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Nachwor t.

Die zweite Auflage dieses Buches kann ich mit keinem beffern Wunsche beschließen, als mit dem: daß ihr die gleiche Nachsicht und Theilnahme werden möge, wie der ersten. So weit es in meinen Kräften lag, habe ich im Ganzen und im Einzelnen Mangelhaftes zu bessern, Unvollständiges zu ergänzen gesucht. Aufmerksame Leser werden sich davon namentlich bei diesem letzten Bande leicht überzeugen können. Die zahlreichen und zum Theil gewichtigen Erscheinungen auf dem Gebiete dieser Literatur, die uns die jüngsten Jahre brachten, sind überall gewissenhaft benutt, und zugleich durch wiederholten Besuch der meisten deutschen Schlachtfelder für die Darstellung der Kriegsereignisse mehr Anschaulichkeit gewonnen worden. Um von vielen einzelnen Notizen und Ergänzungen zu schweigen, führe ich als Belege hier nur die Darstellung des Waffenstillstandes von 1813, des Prager Friedenscongresses, dann die Ereignisse von Culm, Leipzig, Hanau, Waterloo an.

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In diesen und vielen andern Parthien des Bandes ist vielfältig ergänzt und berichtigt worden; nur in einem Punkte, der eben den lautesten Widerspruch erregt hat - in der Darstellung und Beurtheilung der Politik und Strategie, die dem Sturze Napoleons einen faulen Frieden vorzog keine Aenderung erfolgt. Im Gegentheil, an manchen Stellen habe ich die Auffassung der ersten Auflage nur schärfer und nachdrücklicher hervortreten lassen.

Dies bedarf einer kurzen Erläuterung. Während der Restaurationsepoche dieses scheidenden Jahrzehnts hat sich auch auf diesem historischen Gebiete eine restaurirende Thätigkeit kundgegeben. Mit einer gewiffen Planmäßigkeit ist in Büchern und Zeitschriften eine verspätete Verherrlichung der Politik und der Kriegskunst versucht worden, über die in den Werken von Perß, Aster, Beißke, Bernhardi, Drøysen, in dem vorliegenden Buche und in zahlreichen Monographien mehr oder weniger ungünstig geurtheilt worden war. Es ist

diese Ansicht in der Regel in sehr lebhaften polemischen Formen geltend gemacht, und uns Andern, die Metternichs Politik und Schwarzenbergs Strategie nicht lobten, nicht nur Mangel an historischer Unbefangenheit, sondern auch an ächtem Patriotismus vorgeworfen worden. Man sprach wohl von deutschen Federn, die sich nur berufen fühlten, Oesterreichs Regierung und große Männer zu verkleinern oder hielt es auch wohl für erlaubt, geradezu den Vorwurf von Verläumdung zu erheben. Ja je dürftiger die Thatsachen und Urkunden waren, die man vorbrachte, desto kraftvoller und hochklingender lauteten die Anklagen. Auch der Verfasser dieses Buches ist bei dieser Polemik nicht ignorirt, sondern ihm vielmehr eine auszeichnende Berücksichtigung zu Theil geworden.

Wollte man die literarischen Producte dieser Richtung lediglich nach ihrem inneren Werthe behandeln, so könnte man sie füglich unbesprochen. lassen; indessen da sich theils jene urtheilslose Reclame, von der sich selbst namhafte Organe nicht frei zu halten wissen, theils gewöhnliche Wohldienerei eifrig bemüht haben, ihnen eine Bedeutung zurechtzureden, so würde Schweigen vielleicht wie Zugeständniß gedeutet werden. Drum durfte sich ein Darsteller dieser Zeit die Mühe nicht verdrießen lassen, noch genauer in das speciellste Detail einzugehen, damit einem Jeden einleuchtend werde, wie vollkommen nichtig jene Polemik, und wie unberufen ihre dreisten Anklagen find. Theils in den politischen Abschnitten dieses Bandes, theils namentlich in der Darstellung des Feldzuges von 1814 glaube ich dies zur Genüge dargethan zu haben.ate

