’ger an Und weit ergeb’ner bin ich ihr, Und Leib und Geist, Herz und Verstand Und Muth und Kraft sind ihr geschenkt: So ganz bin ich ihr zugelenkt, Daß mir kein andres Ziel bekannt. (Diez.) c) Kein Wunder ist's, wenn mein Gedicht All' andre übertrifft an Werth, Da Liebe ganz mein Herz versehrt, So daß ich Höh'res kenne nicht; Denn Leib und Geist, Herz und Ver stand, Und Muth und Kraft sind nicht mehr mein, Gehören ihr so ganz allein, daß mir all andres scheinet Tand. (Kannegießer.) 2. Ben es mortz qui d'amor non sen Al cor qualque doussa sabor; E que val viure ses amor, Mas per far enueg a la gen? Ja dame dieus no m'azir tan Que ja pueis viva jorn ni mes, Pus que d' enueg serai repres, E d'amor non aurai talan. a) Wohl ist derjenige todt der von der Liebe nicht fühlt im Herzen irgend einen füßen Geschmack; und was nüßt Leben ohne Liebe, außer um den Leuten Langeweile zu machen? Nie zürne mir unser Herr Gott so sehr, daß ich je nachher noch lebe Tag und Monat, nachdem ich von Langeweile ergriffen sein werde und nach Liebe kein

Verlangen haben werde. b) Todt ist der Mensch, dem der Genuß Der Liebe nicht das Herz beseelt, Ein Leben, dem die Liebe fehlt, Gereicht der Welt nur zum Verdruß. Nie sei ich Gott so sehr verhaßt, Daß er mir längre Frist verleiht, Wenn ich mit Liebe mich entzweit Und aller Welt nur bin zur Last. (D.) c) Todt acht' ich den, der nie empfand, Welch Glück die Liebe uns gewährt. Ein Leben, das der Lieb' entbehrt, Wird werthlos allgemein genannt. Gott wolle nimmerdar das Licht Des Lebens länger mir verleihn, Könnt' ich der Liebe treulos sein, Und fühlt ihr Glühn ich fürder nicht. (K.) 3. Per bona fe, e ses engan, Am la plus belha e la melhor; Del cor sospir, e dels huels plor, Quar trop l' am, per qu' ieu hi ai dan : E qu'en puesc als, qu'amors mi pren? E las carcers ont ilh m' a mes No pot claus obrir mas merces, E de merce i trob nien. a) Mit Redlichkeit und ohne Trug liebe ich die schönste und die beste; mit dem Herzen seufze ich und mit den Augen weine ich, denn ich liebe sie zu sehr, weswegen ich dabei Schaden habe: und was kann ich davon anderes, da Liebe mich ergreift? Und die Gefängnisse, worein sie mich gesezt hat, kann kein Schlüssel öffnen. sondern Gnade, und von Gnade finde ich daselbst (d. i. bei ihr) nichts. b) Ich liebe fie, der Frauen Zier, Und hab' es redlich stets gemeint; Mein Busen seuszt, mein Auge weint, Denn ach, nur zu lieb ist sie mir! Und ist das nicht der Liebe Kunst? Sie schloß mich in den Kerker ein, Und nur die Gunst kann mich befrein, Doch find' ich nicht die kleinste Gunst. (D.) c) Ich sag' es, und ich lüge nicht, Die schönst' und best' und höchst' an Werth Lieb ich, daß mirs das Herz verzehrt, Und stets hervor die Thräne bricht. Die Lieb' hat ganz mich übermannt, Sie schloß und kerkerte mich ein, Und nur die Gunst kann mich befrein, Die ich bisher doch nimmer fand. (K.) 4. Quant ieu la vey, be m' es parven Als huels, al vis, a la color, Qu' eissamen trembli de paor Cum fa la fuelha contra 'l ven: Non ai de sen per un efan, Aissi sui d'amor entrepres; E d'om qu' es aissi conques Pot dompna aver almosna gran. a) Wann ich sie sehe, wohl ist mir das Ansehen (wohl sieht man mir es an) an den Augen, an dem Gesicht, an der Farbe, daß ich eben so zittere vor Furcht, wie das Blatt gegen den Wind thut: Ich habe nicht Verstand für ein Kind, so bin ich von der Liebe eingenommen; und mit einem Menschen, der so besiegt ist, kann eine Dame großes Mitleid haben. b) Schau ich sie an, man merkt's geschwind An Auge, Farb' und Angesicht, Ich fasse mich vor Schrecken nicht Und zittre wie das Blatt im Wind. Ich bin nicht wie ein Kind so klug, So sehr nahm mich die Liebe ein; Wohl sollte sie auch gnädig sein Dem Mann, den solche Liebe schlug. (D.) c) Wenn ich sie schau, gleich wird's erkannt An Farb' und Antlig und Geberd', Und wie das Blatt im Wind sich kehrt, Zittr' ich, und bin von Schreck gebannt. Ein Kind ist so befangen nicht, So sehr nahm mich die Liebe ein; Wohl sollte sie auch gnädig sein, Da Lieb' all meine Kräfte bricht. (K.) 5. Bona domna, plus no us deman Mas que m prendatz per servidor, Qu' ie us servirai cum bon senhor, Cossi

