Lob-Rede Dem Sroffen $. Kirchen Batter In der hohen Dom-Stiffts Kirchen zu Augspurg Gehalten von P. FRANCISCO NEUMAYR Soc. Jesu Und In Druck gegeben Mit Genehmhaltung der Oberen. München und Ingolstade Berlegts Franz Xaveri Cräß, und Thomas Summer, THEMA. Qui, fecerit, & docuerit, hic Magnus vocabitur. Wer auch thut, was er lehret, der wird groß seyn. Matth. 5. Innbalt. So hart es ist, daß ein grosser Lehrer alles bewerckstellige, was er lehret: so eigen hat ihme dises Lob Aus gustinus gemacht, besonders in Einsicht seiner Bücher von der Freyheit, und von der Gnade. Dann, was er da gelehret hat, hat er gethan, und zwar 1. Was er gelehret hat von der Freyheit, hat er gethan in seiner Befehrung. 2. Was er gelehret hat von der Gnade, hat er gethan nach seiner Befehrung. Schlüsse, ob man ihne zu vil lobe, wann man saget, daß er unter den Heiligen der gelehrceste, und unter den Gelehrten der heiligste seye? E Eingang. As heutige Fest, tägliche Evangelium gibt uns zu verstes Zwo Gathen, daß zwo Gattungen der Lehrer seyen: eine gleich den tungen der Leib Arkten, welche anderen Krancken ein bitteres Tränck, Behrer. lein einzuschwägen keine Wort sparen: aber daß fie defs fer selbst, wann sie kranck seynd, sich bedienen wolten, auf keine Weiß mögen beredet werden: die andere gleich den Weegweis seren, welche die Straffen, wohin sie deuten, selbst gewanderet haben, und durch eignes Erfahrnisse wissen, wie man die Wanders Leuth ficher anführen folle. Es gibt in der Menge Lehrer, welche das Ge såg GOttes, was davon zu glauben, was Gutes zu thun, was Böses zu meyden seye, biß auf die dusserste Kleinigkeiten sorgfältig erklas ren: aber selbst in deffen vollkommner Ubung eine Fertigkeit zu ers langen, so wenig, als die Pharisåer, besorget seynd: und von disen stehet geschriben, minimus vocabitur, daß sie eine schlechte Figur im Reich GOttes machen, und wenig angesehen seyn werden: ja wohl gar in Gefahr stehen unter die Verworffene gezehlet zu werden, auch nachdem sie vile andere durch ihre Lehr von dem Irathum zur Wahrheit, und durch ihr Zusprechen von der Sünd zur Buß glück lich gebracht haben. Es gibt aber auch andere, welche, was sie leho ren, selbst thun, noch sich jemahl auf einem Laster betretten lassen, welches fie in ihren Schrifften, oder von der Cangel verdammen: noch ihren Jüngeren eine Bürde auflegen, so sie nicht selbst tragens von disen heiffet es: hic Magnus vocabitur! Der, qui facit, quod docet, der, so da thut, was er lehret, der ist groß in den Augen GOttes, und seiner Englen: hic Magnus vocabitur, und billich, 22 Dann ist von der dann es ist keine kleine Beschwernisse alles, was man lehret, bewers den ja je tieffsinniger der Lehrer ist, desto beschwerlicher fallet ihme die Ausübung seiner Lehr, weil es vil Schnauffens kosten wird, biß man mit Christs sagen kan: Jota unum, aut unus apex non præteribit à lege, donec omnia fiant, kein Jota,kein Buchstab soll von dem Gefäß zu grund gehen, biß alles von, und an mir erfüls let worden ist. Augustinus Für taufend anderen gebühret dises Lob dem Heil. Augustino, guten Gat- daß er mit so viler Andacht, und Embsigkeit in dise Fuß- Stapffen tung. getretten, als von deme man billich zweiflen kan, ob seine Lehr bess fer in feinen Bücheren, so unvergleichlich schön sie auch seynd, oder in seinem Leben und Sitten ausgedrückt sehen. Mich freuet, daß fein herzliches Geburts Feft in den Himmel auf einen Sonntag eins treffe, und ich also Gelegenheit habe dem grossen Kirchen- Vatter ein weniges Lob von diser Cangel zu sprechen. Es erforderet folches die Danckbarkeit. Auguftinus ware zu seiner Zeit malleus hæ reticorum, ein Hammer der alten Keger: und da er die alte Jrzs thum zerknirschte, hat er uns in seinen Bücheren die Waffen hins derlassen, auch die neue zu besiegen. Die heutige Seckten Meister erkennen sein Ansehen, und ein jeder hätte ihn gern auf seiner Seis the. Weil aber das nicht angehen will, nemmen sie ihnen alle Mühe sein Ansehen herabzusetzen: ja Luther feget sich eigenmächtig über ihne hinauf, und will für einen Doctor über alle Doctor gehals ten werden, also daß man sein Zeugnisse von dem Verstand eines Bibel-Texts dem Zeugnisse hundert Augustinen fürziehen solle. Wir lassen den großmauligen Prahler schwätzen : und dancen GOTT daß er uns lieber Auguftinum, als Luthern zum Lehrer gegeben. Wahr ist, auch vom Luther kan man fagen: Quod docuit, fecit, er hat gelebt, wie er gelehr Er hat gelehret, man könne die Gebott GOttes nicht halten: er hat sie auch nicht gehalten: er hat gelehret, die Ordens Gelübd binden nicht, und was er lehrte, thate er er hat die Bande zerrissen : er hat gelehret, man könne die Keuschheit nicht halten, und er hat in der Hureren wie gelebet, also sein Leben geendet: er hat gelehret, es gebe keine geistliche Obs rigkeit, und hat der erste den Sprung über die Closter Mauren gee wagt: er hat gelehret, man solle nur wader fündigen, aber auch Reiffer |