Die Differenz, um die es sich handelt, betrifft einmal die Politik Desterreichs in den Jahren 1813-1814, dann die durch diese Politik bestimmte Kriegführung. Was den ersten Punkt angeht, so habe ich wie viele Andere es stets als eine Calamität bezeichnet, wenn die Metternich'sche Vermittlungstaktik, die den Rhein, die Alpen, Belgien, Holland inTM Händen Napoleons laffen und in Westfalen, Berg und Frankfurt die bonapartesche Sippschaft erhalten wollte, im Jahre 1813 zum Sieg gelangt wäre. Mir ist die Durchführung dieser Politik, die vorzugsweise an Napoleons Stolz scheiterte, stets als die Verewigung unserer Schmach und Schwäche erschienen. Drum hielt ich nichts für verkehrter, als die Leidenschaft, womit die unheilbar blinden Bonapartisten Metternich anklagten; der Friede, den uns der österreichische Staatsmann im Sommer 1813 vermittelt hätte, war vielmehr der denkbar günstigste Ausweg für das napoleonische Frankreich. Daß dies neuerlich von Thiers mit dialektischem Geschick und in beredter Darstellung nachgewiesen worden ist, finde ich ganz in der Ordnung; ihm vor Allem stand es wohl an, der Apologet dieser Staatskunst zu sein. Für uns andere, die wir als Deutsche diese Politik verdammten, war zudem keine erwünschtere Genugthuung zu denken, als daß der gescheidteste Advocat des alten Bonapartismus dieselbe rechtfertigt und rühmt. Für dies so überaus einfache Verhältniß

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scheinen aber manche Köpfe ganz unzugänglich zu sein; sonst könnten sie nicht die unglaubliche Naivetät haben, sich auf Thiers, als auf den sichersten Gewährsmann zu berufen und mit seinem lobenden Zeugniß die deutschen Tadler zurückzuweisen! Ob die Stumpfheit des Denkens oder des patriotischen Empfindens dabei mehr Schuld hat, oder ob beide sich darin theilen, muß man unentschieden laffen.

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Was die Kriegführung betrifft, die durch jene Politik bestimmt war, so wird der Abschnitt über den Feldzug von 1814 im Einzelnen zeigen, wie man mit den Thatsachen umspringen und wie viel man theils nicht wissen, theils ignoriren muß, um die Richtigkeit der bisherigen Auffassung zu erschüttern. Wer den Ton, in welchem sich jene Geschichtschreibung einführte, noch in Erinnerung hat, der wird wohl überrascht sein über ihre völlige Armuth in Thatsachen und Urkunden.

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Diese Punkte mit Nachdruck festzustellen und die anniaßende Oberflächlichkeit der angeblichen Berichtiger scharf abzuweisen, war eine Pflicht, der ich mich wohl nicht entziehen durfte, auch wenn dies Buch sonst den Ton der Polemik vermeidet. Daß Verständige dies richtig würdigen und nicht irgend "welche Sympathie oder Antipathie darin suchen werden, darf ich wohl erwarten. Ich zähle vielmehr diejenigen nicht zu den wahren Freunden eines Staates, die, angeblich in dessen Interesse, die Wahrheit fälschen und für diese traurige Arbeit den Ehrenlohn des Patrioten fordern. Wohin solch byzantinische Servilität der Geschichtschreibung 'führt, was die Früchte des gehorsamen Schweigens und des wohldienerischen Beschönigens sind, davon scheint es mir, hat gerade Desterreich in alter und neuer Zeit sehr bittere Erfahrungen gemacht. Hoffen wir, daß dieselben nicht unfruchtbar bleiben und daß man sich fortan mehr bemühe, das Gegenwärtige möglichst vollkommen zu machen, statt über alte Schwächen neue Fabeln auszubreiten. Heidelberg im October 1859.

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