que del guazardon m'an: Veus me al vostre mandamen Francx cors, humils, gais e cortes. Ors ni leos non etz vos ges Que m' aucizatz, s' a vos mi ren. a) Gute Frau, um mehr bitte ich euch nicht, außer daß ihr mich nehmet zum Diener, denn ich werde euch dienen wie einem guten Lehnsherrn, wie es mir auch mit dem Lohne gehe: Seht mich hier zu eurem Befehle, redliches Herzens, demüthig, fröhlich und artig. Ihr seid ja nicht Bär oder Löwe, daß ihr mich tödtet, wenn ich mich euch unterwerfe. b) Mehr, edle Frau, verlang ich nicht, Als daß ihr duldet meinen Dienst; Ich werde, was auch mein Gewinnst, Euch, dienen mit Vasallenpflicht. Seht her, ich steh' euch zu Gebot Ergeben, willig, froh und treu: Ihr seid ja nimmer Bár noch Leu, Daß ihr mich tödtet ohne Noth. (D.) c) Auf Andres leist' ich gern Verzicht, Nur Euch zu dienen, das gewährt! Was immer Ihr mir auch beschert, Ich dien' Euch mit Vasallenpflicht. Seht her, ich bin an Euch gebannt, Treu, willig, munter, frank und fein; Ihr werdet Löw' und Bär nicht sein, Nicht wild und mördrisch Eure Hand. (K.) 6. Aquest' amors me fier tan gen Al cor d'una doussa sabor, Cen vetz muer lo jorn de dolor, E reviu de joy autras cen. Tant es lo mals de dous semblan, Que mais val mos mals qu'autres bes, E pus lo mals aitan bos m'es, Bos er lo bes apres l'afan. a) Diese Liebe trifft mich so sanft ins Herz mit einem süßen Geschmack; hundert Mahl sterbe ich den Tag vor Schmerz, und lebe wieder auf vor Freude hundert andere [Mahle]. So sehr ist das Uebel von füßem Anschein, daß mein Uebel mehr werth ist als anderes Gut (d. i. anderer Gut), und da das Uebel mir so gut ist, so wird das Gut gut sein nach dem Kummer. b) Gar sanft mit lauter Süßigkeit Wirkt diese Liebe auf mein Herz: Tags sterb' ich hundert Mahl vor Schmerz Und lebe auf vor Fröhlichkeit. Mein Weh ist eine füße Pein, Mit der kein fremdes Glück sich mißt; Und wenn mein Weh so füß schon ist, Wie süß muß dann mein Glück erst sein! (D.) c) Wie süß ist dieser Liebe Brand, Die solchen Hochgenuß gewährt! Tags sterb' ich hundertmahl, doch kehrt Das Leben flugs, wann es entschwand. All andrer Freuden acht' ich nicht, Vergleich' ich sie mit meiner Pein. Wie süß muß einst mein Glück drum sein, Fehlt schon dem Leid das Süße nicht. (K.) 7. Ai dieus! ara fosson trian Li fals drut e 'l fin amador, Que 'l lauzengier e'l trichador Portesson corn el fron denan; Tot l'aur del mon e tot l'argen Hi volgr' aver dat, s' ieu l'agues, Sol que ma dona conogues Aissi cum ieu l' am finamen. a) Ach Gott! wären doch jezt sich auslesend (sich unterscheidend) die falschen Buhlen und die treuen Liebhaber, daß die Verläumder und die Betrüger trügen ein Horn an der Stirne vorn; alles Gold der Welt und alles Silber möchte ich daran gegeben haben, wenn ich es hätte, bloß damit meine Herrin erkennen möchte, so wie ich sie treu liebe. (Fosson trian überseßt Rayn. L. 3, 194 fussent-ils tries und L. 5, 419 fussent se distinguant, an der ersten Stelle unrichtig: denn trian kann nicht für ein Partic. Praet. gelten, und dem gemäß überseßt werden.) b) Himmel, schiede sich doch aus Treulieb' von falscher

Buhlerei: Wer Arglist übt' und Schmeichelei, Dem wüchs' ein Horn zur Stirn heraus! Das Silber und das Gold der Welt, Bes fäß' ich's, dafür gäb' ich's her, Damit es ihr recht deutlich wär', Daß mein Gemüth sich nicht verstellt. (D.) c) O Gott, verwechsle man doch nicht Buhlschaft und wahrer Liebe Werth! Werd' auf der Stirn ein Horn beschert Dem schmeichlerisch arglist'gen Wicht! Gold freut' und Silber meine Hand Gern aus in Fülle, wär' es mein; Vielleicht dann säh' die Herrin ein, Wie ich so ganz für ste entbrannt. (K) 8. A mon Cortes, lai ont ilh es, Tramet lo vers, e ja no 'l pes Quar n' ai estat tan longamen. a) An mein Artig, dorthin wo sie ist, übersende ich den Vers (das Lied), und nie mißfalle es ihr (sei fie böse), daß ich damit so lange gewesen bin (d. i. fo lange gezögert habe). b) Zur Freundinn, wo sie möge sein, Geh, Vers, und möge fie verzeihn, Das ich dich nicht schon längst entsandt. (K.)

IV. Tenzone von Peire von Auvergne und Bernart von Ventadour.

Mahn, Werke der Troub. Lyr. Abth. I, 102. P. Heyse, Span. und Provenz. Liederb. p. 239. Mahn, Biographieen der Troub. p. 2, 4 und 15.

1. Amicx Bernartz del Ventadorn, Com vos podetz del chan sofrir, Quant aissi auzetz esbaudir Lo rossignolet nuoit e jorn? Auiatz lo joi que demena, Tota nuoit chanta sotz la flor; Miels s'enten que vos en amor. a) Freund Bernart von Ventadour, wie könnt Ihr Euch des Gesanges enthalten, wenn Ihr so höret luftig sein (jubeln) die kleine Nachtigall Nacht und Tag? Höret die Freude, welche sie ausdrückt, die ganze Nacht fingt sie unter der Blume; besser versteht sie sich als Ihr auf Liebe. b) Mein Freund Bernart von Ventadour, Wie könnt Ihr leben ohne Sang, Hört Ihr doch Tag' und Nächte lang Die Nachtigall auf jeder Flur! Lauschet, wie sie schlägt in Wonnen zur Nacht im blüh'nden Waldrevier; Sie weiß von Liebe mehr als Ihr. (Heyse.) 2. Peire, lo dormir e 'l sojorn Am mais que 'l rossignol auzir; Ni ja tan no m sabriatz dir Que mais en la follia torn. Dieu lau, fors sui de cadena, E vos e tuich l'autr' amador Etz remazut en la follor. a) Peire (Peter), das Schlafen und die Ruhe liebe ich mehr als die Nachtigall zu hören; und nie würdet Ihr mir so viel zu sagen wissen, daß ich je zur Thorheit zurückkehre. Ich lobe Gott, hervor (frei) bin ich von der Kette, und Ihr und alle anderen Liebhaber Ihr seid in der Thorheit geblieben. b) Peire, die Nachtruh gilt mir mehr, Als Nachtigall im Blüthenstrauch; Denn ich ver schwur- und schmäht Ihr auch Zur Thorheit jede Wiederkehr. Bin Gottlob! der Haft entronnen, Da Ihr und manch verliebter Mann Noch schmachtet in der Thorheit Bann. 3. Qui ab amor no s sap tener, Bernartz, greu er pros ni cortes; Ni ja tan no us fara doler Que mais no us vailla qu'autre bes; Quar, si fai

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